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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Sollt' in euch vor Augen sehen, p1b_188.002
Was ich nur geglaubt, es lebe p1b_188.003
Jn Gedichten und Gesichten.
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(Rückerts Kindertotenlieder.)

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Weinet nur um mich, ihr Kinder des Lichts! er liebt mich nicht wieder, p1b_188.006
Ewig nicht wieder, ach, weinet um mich!(Klopstock, Messias 2. 765.)
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Sagen, nein, ich kann es nicht, p1b_188.008
Was im Jnnern für dich glühet, p1b_188.009
Was mich magisch an dich ziehet, p1b_188.010
Sagen, nein, ich kann es nicht.
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(Luise Brachmann.)

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Jhr blauen Augen, gute Nacht! p1b_188.013
Schließt euch zu holden Träumen, p1b_188.014
Auf daß ihr hell und frisch erwacht, p1b_188.015
Wenn golden sich die Wolken säumen, p1b_188.016
Jhr blauen Augen, gute Nacht.
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(Fr. Halms Serenade.)

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Vgl. noch: Du bist schön, Jtalien! &c. (Fr. Halms Jtalien.)

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5. Epanodos.

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Die Epanodos (epanodos == Rückweg) bringt die zu wiederholenden p1b_188.021
Wörter - etwa des Gegensatzes wegen - in umgekehrter Folge.

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(Vgl. die Anapher "Jch liebe dich" von Rückert S. 186 d. B. als Beispiel. Desgleichen: p1b_188.023
Pharao sprach: Jhr seid müßig, müßig seid ihr. 1. Mos. 5. 17.)

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Weitere Beispiele:

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Freud muß Leid, Leid muß Freude haben.
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(Goethe, Faust I.)

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Seit jeder Hans zum Edelmanne ward, p1b_188.028
Jst mancher edle Mann zum Hans geworden.
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(Shakespeare, Romeo und Julie II.)

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O ihr Augensterne, p1b_188.031
Oder Sternenaugen.
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(Rückert, Kindertotenlieder 68. Vgl. noch ebend. 378.) p1b_188.033
Sittah: Wer kann das? kann das auch nur wollen, Liebe? p1b_188.034
Recha: Wer? meine gute böse Daja kann p1b_188.035
Das wollen - will das können. p1b_188.036
(Lessing im Nathan.)

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6. Epizeuxis.

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Die Epizeuxis (episeuxis == Zusammenziehung) ist die unmittelbare p1b_188.039
Wiederholung desselben Wortes innerhalb des Satzes oder des p1b_188.040
Satzes innerhalb des Gedichts.

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Sie kann überall stehen und ist daher die häufigste Wiederholung. Reduplikationen p1b_188.042
wie Aug' um Auge, Zahn um Zahn, Hand in Hand, können p1b_188.043
als die einfachste Art der Epizeuxis aufgefaßt werden. Ebenso viele Ausdrücke p1b_188.044
der Volksrede: Z. B. Weiter, weiter! Wohl, wohl! Ja, ja! So, so! Sieh, p1b_188.045
sieh! Sie ist die Lieblingsform des Volksliedes.

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(Luise Brachmann.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/222>, abgerufen am 25.11.2024.