Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_329.001 Walle! walle (Zweitakter) p1b_329.002 Manche Strecke, p1b_329.003 Daß, zum Zwecke, p1b_329.004 Wasser fließe, p1b_329.005 Und mit reichem, vollem Schwalle p1b_329.006 Zu dem Bade sich ergieße! (Goethe, Zauberlehrling.) p1b_329.007 p1b_329.009 p1b_329.014 p1b_329.019 p1b_329.027 p1b_329.032 p1b_329.033 Tausend Zelten waren aufgeschlagen p1b_329.035 p1b_329.042Durch's Gefilde vor den Thoren Bagdads, p1b_329.036 Um das Fest des neuen Jahr's zu feiern; p1b_329.037 Auf dem Throne saß der große Harun p1b_329.038 Als Kalif mit allen Würdezeichen, p1b_329.039 Rings im Zirkel seine Kronbeamten; p1b_329.040 Doch zunächst die drei geliebten Söhne p1b_329.041 Prinz Amin und neben Assur Assad &c. (Platen, Abassiden IV. 268.) p1b_329.043Einen wohlgeschnitzten vollen Becher p1b_329.044
Hielt ich drückend in den beiden Händen, p1b_329.045 Sog begierig süßen Wein vom Rande, p1b_329.046 Gram und Sorg' auf Einmal zu vertrinken. (Goethe, Der Becher.) p1b_329.001 Walle! walle (Zweitakter) p1b_329.002 Manche Strecke, p1b_329.003 Daß, zum Zwecke, p1b_329.004 Wasser fließe, p1b_329.005 Und mit reichem, vollem Schwalle p1b_329.006 Zu dem Bade sich ergieße! (Goethe, Zauberlehrling.) p1b_329.007 p1b_329.009 p1b_329.014 p1b_329.019 p1b_329.027 p1b_329.032 p1b_329.033 Tausend Zelten waren aufgeschlagen p1b_329.035 p1b_329.042Durch's Gefilde vor den Thoren Bagdads, p1b_329.036 Um das Fest des neuen Jahr's zu feiern; p1b_329.037 Auf dem Throne saß der große Harun p1b_329.038 Als Kalif mit allen Würdezeichen, p1b_329.039 Rings im Zirkel seine Kronbeamten; p1b_329.040 Doch zunächst die drei geliebten Söhne p1b_329.041 Prinz Amin und neben Assur Assad &c. (Platen, Abassiden IV. 268.) p1b_329.043Einen wohlgeschnitzten vollen Becher p1b_329.044
Hielt ich drückend in den beiden Händen, p1b_329.045 Sog begierig süßen Wein vom Rande, p1b_329.046 Gram und Sorg' auf Einmal zu vertrinken. (Goethe, Der Becher.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0363" n="329"/> <lb n="p1b_329.001"/> <lg> <l>Walle! walle (Zweitakter)</l> <lb n="p1b_329.002"/> <l>Manche Strecke,</l> <lb n="p1b_329.003"/> <l>Daß, zum Zwecke,</l> <lb n="p1b_329.004"/> <l>Wasser fließe,</l> <lb n="p1b_329.005"/> <l>Und mit reichem, vollem Schwalle</l> <lb n="p1b_329.006"/> <l>Zu dem Bade sich ergieße!</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Goethe, Zauberlehrling.)</hi> </p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_329.007"/> 5. Fünftaktige trochäische Verse (trochäischer Fünftakter. Serbischer <lb n="p1b_329.008"/> Trochäus).</p> <p><lb n="p1b_329.009"/> Er kommt vollständig, unvollständig und überzählig in Anwendung, <lb n="p1b_329.010"/> namentlich in epischen Dichtungen. Die serbischen Volkslieder <lb n="p1b_329.011"/> sind von Th. A. L. v. Jacob im fünftaktigen reimlosen Trochäus übersetzt <lb n="p1b_329.012"/> worden, weshalb man diesen Vers im Gegensatz zum viertaktigen <lb n="p1b_329.013"/> sog. <hi rendition="#g">spanischen Trochäus</hi> den „serbischen Trochäus“ nennt.</p> <p><lb n="p1b_329.014"/> Herder hat ihn in seinen Parabeln und Elegien angewandt. Goethe <lb n="p1b_329.015"/> dichtete in serbischen Trochäen: Morgenklagen; Nachtgesang; Klaggesang von der <lb n="p1b_329.016"/> edeln Frauen des Asan Aga; Zedlitz: Die Worte des Koran; Wilh. Müller: <lb n="p1b_329.017"/> Vineta; Kopisch: Psaumis und Puras; Matthisson: Elegie; Heyse: Die Brüder; <lb n="p1b_329.018"/> Platen: Die Abassiden, u. A.</p> <p><lb n="p1b_329.019"/> Es ist unbegreiflich, daß <hi rendition="#g">Kurz,</hi> der wahrscheinlich nur den Prolog angesehen <lb n="p1b_329.020"/> hat, in seiner Litteraturgesch. <hi rendition="#aq">III. 304</hi><hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">b</hi>.</hi> die serbischen Trochäen mit <lb n="p1b_329.021"/> fünftaktigen reimlosen Jamben verwechseln und behaupten konnte, <hi rendition="#g">Platen <lb n="p1b_329.022"/> habe in diesem Versmaß seine Abassiden geschrieben,</hi> woran <lb n="p1b_329.023"/> Kurz überflüssige Belehrung über <hi rendition="#g">geeignetes</hi> Versmaß in solchen Dichtungen reiht. <lb n="p1b_329.024"/> Houwald (Werke <hi rendition="#aq">V</hi>. 395), Bürger (<hi rendition="#aq">I</hi>. 306 ff.), Fouqu<hi rendition="#aq">é (XII</hi>. 57), Auffenberg <lb n="p1b_329.025"/> (<hi rendition="#aq">I. 23, XX</hi>. 144, 229 ff.) u. A. verwandten den Vers in Gedichten. <lb n="p1b_329.026"/> Auffenberg (<hi rendition="#aq">X</hi>. 279 ff., <hi rendition="#aq">XIV</hi>. 174 ff.) verwertete ihn auch im Drama.</p> <p><lb n="p1b_329.027"/> Wir möchten ihn für das Drama nicht empfehlen. Die forteilende Handlung <lb n="p1b_329.028"/> im Drama scheint nur den rasch aufsteigenden Jambus zu vertragen. <lb n="p1b_329.029"/> Dazu kommt, daß bei seiner Anwendung wegen des trochäischen Grundrhythmus <lb n="p1b_329.030"/> unserer Sprache Worttakt und Verstakt zu häufig zusammenfallen und <lb n="p1b_329.031"/> so meist Diäresen, aber weniger Cäsuren eintreten.</p> <p> <lb n="p1b_329.032"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <p><lb n="p1b_329.033"/><hi rendition="#aq">A</hi>. <hi rendition="#g">Ungereimt.</hi></p> <lb n="p1b_329.034"/> <lg> <l>Tausend Zelten waren aufgeschlagen</l> <lb n="p1b_329.035"/> <l>Durch's Gefilde vor den Thoren Bagdads,</l> <lb n="p1b_329.036"/> <l>Um das Fest des neuen Jahr's zu feiern;</l> <lb n="p1b_329.037"/> <l>Auf dem Throne saß der große Harun</l> <lb n="p1b_329.038"/> <l>Als Kalif mit allen Würdezeichen,</l> <lb n="p1b_329.039"/> <l>Rings im Zirkel seine Kronbeamten;</l> <lb n="p1b_329.040"/> <l>Doch zunächst die drei geliebten Söhne</l> <lb n="p1b_329.041"/> <l>Prinz Amin und neben Assur Assad &c.</l> </lg> <lb n="p1b_329.042"/> <p> <hi rendition="#right">(Platen, Abassiden <hi rendition="#aq">IV</hi>. 268.)</hi> </p> <lb n="p1b_329.043"/> <lg> <l>Einen wohlgeschnitzten vollen Becher</l> <lb n="p1b_329.044"/> <l>Hielt ich drückend in den beiden Händen,</l> <lb n="p1b_329.045"/> <l>Sog begierig süßen Wein vom Rande,</l> <lb n="p1b_329.046"/> <l>Gram und Sorg' auf Einmal zu vertrinken. (Goethe, Der Becher.)</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [329/0363]
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Walle! walle (Zweitakter) p1b_329.002
Manche Strecke, p1b_329.003
Daß, zum Zwecke, p1b_329.004
Wasser fließe, p1b_329.005
Und mit reichem, vollem Schwalle p1b_329.006
Zu dem Bade sich ergieße!
(Goethe, Zauberlehrling.)
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5. Fünftaktige trochäische Verse (trochäischer Fünftakter. Serbischer p1b_329.008
Trochäus).
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Er kommt vollständig, unvollständig und überzählig in Anwendung, p1b_329.010
namentlich in epischen Dichtungen. Die serbischen Volkslieder p1b_329.011
sind von Th. A. L. v. Jacob im fünftaktigen reimlosen Trochäus übersetzt p1b_329.012
worden, weshalb man diesen Vers im Gegensatz zum viertaktigen p1b_329.013
sog. spanischen Trochäus den „serbischen Trochäus“ nennt.
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Herder hat ihn in seinen Parabeln und Elegien angewandt. Goethe p1b_329.015
dichtete in serbischen Trochäen: Morgenklagen; Nachtgesang; Klaggesang von der p1b_329.016
edeln Frauen des Asan Aga; Zedlitz: Die Worte des Koran; Wilh. Müller: p1b_329.017
Vineta; Kopisch: Psaumis und Puras; Matthisson: Elegie; Heyse: Die Brüder; p1b_329.018
Platen: Die Abassiden, u. A.
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Es ist unbegreiflich, daß Kurz, der wahrscheinlich nur den Prolog angesehen p1b_329.020
hat, in seiner Litteraturgesch. III. 304b. die serbischen Trochäen mit p1b_329.021
fünftaktigen reimlosen Jamben verwechseln und behaupten konnte, Platen p1b_329.022
habe in diesem Versmaß seine Abassiden geschrieben, woran p1b_329.023
Kurz überflüssige Belehrung über geeignetes Versmaß in solchen Dichtungen reiht. p1b_329.024
Houwald (Werke V. 395), Bürger (I. 306 ff.), Fouqué (XII. 57), Auffenberg p1b_329.025
(I. 23, XX. 144, 229 ff.) u. A. verwandten den Vers in Gedichten. p1b_329.026
Auffenberg (X. 279 ff., XIV. 174 ff.) verwertete ihn auch im Drama.
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Wir möchten ihn für das Drama nicht empfehlen. Die forteilende Handlung p1b_329.028
im Drama scheint nur den rasch aufsteigenden Jambus zu vertragen. p1b_329.029
Dazu kommt, daß bei seiner Anwendung wegen des trochäischen Grundrhythmus p1b_329.030
unserer Sprache Worttakt und Verstakt zu häufig zusammenfallen und p1b_329.031
so meist Diäresen, aber weniger Cäsuren eintreten.
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Beispiele:
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A. Ungereimt.
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Tausend Zelten waren aufgeschlagen p1b_329.035
Durch's Gefilde vor den Thoren Bagdads, p1b_329.036
Um das Fest des neuen Jahr's zu feiern; p1b_329.037
Auf dem Throne saß der große Harun p1b_329.038
Als Kalif mit allen Würdezeichen, p1b_329.039
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Prinz Amin und neben Assur Assad &c.
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(Platen, Abassiden IV. 268.)
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Einen wohlgeschnitzten vollen Becher p1b_329.044
Hielt ich drückend in den beiden Händen, p1b_329.045
Sog begierig süßen Wein vom Rande, p1b_329.046
Gram und Sorg' auf Einmal zu vertrinken. (Goethe, Der Becher.)
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