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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Gedanke von allgemeiner Gültigkeit und Wahrheit, ein Ausspruch, Sinnspruch, p1b_209.007
Sittenspruch, auch Denk=, Lehr=, Kernspruch. Sofern sie ein p1b_209.008
kleines, abgerundetes Ganzes bildet, wird sie zur bekannten didaktischen p1b_209.009
Dichtungsgattung: der Gnome. Man unterscheidet einfache, aus einem p1b_209.010
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Berlin 1878.)

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Die Sentenzen bieten die Lebensbeobachtungen erfahrener, weiser Menschen. p1b_209.021
Sie eignen sich wegen ihrer Kürze und bildlichen Sprache zum Einprägen in's p1b_209.022
Gedächtnis. Viele derselben haben sich Jahrhunderte lang durch Traditionen p1b_209.023
erhalten. Der König Salomo glänzte durch seine Sentenzen. Eine Sammlung p1b_209.024
der Araber weist mehr denn 6000 Sentenzen auf. Von den Persern hat p1b_209.025
Saadi viele Sentenzen in seinem "Rosengarten" aufbewahrt. Von den Alten p1b_209.026
sind es vor Allem Solon, Simonides, Pythagoras, denen wir Sentenzen verdanken. p1b_209.027
Jm 2. Jahrhundert verfaßte ein gewisser Dionysios eine Sammlung p1b_209.028
zweizeiliger Sentenzen, die durch das ganze Mittelalter gelesen wurden. Jn p1b_209.029
neuester Zeit haben die Sentenzen Fr. Rückerts in Weisheit des Brahmanen p1b_209.030
verdiente Berühmtheit erlangt.

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Beispiele der Sentenz:

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a. Einfache Sentenzen.

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Die Uhr schlägt keinem Glücklichen.
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Des Lebens Mai blüht einmal und nicht wieder.
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Wenn die Könige bau'n, haben die Kärrner zu thun.
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Früh übt sich, was ein Meister werden will.
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Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/243>, abgerufen am 25.11.2024.