Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_208.001 p1b_208.003 Mein Herz ist heiß, es könnt' ein Dolch drin schmelzen, p1b_208.007 Wenn ich ihn jetzt in's Herz mir stieße. (Hamerling im Ahasver.) p1b_208.008 § 58. Nebenarten der Hyperbel. p1b_208.009 p1b_208.010 p1b_208.011 p1b_208.016 p1b_208.017 Miller: Höre Luise - das Bissel Bodensatz meiner Jahre; ich gäb' es hin, p1b_208.021 (Vgl. Schiller, Kabale und Liebe I, 3.) p1b_208.023 p1b_208.024 p1b_208.028 Sei kein Weib. Oder: Er war ein Mensch. Oder: Wie kindlich. p1b_208.030 § 59. Die Negation (Verneinung). p1b_208.031 p1b_208.035 Es hat noch nie mich gefroren, p1b_208.037 Denn meine Brust ist heiß.(Rückert.) p1b_208.038 Sein Bart ist nicht von Flachse, p1b_208.039 Er ist von Feuersglut.(Rückert.) p1b_208.040 p1b_208.042Die Tempelstürmer ließ ich hinter mir; p1b_208.041 Jch stütz' euch nicht, ihr mögt nur ferner sinken. (Rückert.) p1b_208.001 p1b_208.003 Mein Herz ist heiß, es könnt' ein Dolch drin schmelzen, p1b_208.007 Wenn ich ihn jetzt in's Herz mir stieße. (Hamerling im Ahasver.) p1b_208.008 § 58. Nebenarten der Hyperbel. p1b_208.009 p1b_208.010 p1b_208.011 p1b_208.016 p1b_208.017 Miller: Höre Luise ─ das Bissel Bodensatz meiner Jahre; ich gäb' es hin, p1b_208.021 (Vgl. Schiller, Kabale und Liebe I, 3.) p1b_208.023 p1b_208.024 p1b_208.028 Sei kein Weib. Oder: Er war ein Mensch. Oder: Wie kindlich. p1b_208.030 § 59. Die Negation (Verneinung). p1b_208.031 p1b_208.035 Es hat noch nie mich gefroren, p1b_208.037 Denn meine Brust ist heiß.(Rückert.) p1b_208.038 Sein Bart ist nicht von Flachse, p1b_208.039 Er ist von Feuersglut.(Rückert.) p1b_208.040 p1b_208.042Die Tempelstürmer ließ ich hinter mir; p1b_208.041 Jch stütz' euch nicht, ihr mögt nur ferner sinken. (Rückert.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0242" n="208"/> <p><lb n="p1b_208.001"/> Der hyperbolische Ausdruck, hervorgerufen durch die Leidenschaft des Zornes <lb n="p1b_208.002"/> und der Rache, zeigt sich z. B. bei Schiller in den Räubern:</p> <p><lb n="p1b_208.003"/> O, ich möchte den Ocean vergiften, daß sie den Tod aus allen Quellen <lb n="p1b_208.004"/> saufen! ─ o daß ich durch die ganze Natur das Horn des Aufruhrs blasen könnte, <lb n="p1b_208.005"/> Luft, Erde und Meer wider das Hyänengezücht in's Treffen zu führen u. s. w.</p> <lb n="p1b_208.006"/> <lg> <l>Mein Herz ist heiß, es könnt' ein Dolch drin schmelzen,</l> <lb n="p1b_208.007"/> <l>Wenn ich ihn jetzt in's Herz mir stieße. (Hamerling im Ahasver.)</l> </lg> </div> </div> <div n="4"> <lb n="p1b_208.008"/> <head> <hi rendition="#c">§ 58. Nebenarten der Hyperbel.</hi> </head> <p><lb n="p1b_208.009"/> Als solche sind anzuführen: 1. die Litotes. 2. die Emphasis.</p> <div n="5"> <p><lb n="p1b_208.010"/> 1. Litotes.</p> <p><lb n="p1b_208.011"/> Der Hyperbel steht die Litotes (<foreign xml:lang="grc">λιτότης</foreign> == Schlichtheit, Geringfügigkeit) <lb n="p1b_208.012"/> gegenüber, d. i. die Herabsetzung unter die Wahrscheinlichkeit. <lb n="p1b_208.013"/> Während die Hyperbel viel sagt und wenig meint, sagt die Litotes <lb n="p1b_208.014"/> wenig, meint aber viel. Z. B. Jch habe dir eine eben nicht angenehme <lb n="p1b_208.015"/> Mitteilung zu machen, d. h. eine sehr unangenehme Mitteilung.</p> <p> <lb n="p1b_208.016"/> <hi rendition="#g">Weitere Beispiele der Litotes:</hi> </p> <p><lb n="p1b_208.017"/> Dürft' ich es hinhauchen in ein leises, schmeichelndes Lüftchen, sein Gesicht <lb n="p1b_208.018"/> abzukühlen! ─ Dies Blümchen Tugend ─ wär' es ein Veilchen, und er träte <lb n="p1b_208.019"/> darauf, und es dürfte bescheiden unter ihm sterben!</p> <lb n="p1b_208.020"/> <p> <hi rendition="#et">Miller: Höre Luise ─ das Bissel Bodensatz meiner Jahre; ich gäb' es hin, <lb n="p1b_208.021"/> hättest du den Major nie gesehen.</hi> </p> <lb n="p1b_208.022"/> <p> <hi rendition="#right">(Vgl. Schiller, Kabale und Liebe <hi rendition="#aq">I</hi>, 3.)</hi> </p> </div> <div n="5"> <p><lb n="p1b_208.023"/> 2. Emphasis.</p> <p><lb n="p1b_208.024"/> Die Emphasis (<foreign xml:lang="grc">ἔμφασις</foreign> von <foreign xml:lang="grc">φαίνω</foreign> Abbild, Nachdruck) könnte <lb n="p1b_208.025"/> auch als eine Nebenart der Litotes angesehen werden. Man versteht <lb n="p1b_208.026"/> darunter die Figur der Prägnanz, welch letztere mehr verstehen läßt, <lb n="p1b_208.027"/> als sie sagt.</p> <p> <lb n="p1b_208.028"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_208.029"/> <lg> <l>Sei kein Weib. Oder: Er war ein Mensch. Oder: Wie kindlich.</l> </lg> </div> </div> <div n="4"> <lb n="p1b_208.030"/> <head> <hi rendition="#c">§ 59. Die Negation (Verneinung).</hi> </head> <p><lb n="p1b_208.031"/> Die Figur der Negation bezeichnet die Verneinung einer Behauptung <lb n="p1b_208.032"/> oder einer Annahme oder das Fehlen eines Merkmals. <lb n="p1b_208.033"/> Sie wird angewendet, um der Affirmation eine kräftigere Wirkung <lb n="p1b_208.034"/> zu verleihen.</p> <p> <lb n="p1b_208.035"/> <hi rendition="#g">Beispiele der Negation:</hi> </p> <lb n="p1b_208.036"/> <lg> <l>Es hat noch <hi rendition="#g">nie</hi> mich gefroren,</l> <lb n="p1b_208.037"/> <l>Denn meine Brust ist heiß.<hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_208.038"/> <l>Sein Bart ist <hi rendition="#g">nicht</hi> von Flachse,</l> <lb n="p1b_208.039"/> <l>Er ist von Feuersglut.<hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_208.040"/> <l>Die Tempelstürmer ließ ich hinter mir;</l> <lb n="p1b_208.041"/> <l>Jch stütz' euch <hi rendition="#g">nicht,</hi> ihr mögt nur ferner sinken.</l> </lg> <lb n="p1b_208.042"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0242]
p1b_208.001
Der hyperbolische Ausdruck, hervorgerufen durch die Leidenschaft des Zornes p1b_208.002
und der Rache, zeigt sich z. B. bei Schiller in den Räubern:
p1b_208.003
O, ich möchte den Ocean vergiften, daß sie den Tod aus allen Quellen p1b_208.004
saufen! ─ o daß ich durch die ganze Natur das Horn des Aufruhrs blasen könnte, p1b_208.005
Luft, Erde und Meer wider das Hyänengezücht in's Treffen zu führen u. s. w.
p1b_208.006
Mein Herz ist heiß, es könnt' ein Dolch drin schmelzen, p1b_208.007
Wenn ich ihn jetzt in's Herz mir stieße. (Hamerling im Ahasver.)
p1b_208.008
§ 58. Nebenarten der Hyperbel. p1b_208.009
Als solche sind anzuführen: 1. die Litotes. 2. die Emphasis.
p1b_208.010
1. Litotes.
p1b_208.011
Der Hyperbel steht die Litotes (λιτότης == Schlichtheit, Geringfügigkeit) p1b_208.012
gegenüber, d. i. die Herabsetzung unter die Wahrscheinlichkeit. p1b_208.013
Während die Hyperbel viel sagt und wenig meint, sagt die Litotes p1b_208.014
wenig, meint aber viel. Z. B. Jch habe dir eine eben nicht angenehme p1b_208.015
Mitteilung zu machen, d. h. eine sehr unangenehme Mitteilung.
p1b_208.016
Weitere Beispiele der Litotes:
p1b_208.017
Dürft' ich es hinhauchen in ein leises, schmeichelndes Lüftchen, sein Gesicht p1b_208.018
abzukühlen! ─ Dies Blümchen Tugend ─ wär' es ein Veilchen, und er träte p1b_208.019
darauf, und es dürfte bescheiden unter ihm sterben!
p1b_208.020
Miller: Höre Luise ─ das Bissel Bodensatz meiner Jahre; ich gäb' es hin, p1b_208.021
hättest du den Major nie gesehen.
p1b_208.022
(Vgl. Schiller, Kabale und Liebe I, 3.)
p1b_208.023
2. Emphasis.
p1b_208.024
Die Emphasis (ἔμφασις von φαίνω Abbild, Nachdruck) könnte p1b_208.025
auch als eine Nebenart der Litotes angesehen werden. Man versteht p1b_208.026
darunter die Figur der Prägnanz, welch letztere mehr verstehen läßt, p1b_208.027
als sie sagt.
p1b_208.028
Beispiele:
p1b_208.029
Sei kein Weib. Oder: Er war ein Mensch. Oder: Wie kindlich.
p1b_208.030
§ 59. Die Negation (Verneinung). p1b_208.031
Die Figur der Negation bezeichnet die Verneinung einer Behauptung p1b_208.032
oder einer Annahme oder das Fehlen eines Merkmals. p1b_208.033
Sie wird angewendet, um der Affirmation eine kräftigere Wirkung p1b_208.034
zu verleihen.
p1b_208.035
Beispiele der Negation:
p1b_208.036
Es hat noch nie mich gefroren, p1b_208.037
Denn meine Brust ist heiß.(Rückert.)
p1b_208.038
Sein Bart ist nicht von Flachse, p1b_208.039
Er ist von Feuersglut.(Rückert.)
p1b_208.040
Die Tempelstürmer ließ ich hinter mir; p1b_208.041
Jch stütz' euch nicht, ihr mögt nur ferner sinken.
p1b_208.042
(Rückert.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |