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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Die Metapher unterscheidet sich von der Allegorie dadurch, daß der p1b_174.002
metaphorische Ausdruck eines Gedankens nur zum Teil Bild ist, zum andern p1b_174.003
Teil eigentlicher Ausdruck, daß er also Doppelnatur hat, daß er teils p1b_174.004
eigentlich, teils bildlich gemeint, meistenteils die Verdoppelung eines geistigen p1b_174.005
und eines sinnlichen Elements ist, folglich in jedem Fall sich als Bild durch p1b_174.006
sich selbst zu erkennen giebt. (Brinkmann.) [Annotation]

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Zum Gleichnis verhält sich die Allegorie wie die Metapher zur p1b_174.008
Vergleichung. [Annotation]

Eine Vergleichung ist es z. B. wenn ich sage: "Die Dichtkunst p1b_174.009
der Römer war wie eine ausländische Blume." Fügt man dem konkreten p1b_174.010
Begriff Blume noch weitere sinnliche Beziehungen an (etwa Samen, Garten &c.), p1b_174.011
so erhalten wir eine Allegorie, z. B. "Die römische Dichtkunst war aus p1b_174.012
griechischem Samen in den Garten eines Kaisers verpflanzt, wo sie als schöne p1b_174.013
Blume dastand, grünte und blühte." Psalm 80, 9-17 vergleicht das Volk p1b_174.014
Jsrael mit einem Weinstock und erweitert diese Vergleichung zur Allegorie.

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Carriere (Ästhet. II. 471) bezeichnet als Metaphern:

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1. Nacht muß es sein, wo Friedlands Sterne strahlen.

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(Wallenstein.)

[Annotation] p1b_174.018

2. Beschränkt der Rand des Bechers einen Wein, der brausend wallt und p1b_174.019
schäumend überschwillt?(Tasso.) [Annotation]

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3. Dem Jahre ist sein Frühling genommen.

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(Perikles am Grabe gefallener Jünglinge.)

[Annotation]

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Carriere vergißt, daß sich in diesen Beispielen kein einziger unbildlicher p1b_174.023
Bestandteil findet; seine Beispiele sind lediglich durch mehrere Momente durchgeführte p1b_174.024
Bilder, also Allegorien == metaphorische Allegorien (s. weiter p1b_174.025
unten). [Annotation]

Bei jeder Allegorie kann man füglich fragen: Was bedeutet sie? p1b_174.026
Was will der Dichter sagen?

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Weitere Beispiele der Allegorie:

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Jn den Ocean schifft mit tausend Masten der Jüngling, p1b_174.029
Still, auf gerettetem Boot, treibt in den Hafen der Greis.
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(Schiller.)

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Gram füllt die Seele des entfernten Kindes, p1b_174.032
Legt in sein Bett sich, geht mit mir umher, p1b_174.033
Nimmt seine allerliebsten Blicke an, p1b_174.034
Spricht seine Worte nach, erinnert mich p1b_174.035
An alle seine holden Gaben, füllt p1b_174.036
Die leeren Kleider aus mit seiner Bildung &c.
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(Shakespeare.)

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Der Lenz hat Rosen angezündet p1b_174.039
An Leuchtern von Smaragd im Dom, p1b_174.040
Und jede Seele schwillt und mündet p1b_174.041
Hinüber in den Opferstrom.(Lenau.)
- - - Das Schiff nur bin ich, p1b_174.042
Auf das er seine Hoffnung hat geladen, p1b_174.043
Mit dem er wohlgemut das freie Meer p1b_174.044
Durchsegelte; er sieht es über Klippen p1b_174.045
Gefährlich gehn und rettet schnell die Waare.
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(Schiller, Wallenstein. Vgl. hierzu übrigens S. 160. C.)

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Die Metapher unterscheidet sich von der Allegorie dadurch, daß der p1b_174.002
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sich selbst zu erkennen giebt. (Brinkmann.) [Annotation]

p1b_174.007
Zum Gleichnis verhält sich die Allegorie wie die Metapher zur p1b_174.008
Vergleichung. [Annotation]

Eine Vergleichung ist es z. B. wenn ich sage: „Die Dichtkunst p1b_174.009
der Römer war wie eine ausländische Blume.“ Fügt man dem konkreten p1b_174.010
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Jsrael mit einem Weinstock und erweitert diese Vergleichung zur Allegorie.

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Carrière (Ästhet. II. 471) bezeichnet als Metaphern:

p1b_174.016
1. Nacht muß es sein, wo Friedlands Sterne strahlen.

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(Wallenstein.)

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2. Beschränkt der Rand des Bechers einen Wein, der brausend wallt und p1b_174.019
schäumend überschwillt?(Tasso.) [Annotation]

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3. Dem Jahre ist sein Frühling genommen.

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(Perikles am Grabe gefallener Jünglinge.)

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Bei jeder Allegorie kann man füglich fragen: Was bedeutet sie? p1b_174.026
Was will der Dichter sagen?

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Weitere Beispiele der Allegorie:

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Jn den Ocean schifft mit tausend Masten der Jüngling, p1b_174.029
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Der Lenz hat Rosen angezündet p1b_174.039
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(Schiller, Wallenstein. Vgl. hierzu übrigens S. 160. C.)

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[174/0208] p1b_174.001 Die Metapher unterscheidet sich von der Allegorie dadurch, daß der p1b_174.002 metaphorische Ausdruck eines Gedankens nur zum Teil Bild ist, zum andern p1b_174.003 Teil eigentlicher Ausdruck, daß er also Doppelnatur hat, daß er teils p1b_174.004 eigentlich, teils bildlich gemeint, meistenteils die Verdoppelung eines geistigen p1b_174.005 und eines sinnlichen Elements ist, folglich in jedem Fall sich als Bild durch p1b_174.006 sich selbst zu erkennen giebt. (Brinkmann.) Abgr. Allegorie Friedrich Brinkmann: Die Metaphern https://archive.org/stream/diemetaphernstu00bringoog/diemetaphernstu00bringoog_djvu.txt p1b_174.007 Zum Gleichnis verhält sich die Allegorie wie die Metapher zur p1b_174.008 Vergleichung. Abgr. Allegorie Eine Vergleichung ist es z. B. wenn ich sage: „Die Dichtkunst p1b_174.009 der Römer war wie eine ausländische Blume.“ Fügt man dem konkreten p1b_174.010 Begriff Blume noch weitere sinnliche Beziehungen an (etwa Samen, Garten &c.), p1b_174.011 so erhalten wir eine Allegorie, z. B. „Die römische Dichtkunst war aus p1b_174.012 griechischem Samen in den Garten eines Kaisers verpflanzt, wo sie als schöne p1b_174.013 Blume dastand, grünte und blühte.“ Psalm 80, 9─17 vergleicht das Volk p1b_174.014 Jsrael mit einem Weinstock und erweitert diese Vergleichung zur Allegorie. p1b_174.015 Carrière (Ästhet. II. 471) bezeichnet als Metaphern: p1b_174.016 1. Nacht muß es sein, wo Friedlands Sterne strahlen. p1b_174.017 (Wallenstein.) Quelle: Schiller - zitiert nach Carrière - hier als negatives Beispiel p1b_174.018 2. Beschränkt der Rand des Bechers einen Wein, der brausend wallt und p1b_174.019 schäumend überschwillt?(Tasso.) wie oben - nur mit Goethe: Tasso p1b_174.020 3. Dem Jahre ist sein Frühling genommen. p1b_174.021 (Perikles am Grabe gefallener Jünglinge.) Quelle? p1b_174.022 Carrière vergißt, daß sich in diesen Beispielen kein einziger unbildlicher p1b_174.023 Bestandteil findet; seine Beispiele sind lediglich durch mehrere Momente durchgeführte p1b_174.024 Bilder, also Allegorien == metaphorische Allegorien (s. weiter p1b_174.025 unten). Poetikentext exempl. bezieht sich auf alle drei Bsp. bei Carrière - kann so verschachtelt nicht ann. werden + Wertung nicht annotierbar (wird hier verworfen) Bei jeder Allegorie kann man füglich fragen: Was bedeutet sie? p1b_174.026 Was will der Dichter sagen? p1b_174.027 Weitere Beispiele der Allegorie: p1b_174.028 Jn den Ocean schifft mit tausend Masten der Jüngling, p1b_174.029 Still, auf gerettetem Boot, treibt in den Hafen der Greis. p1b_174.030 (Schiller.) p1b_174.031 Gram füllt die Seele des entfernten Kindes, p1b_174.032 Legt in sein Bett sich, geht mit mir umher, p1b_174.033 Nimmt seine allerliebsten Blicke an, p1b_174.034 Spricht seine Worte nach, erinnert mich p1b_174.035 An alle seine holden Gaben, füllt p1b_174.036 Die leeren Kleider aus mit seiner Bildung &c. p1b_174.037 (Shakespeare.) p1b_174.038 Der Lenz hat Rosen angezündet p1b_174.039 An Leuchtern von Smaragd im Dom, p1b_174.040 Und jede Seele schwillt und mündet p1b_174.041 Hinüber in den Opferstrom.(Lenau.) ─ ─ ─ Das Schiff nur bin ich, p1b_174.042 Auf das er seine Hoffnung hat geladen, p1b_174.043 Mit dem er wohlgemut das freie Meer p1b_174.044 Durchsegelte; er sieht es über Klippen p1b_174.045 Gefährlich gehn und rettet schnell die Waare. p1b_174.046 (Schiller, Wallenstein. Vgl. hierzu übrigens S. 160. C.)

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Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/208>, abgerufen am 22.11.2024.