Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_332.001 Vers 2.Wißt ihr etwa, liebe Christen, was man Parabase heißt, p1b_332.002 p1b_332.007Und was hier der Dichter seiner Akte jedem angeschweißt? p1b_332.003 Sollt' es Keiner wissen, jetzo kann es lernen jeder Thor: p1b_332.004 Dies ist eine Parabase, was ich eben trage vor. p1b_332.005 Scheint sie euch geschwätzig, laßt sie, denn es ist ein alter Brauch, p1b_332.006 Gerne plaudern ja die Basen, und die Parabasen auch. &c. (Platens Werke IV. 17.) p1b_332.008 Vers 3.Sieh, herauf am Berge steigend naht von dort ein Knechtepaar. p1b_332.010 Einen Knecht erkenn' ich, aber einer ist kein Knecht fürwahr. p1b_332.012 p1b_332.015Einen Glanz um seine Stirne seh ich, um sein ragend Haupt, p1b_332.013 Wie vom Fürstenkranz umflossen, wie von Siegeskron umlaubt. p1b_332.014 Hell das Dunkel meiner Seele tagt vor seinem Angesicht. &c. (Rückert.) p1b_332.016 § 110. Kretische und trochäisch-jambische Verse. p1b_332.017 p1b_332.022 p1b_332.023 A. Der kretische Vers (- Breve - | - Breve - | - Breve | - Breve | - Breve |). p1b_332.025 p1b_332.026 Weil im Feld | Frünhlingstau | perlt am | jungen | Grase, p1b_332.028 p1b_332.035Sollt' ich nicht Freudenquell lassen taun vom Glase? p1b_332.029 Sonnchen, was frommen dir vor'm Gesichtchen Schleier? p1b_332.030 Jeden Flor macht dein Glanz zu durchsicht'gem Gase. p1b_332.031 Wenn du dein Näschen rümpfst, macht es gleich mich schaudern. p1b_332.032 Lachen nur macht mich's, rümpft Weisheit ihre Nase. p1b_332.033 Gieß den Schaum mir in's Glas, Schenk! und an der Sonne p1b_332.034 Spielen laß hell der Lust flücht'ge Seifenblase. &c. (Rückert.) p1b_332.036 p1b_332.037 p1b_332.001 Vers 2.Wißt ihr etwa, liebe Christen, was man Parabase heißt, p1b_332.002 p1b_332.007Und was hier der Dichter seiner Akte jedem angeschweißt? p1b_332.003 Sollt' es Keiner wissen, jetzo kann es lernen jeder Thor: p1b_332.004 Dies ist eine Parabase, was ich eben trage vor. p1b_332.005 Scheint sie euch geschwätzig, laßt sie, denn es ist ein alter Brauch, p1b_332.006 Gerne plaudern ja die Basen, und die Parabasen auch. &c. (Platens Werke IV. 17.) p1b_332.008 Vers 3.Sieh, herauf am Berge steigend naht von dort ein Knechtepaar. p1b_332.010 Einen Knecht erkenn' ich, aber einer ist kein Knecht fürwahr. p1b_332.012 p1b_332.015Einen Glanz um seine Stirne seh ich, um sein ragend Haupt, p1b_332.013 Wie vom Fürstenkranz umflossen, wie von Siegeskron umlaubt. p1b_332.014 Hell das Dunkel meiner Seele tagt vor seinem Angesicht. &c. (Rückert.) p1b_332.016 § 110. Kretische und trochäisch-jambische Verse. p1b_332.017 p1b_332.022 p1b_332.023 A. 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Choriambische Verse.</p> <p><lb n="p1b_332.037"/> Zu den trochäisch=jambischen Versen rechnet man auch die in <lb n="p1b_332.038"/> unserer poetischen Sprache mehrfach verwerteten choriambischen Verse. <lb n="p1b_332.039"/> Sie bestehen ihrem Ursprung nach aus einem Choriambus (d. i. aus <lb n="p1b_332.040"/> einem Choreus oder Trochäus und einem Jambus – ⏑ ⏑ –) oder aus <lb n="p1b_332.041"/> zwei und drei Choriamben mit einleitendem trochäischen und abschließendem <lb n="p1b_332.042"/> jambischen Verstakte. Choriambische Verse sind 1. der <lb n="p1b_332.043"/> asklepiadeische Vers und 2. der glykonische Vers.</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [332/0366]
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Wißt ihr etwa, liebe Christen, was man Parabase heißt, p1b_332.002
Und was hier der Dichter seiner Akte jedem angeschweißt? p1b_332.003
Sollt' es Keiner wissen, jetzo kann es lernen jeder Thor: p1b_332.004
Dies ist eine Parabase, was ich eben trage vor. p1b_332.005
Scheint sie euch geschwätzig, laßt sie, denn es ist ein alter Brauch, p1b_332.006
Gerne plaudern ja die Basen, und die Parabasen auch. &c.
p1b_332.007
(Platens Werke IV. 17.)
p1b_332.008
Eleasar:
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Sieh, herauf am Berge steigend naht von dort ein Knechtepaar.
p1b_332.010
Samuel:
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Einen Knecht erkenn' ich, aber einer ist kein Knecht fürwahr. p1b_332.012
Einen Glanz um seine Stirne seh ich, um sein ragend Haupt, p1b_332.013
Wie vom Fürstenkranz umflossen, wie von Siegeskron umlaubt. p1b_332.014
Hell das Dunkel meiner Seele tagt vor seinem Angesicht. &c.
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(Rückert.)
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§ 110. Kretische und trochäisch-jambische Verse. p1b_332.017
Nicht selten finden sich im trochäischen Versgerüste Jamben, ähnlich p1b_332.018
wie bei den Hinkejamben am Schluß der Zeile ein Trochäus angehängt p1b_332.019
ist. Schließt sich dem Trochäus ein Jambus an (– ⏑ ⏑ –), so entsteht p1b_332.020
für das Auge ein Daktylus, dem eine einzige lange Silbe folgt, oder p1b_332.021
ein Choriambus.
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Als trochäisch=jambische Verse sind zu bezeichnen:
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A. Der kretische Vers und B. die choriambischen Verse.
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A. Der kretische Vers (– ⏑ – │ – ⏑ – │ – ⏑ │ – ⏑ │ – ⏑ │).
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Er enthält zwei Cretici und drei Trochäen.
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Beispiel:
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Wēil ĭm Fēld │ Frǖhlĭngstāu │ pērlt ăm │ jūngĕn │ Grāsĕ, p1b_332.028
Sollt' ich nicht Freudenquell lassen taun vom Glase? p1b_332.029
Sonnchen, was frommen dir vor'm Gesichtchen Schleier? p1b_332.030
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Wenn du dein Näschen rümpfst, macht es gleich mich schaudern. p1b_332.032
Lachen nur macht mich's, rümpft Weisheit ihre Nase. p1b_332.033
Gieß den Schaum mir in's Glas, Schenk! und an der Sonne p1b_332.034
Spielen laß hell der Lust flücht'ge Seifenblase. &c.
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B. Choriambische Verse.
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Zu den trochäisch=jambischen Versen rechnet man auch die in p1b_332.038
unserer poetischen Sprache mehrfach verwerteten choriambischen Verse. p1b_332.039
Sie bestehen ihrem Ursprung nach aus einem Choriambus (d. i. aus p1b_332.040
einem Choreus oder Trochäus und einem Jambus – ⏑ ⏑ –) oder aus p1b_332.041
zwei und drei Choriamben mit einleitendem trochäischen und abschließendem p1b_332.042
jambischen Verstakte. Choriambische Verse sind 1. der p1b_332.043
asklepiadeische Vers und 2. der glykonische Vers.
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