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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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B. Der neue Nibelungenvers. Breve - Breve - Breve - Breve || Breve - Breve - Breve -.

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nach dem dritten Takt zusammengesetzter jambischer Sechstakter.

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2. Man schreibt ihn häufig auch in Halbzeilen.

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3. Durch Einfügung von Anapästen gewinnt er an Schönheit.

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hervorgegangen, von welchem er sich hauptsächlich dadurch unterscheidet, p1b_317.008
daß bei ihm Senkungen und Hebungen kontinuierlich mit einander abwechseln, p1b_317.009
während im alten Nibelungenvers eine einzelne als Hebung stehende Silbe die p1b_317.010
rhythmische Vertreterin eines ganzen Taktes sein kann. (§ 190.) Zudem können p1b_317.011
die alten Nibelungenverse auch mit einer Hebung ohne vorausgehendem Auftakt p1b_317.012
beginnen. Denken wir uns die rhythmischen Pausen hinzugerechnet, so wird p1b_317.013
der neue Nibelungenvers zum jambischen Achttakter. Vom Alexandriner Rückerts p1b_317.014
unterscheidet er sich nur dadurch, daß nach dem dritten Fuß eine überzählige p1b_317.015
Kürze eingeschoben ist, hinter welcher eine Hauptcäsur steht. Rückert hat - p1b_317.016
wie S. 315 erwähnt - seinen Alexandriner durch einfache Umkehrung des p1b_317.017
neuen Nibelungenverses gebildet, z. B.

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Rückertscher Alexandriner:

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Hast du ein großes Gut, || begehre nicht noch klei | nes, p1b_317.020
Wenn dir die Sonne scheint, bedarfst du Kerzenscheines?

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Umkehrung dieser Alexandriner in neue Nibelungenverse:

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Begehre nichnt noch klei | nes, || hast du | ein gro | ßes Gut | p1b_317.023
Bedarfst du Kerzenscheines, wenn dir die Sonne scheint?

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Ähnlich Geibels "Jch fuhr von Sankt Goar | den grünen Rhein zu Berge. | &c.

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Ph. Wackernagel bietet in seiner "Auswahl" unter der Überschrift: p1b_317.026
"Die Nibelungenstrophe" von S. 340-373 lediglich Alexandrinerverse, eine p1b_317.027
Unkenntnis, die schon längst hätte bemerkt werden müssen. Es erzeugt eine p1b_317.028
wahrhaft babylonische Sprachverwirrung, wenn dem Schüler - wie es die p1b_317.029
Autorität Wackernagel thut - Rückerts nicht einmal strophisch geteiltes p1b_317.030
Epos Rostem und Suhrab oder seine Weisheit des Brahmanen oder seine p1b_317.031
Angereihten Perlen, ferner die Gedichte aus dem Cherubinischen Wandersmann p1b_317.032
von Angelus Silesius als Proben der Nibelungenstrophe vorgeführt p1b_317.033
werden. Wir würden nichts dawider haben, wenn Wackernagel den Alexandriner p1b_317.034
als Abart des Nibelungenverses (nicht der Strophe!!) bezeichnet hätte, p1b_317.035
welche vom 17. Jahrh. an statt des unbekannt gewordenen Nibelungenverses p1b_317.036
als episches Maß gebraucht worden sei u. s. w.

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Proben des neuen Nibelungenverses:

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a.

Jst denn im Schwabenlande verschollen aller Sang, p1b_317.039
Wo einst so hell vom Staufen die Ritterharfe klang? p1b_317.040
Und wenn er nicht verschollen, warum vergißt er ganz p1b_317.041
Der tapfern Väter Thaten, der alten Waffen Glanz?
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(Uhland, Graf Eberhard der Rauschebart.)

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B. Der neue Nibelungenvers. ⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑ ‖ ⏑ – ⏑ – ⏑ –.

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1. Er ist ein aus zwei dreitaktigen Jamben mit weiblicher Cäsur p1b_317.003
nach dem dritten Takt zusammengesetzter jambischer Sechstakter.

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2. Man schreibt ihn häufig auch in Halbzeilen.

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3. Durch Einfügung von Anapästen gewinnt er an Schönheit.

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rhythmische Vertreterin eines ganzen Taktes sein kann. (§ 190.) Zudem können p1b_317.011
die alten Nibelungenverse auch mit einer Hebung ohne vorausgehendem Auftakt p1b_317.012
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der neue Nibelungenvers zum jambischen Achttakter. Vom Alexandriner Rückerts p1b_317.014
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wie S. 315 erwähnt ─ seinen Alexandriner durch einfache Umkehrung des p1b_317.017
neuen Nibelungenverses gebildet, z. B.

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Rückertscher Alexandriner:

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Wenn dir die Sonne scheint, bedarfst du Kerzenscheines?

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Umkehrung dieser Alexandriner in neue Nibelungenverse:

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Ähnlich Geibels „Jch fuhr von Sankt Goar │ den grünen Rhein zu Berge. │ &c.

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Ph. Wackernagel bietet in seiner „Auswahl“ unter der Überschrift: p1b_317.026
„Die Nibelungenstrophe“ von S. 340─373 lediglich Alexandrinerverse, eine p1b_317.027
Unkenntnis, die schon längst hätte bemerkt werden müssen. Es erzeugt eine p1b_317.028
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Proben des neuen Nibelungenverses:

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Jst denn im Schwabenlande verschollen aller Sang, p1b_317.039
Wo einst so hell vom Staufen die Ritterharfe klang? p1b_317.040
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(Uhland, Graf Eberhard der Rauschebart.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/351>, abgerufen am 22.11.2024.