Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_328.001 p1b_328.008 p1b_328.018 p1b_328.019 Trauernd tief saß Don Diego, p1b_328.021 Wohl war keiner je so traurig; p1b_328.022 Gramvoll dacht er Tag und Nächte p1b_328.023 Nur an seines Hauses Schmach. (katal.) (Herders Cid.) p1b_328.024 Einsam wandle deine Bahnen, p1b_328.026 p1b_328.029Stilles Herz und unverzagt! (katal.) p1b_328.027 Viel erkennen, Vieles ahnen p1b_328.028 Wirst du, was dir keiner sagt. (katal.) (Scheffel, Trompeter &c.) p1b_328.030 Unermeßlich und unendlich, p1b_328.032 p1b_328.035Glänzend, ruhig, ahnungsschwer, (katal.) p1b_328.033 Liegst du vor mir ausgebreitet, p1b_328.034 Altes heil'ges, ew'ges Meer. (katal.) (Anast. Grün, Begrüßung des Meeres.) p1b_328.036 Hat der alte Hexenmeister p1b_328.039
Sich doch einmal wegbegeben! p1b_328.040 Und nun sollen seine Geister p1b_328.041 Auch nach meinem Willen leben; p1b_328.042 Seine Wort' und Werke (3taktig) p1b_328.043 Merkt' ich, und den Brauch, (katal. Dreitakter) p1b_328.044 Und mit Geistesstärke (Dreitakter) p1b_328.045 Thu' ich Wunder auch. (katal. Dreitakter) p1b_328.001 p1b_328.008 p1b_328.018 p1b_328.019 Trauernd tief saß Don Diego, p1b_328.021 Wohl war keiner je so traurig; p1b_328.022 Gramvoll dacht er Tag und Nächte p1b_328.023 Nur an seines Hauses Schmach. (katal.) (Herders Cid.) p1b_328.024 Einsam wandle deine Bahnen, p1b_328.026 p1b_328.029Stilles Herz und unverzagt! (katal.) p1b_328.027 Viel erkennen, Vieles ahnen p1b_328.028 Wirst du, was dir keiner sagt. (katal.) (Scheffel, Trompeter &c.) p1b_328.030 Unermeßlich und unendlich, p1b_328.032 p1b_328.035Glänzend, ruhig, ahnungsschwer, (katal.) p1b_328.033 Liegst du vor mir ausgebreitet, p1b_328.034 Altes heil'ges, ew'ges Meer. (katal.) (Anast. Grün, Begrüßung des Meeres.) p1b_328.036 Hat der alte Hexenmeister p1b_328.039
Sich doch einmal wegbegeben! p1b_328.040 Und nun sollen seine Geister p1b_328.041 Auch nach meinem Willen leben; p1b_328.042 Seine Wort' und Werke (3taktig) p1b_328.043 Merkt' ich, und den Brauch, (katal. Dreitakter) p1b_328.044 Und mit Geistesstärke (Dreitakter) p1b_328.045 Thu' ich Wunder auch. (katal. Dreitakter) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0362" n="328"/> <p><lb n="p1b_328.001"/> Herders Cid ist im viertaktigen Trochäus geschrieben. Der 4taktige <lb n="p1b_328.002"/> Trochäus ist der <hi rendition="#g">Nationalvers der Spanier.</hi> Eine Diärese findet sich in <lb n="p1b_328.003"/> ihm zuweilen am Ende des zweiten Taktes. Jn neuerer Zeit ist man bei uns <lb n="p1b_328.004"/> von seiner Anwendung einigermaßen zurückgekommen, zweifelsohne, weil eben <lb n="p1b_328.005"/> der Grundrhythmus unserer Sprache selbst trochäisch ist und wir in der Poesie <lb n="p1b_328.006"/> aus ästhetischen Gründen den Gegensatz erstreben. ─ Victor v. Scheffel hat <lb n="p1b_328.007"/> seinen Trompeter von Säkkingen in viertaktigen Trochäen geschrieben.</p> <p><lb n="p1b_328.008"/> Der viertaktige Trochäus findet sich sonst auch, mit verschiedentaktigen <lb n="p1b_328.009"/> Trochäen zusammengesetzt, namentlich für kleinere Lyriken verwertet. Vgl. Schiller: <lb n="p1b_328.010"/> Lied an die Freude (Freude, schöner Götterfunken) und Der Jüngling am <lb n="p1b_328.011"/> Bache; ferner Goethe: Der Schatzgräber, Glück der Entfernung, Dank des <lb n="p1b_328.012"/> Paria, und Aus Dornburg; ferner Novalis: Der Kirchhof; Chamisso: Nacht <lb n="p1b_328.013"/> und Winter; Kopisch: König Jakob von Belvedere; Tieck: Die Poesie; ferner <lb n="p1b_328.014"/> Dingelstedt: Die Augen der Geliebten, sowie Walhalla; Christ. Weiße: Der <lb n="p1b_328.015"/> Aufschub; Anast. Grün: Mannesthräne; Hebbel: Der Tod kennt den Weg; <lb n="p1b_328.016"/> Freiligrath: Der Blumen Rache; Victor von Strauß: Der geheime Bund; <lb n="p1b_328.017"/> Lenau: Bitte; Rückert: Die sterbende Blume u. s. w.</p> <p> <lb n="p1b_328.018"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <p><lb n="p1b_328.019"/> 1. <hi rendition="#g">Akatalektische trochäische Viertakter.</hi></p> <lb n="p1b_328.020"/> <lg> <l>Trauernd tief saß <hi rendition="#g">Don Diego,</hi></l> <lb n="p1b_328.021"/> <l>Wohl war keiner je so traurig;</l> <lb n="p1b_328.022"/> <l>Gramvoll dacht er Tag und Nächte</l> <lb n="p1b_328.023"/> <l>Nur an seines Hauses Schmach. (katal.)</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Herders Cid.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_328.024"/> 2. <hi rendition="#g">Mit katalektischen Reihen gereimt.</hi></p> <lb n="p1b_328.025"/> <lg> <l>Einsam wandle deine Bahnen,</l> <lb n="p1b_328.026"/> <l>Stilles Herz und unverzagt! (katal.)</l> <lb n="p1b_328.027"/> <l>Viel erkennen, Vieles ahnen</l> <lb n="p1b_328.028"/> <l>Wirst du, was dir keiner sagt. (katal.)</l> </lg> <lb n="p1b_328.029"/> <p> <hi rendition="#right">(Scheffel, Trompeter &c.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_328.030"/> 3. <hi rendition="#g">Mit katalektischen Reihen halbgereimt.</hi></p> <lb n="p1b_328.031"/> <lg> <l>Unermeßlich und unendlich,</l> <lb n="p1b_328.032"/> <l>Glänzend, ruhig, ahnungsschwer, (katal.)</l> <lb n="p1b_328.033"/> <l>Liegst du vor mir ausgebreitet,</l> <lb n="p1b_328.034"/> <l>Altes heil'ges, ew'ges Meer. (katal.)</l> </lg> <lb n="p1b_328.035"/> <p> <hi rendition="#right">(Anast. Grün, Begrüßung des Meeres.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_328.036"/> 4. <hi rendition="#g">Mit drei- und zweitaktigen trochäischen Versen abwechselnd <lb n="p1b_328.037"/> gereimt.</hi></p> <lb n="p1b_328.038"/> <lg> <l>Hat der alte Hexenmeister</l> <lb n="p1b_328.039"/> <l>Sich doch einmal wegbegeben!</l> <lb n="p1b_328.040"/> <l>Und nun sollen seine Geister</l> <lb n="p1b_328.041"/> <l>Auch nach meinem Willen leben;</l> <lb n="p1b_328.042"/> <l>Seine Wort' und Werke (3taktig)</l> <lb n="p1b_328.043"/> <l>Merkt' ich, und den Brauch, (katal. Dreitakter)</l> <lb n="p1b_328.044"/> <l>Und mit Geistesstärke (Dreitakter)</l> <lb n="p1b_328.045"/> <l>Thu' ich Wunder auch. (katal. Dreitakter)</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [328/0362]
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Herders Cid ist im viertaktigen Trochäus geschrieben. Der 4taktige p1b_328.002
Trochäus ist der Nationalvers der Spanier. Eine Diärese findet sich in p1b_328.003
ihm zuweilen am Ende des zweiten Taktes. Jn neuerer Zeit ist man bei uns p1b_328.004
von seiner Anwendung einigermaßen zurückgekommen, zweifelsohne, weil eben p1b_328.005
der Grundrhythmus unserer Sprache selbst trochäisch ist und wir in der Poesie p1b_328.006
aus ästhetischen Gründen den Gegensatz erstreben. ─ Victor v. Scheffel hat p1b_328.007
seinen Trompeter von Säkkingen in viertaktigen Trochäen geschrieben.
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Der viertaktige Trochäus findet sich sonst auch, mit verschiedentaktigen p1b_328.009
Trochäen zusammengesetzt, namentlich für kleinere Lyriken verwertet. Vgl. Schiller: p1b_328.010
Lied an die Freude (Freude, schöner Götterfunken) und Der Jüngling am p1b_328.011
Bache; ferner Goethe: Der Schatzgräber, Glück der Entfernung, Dank des p1b_328.012
Paria, und Aus Dornburg; ferner Novalis: Der Kirchhof; Chamisso: Nacht p1b_328.013
und Winter; Kopisch: König Jakob von Belvedere; Tieck: Die Poesie; ferner p1b_328.014
Dingelstedt: Die Augen der Geliebten, sowie Walhalla; Christ. Weiße: Der p1b_328.015
Aufschub; Anast. Grün: Mannesthräne; Hebbel: Der Tod kennt den Weg; p1b_328.016
Freiligrath: Der Blumen Rache; Victor von Strauß: Der geheime Bund; p1b_328.017
Lenau: Bitte; Rückert: Die sterbende Blume u. s. w.
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Beispiele:
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1. Akatalektische trochäische Viertakter.
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Trauernd tief saß Don Diego, p1b_328.021
Wohl war keiner je so traurig; p1b_328.022
Gramvoll dacht er Tag und Nächte p1b_328.023
Nur an seines Hauses Schmach. (katal.)
(Herders Cid.)
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2. Mit katalektischen Reihen gereimt.
p1b_328.025
Einsam wandle deine Bahnen, p1b_328.026
Stilles Herz und unverzagt! (katal.) p1b_328.027
Viel erkennen, Vieles ahnen p1b_328.028
Wirst du, was dir keiner sagt. (katal.)
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(Scheffel, Trompeter &c.)
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3. Mit katalektischen Reihen halbgereimt.
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Unermeßlich und unendlich, p1b_328.032
Glänzend, ruhig, ahnungsschwer, (katal.) p1b_328.033
Liegst du vor mir ausgebreitet, p1b_328.034
Altes heil'ges, ew'ges Meer. (katal.)
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(Anast. Grün, Begrüßung des Meeres.)
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4. Mit drei- und zweitaktigen trochäischen Versen abwechselnd p1b_328.037
gereimt.
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Hat der alte Hexenmeister p1b_328.039
Sich doch einmal wegbegeben! p1b_328.040
Und nun sollen seine Geister p1b_328.041
Auch nach meinem Willen leben; p1b_328.042
Seine Wort' und Werke (3taktig) p1b_328.043
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Thu' ich Wunder auch. (katal. Dreitakter)
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