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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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(Die beiden dreigliedrigen Perioden dieser Strophe schließen je mit einem p1b_345.002
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Sie haben das Herz aus der Brust mir genommen, p1b_345.004
Und haben's gelegt in ein Grab, p1b_345.005
Das Leben ist mir abhanden gekommen, p1b_345.006
Es ist mir gegangen hinab.

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b. Anapästensystem.

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Es wütet der Sturm mit entsetzlicher Macht p1b_345.009
Die Windmühl schwankt, das Gebälk erkracht, p1b_345.010
Hilf, Himmel, erbarme dich unser! (Schlußvers.)
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Zerschellt ist der Mühle zerbrechlicher Bau, p1b_345.012
Und Wogen von Sand bedecken die Au', p1b_345.013
Hilf, Himmel, erbarme dich unser! (Schlußvers.)
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(Chamisso.)

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5. Fünftaktige anapästische Verse (anapästische Fünftakter).

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Der fünftaktige Anapäst findet sich in unserer Litteratur nur selten. p1b_345.017
Er hat meist hyperkatalektischen Schluß.

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Beispiel:

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"Guten Morgen, Marie! so frühe schon rüstig und rege? p1b_345.020
Dich, treuste der Mägde, dich machet die Liebe nicht träge. p1b_345.021
Ja! mähst du die Wiese mir ab von jetzt in drei Tagen, p1b_345.022
Nicht dürft' ich den Sohn dir, den einzigen, länger versagen."
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(Uhland, Die Mähderin.)

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6. Sechstaktige anapästische Verse (anapästische Sechstakter).

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Der daktylische Hexameter mit fallendem Rhythmus wird zum p1b_345.026
anapästischen Hexameter mit steigendem Rhythmus, wenn er einen Auftakt p1b_345.027
erhält. Von sämmtlichen derartigen Bildungen nimmt Ewald p1b_345.028
Christian von Kleists Frühling eine hervorragende Stelle ein.

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Beispiel:

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Die Luft ward sanfter; ein Teppich mit wilder Kühnheit aus Stauden p1b_345.031
Und Blumen und Saaten gewebt, bekleidete Thäler und Hügel, p1b_345.032
Nun fielen Schatten vom Buchbaum herab; harmonische Lieder p1b_345.033
Erfüllten den dämmernden Hain. Die Sonne beschaute die Bäche; p1b_345.034
Die Bäche führeten Funken. Gerüche flossen im Luftraum; p1b_345.035
Und jeden schlafenden Nachhall erweckte die Flöte der Hirten.
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(Aus Kleists Frühling.)

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7. Siebentaktige anapästische Verse (anapästische Siebentakter).

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Häufige Verwendung in der poetischen Litteratur fand der hyperkatalektische p1b_345.039
siebentaktige Anapäst, den man als achttaktigen katalektischen p1b_345.040
Anapäst - als den sog. aristophanischen Tetrameter - p1b_345.041
auffassen kann, und dies besonders dann, wenn die Hebung des siebenten p1b_345.042
Takts unter Hinzurechnung der Pause über die beiden Thesen des p1b_345.043
achten Takts hinüber angehalten wird, so daß die letzte Silbe wieder p1b_345.044
in die Arsis kommt (z. B. Zin-Breve-Breveken). Manche Gelehrte haben seine

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(Die beiden dreigliedrigen Perioden dieser Strophe schließen je mit einem p1b_345.002
katalektischen Viertakter ab.)

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Er hat meist hyperkatalektischen Schluß.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/379>, abgerufen am 25.11.2024.