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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, p1b_270.002
Ein Fischer saß daran, p1b_270.003
Sah nach der Angel ruhevoll, p1b_270.004
Kühl bis an's Herz hinan. p1b_270.005
Und wie er sitzt, und wie er lauscht, p1b_270.006
Teilt sich die Flut empor; p1b_270.007
Aus dem bewegten Wasser rauscht p1b_270.008
Ein feuchtes Weib hervor.

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Die Verbindung dieser rhythmischen Reihen zum großen Rhythmus läßt p1b_270.010
ersehen, daß die Reihen im Verhältnis vollständiger Gleichbedeutung zu einander p1b_270.011
stehen, also einander coordiniert sind. Während in der rhythmischen Reihe p1b_270.012
ein bestimmter Takt einen hervorstechenden Accent enthält, welcher mehrere Takte p1b_270.013
zur rhythmischen Reihe verkettet, hat der große Rhythmus keinen besondern p1b_270.014
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Bedeutung mit dem Jktus irgend eines Nachsatzes.

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Jndem sich der große Rhythmus wie eine von der gleichen Stimmung p1b_270.017
erzeugte ebenmäßige Melodie über ganze Gefüge und Satzperioden ausdehnt, p1b_270.018
wird er zum "Hin- und Herschwunge", welcher nach Aristides Quintilianus p1b_270.019
den Auf- und Abschwung auseinander rückt und so die Kraft und Eigentümlichkeit p1b_270.020
des Seelendranges und der Gemütsäußerung verklärend verschönt zur p1b_270.021
Gestaltung und Entfaltung bringt.

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2. Es ist begreiflich, daß die Wirkung eines ganzen Gedichts von seinem p1b_270.023
eigenartigen großen Rhythmus abhängt. Die Wirkung des großen Rhythmus ist p1b_270.024
aber in der Natur des Menschen begründet, wenn sich dieser auch nicht erklären p1b_270.025
kann, warum z. B. das erste schwere Taktteil in allen rhythmischen Reihen p1b_270.026
der Musik (z. B. in der Mazurka oder im Marsche) so außerordentlich anfeuernd p1b_270.027
wirkt [Musik] und warum durch den p1b_270.028
Wechsel ähnlich betonter Silben mit weniger betonten jene anmutende, angenehme p1b_270.029
Abwechslung der Töne erfolgt, die wir in Musik und Poesie &c. eben p1b_270.030
Rhythmus
nennen.

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§ 91. Rhythmische Pausen.

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Nicht selten treten am Ende rhythmischer Reihen Pausen ein. p1b_270.033
Dieselben müssen als vollgültige Zeitteile der rhythmischen Reihe p1b_270.034
besonders bei der Deklamation wie auch bei der wissenschaftlichen Auffassung p1b_270.035
hinzugerechnet werden.

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Es umfassen diese Pausen in der Regel nur kleinste Zeitteile, also nur p1b_270.037
Teile des Taktes. Sie können aber auch einen ganzen Takt und mehr umschließen. p1b_270.038
Die 1/2taktige Pause verleiht der rhythmischen Reihe die Bezeichnung

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Das Wasser rā́uscht', das Wasser schwṓll, p1b_270.002
Ein Fī́scher saß daran, p1b_270.003
Sah nach der Ā́ngel ruhevoll, p1b_270.004
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Teilt sich die Flū́t empor; p1b_270.007
Aus dem bewegten Wā́sser rauscht p1b_270.008
Ein feuchtes Wḗib hervor.

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Die Verbindung dieser rhythmischen Reihen zum großen Rhythmus läßt p1b_270.010
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Hauptiktus, sondern es hat der Jktus irgend eines Vordersatzes ganz die gleiche p1b_270.015
Bedeutung mit dem Jktus irgend eines Nachsatzes.

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Jndem sich der große Rhythmus wie eine von der gleichen Stimmung p1b_270.017
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wird er zum „Hin- und Herschwunge“, welcher nach Aristides Quintilianus p1b_270.019
den Auf- und Abschwung auseinander rückt und so die Kraft und Eigentümlichkeit p1b_270.020
des Seelendranges und der Gemütsäußerung verklärend verschönt zur p1b_270.021
Gestaltung und Entfaltung bringt.

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2. Es ist begreiflich, daß die Wirkung eines ganzen Gedichts von seinem p1b_270.023
eigenartigen großen Rhythmus abhängt. Die Wirkung des großen Rhythmus ist p1b_270.024
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Wechsel ähnlich betonter Silben mit weniger betonten jene anmutende, angenehme p1b_270.029
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§ 91. Rhythmische Pausen.

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Nicht selten treten am Ende rhythmischer Reihen Pausen ein. p1b_270.033
Dieselben müssen als vollgültige Zeitteile der rhythmischen Reihe p1b_270.034
besonders bei der Deklamation wie auch bei der wissenschaftlichen Auffassung p1b_270.035
hinzugerechnet werden.

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Es umfassen diese Pausen in der Regel nur kleinste Zeitteile, also nur p1b_270.037
Teile des Taktes. Sie können aber auch einen ganzen Takt und mehr umschließen. p1b_270.038
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/304>, abgerufen am 25.11.2024.