Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_169.001 Tausend Zungen verkünden dein Lob. p1b_169.003 Jch seh ein Bild vor mir entfalten, p1b_169.006 Es haucht sich spielend, wie der Wind, p1b_169.007 Jn hundert wechselnde Gestalten.(Rückert.) p1b_169.008 Die Lerche verkündet den Frühling (statt: die Lerchen). p1b_169.010 p1b_169.011O laß dem Toten das, was ihm geblieben (statt: den Toten &c.). (Rückert.) p1b_169.012Freiheit liebt das Tier der Wüste (statt: die Tiere). p1b_169.013(Schiller.) p1b_169.014Edel sei der Mensch, hilfreich und gut (statt: die Menschen). p1b_169.015(Goethe.) p1b_169.016Wer bereitet dem Raben die Speise? (statt: den Raben). p1b_169.017(Hiob.) p1b_169.018Es irrt der Mensch, so lang er strebt (statt: die Menschen). p1b_169.019(Goethe.) p1b_169.020 p1b_169.021 p1b_169.023 (Z. B. der Pelide für Achill, der Corse für Napoleon, der dirkäische Schwan p1b_169.028 für Pindar, der Mann des 2. Dezember für Napoleon III., der Zerstörer p1b_169.029 Karthagos für Scipio, der kühne Genueser für Columbus, die Seinestadt für p1b_169.030 Paris u. s. w.) [Annotation] Sie ist der Allusion (Anspielung) verwandt. [Annotation] p1b_169.031 § 38. Die Personifikation. p1b_169.032 p1b_169.037 p1b_169.001 Tausend Zungen verkünden dein Lob. p1b_169.003 Jch seh ein Bild vor mir entfalten, p1b_169.006 Es haucht sich spielend, wie der Wind, p1b_169.007 Jn hundert wechselnde Gestalten.(Rückert.) p1b_169.008 Die Lerche verkündet den Frühling (statt: die Lerchen). p1b_169.010 p1b_169.011O laß dem Toten das, was ihm geblieben (statt: den Toten &c.). (Rückert.) p1b_169.012Freiheit liebt das Tier der Wüste (statt: die Tiere). p1b_169.013(Schiller.) p1b_169.014Edel sei der Mensch, hilfreich und gut (statt: die Menschen). p1b_169.015(Goethe.) p1b_169.016Wer bereitet dem Raben die Speise? (statt: den Raben). p1b_169.017(Hiob.) p1b_169.018Es irrt der Mensch, so lang er strebt (statt: die Menschen). p1b_169.019(Goethe.) p1b_169.020 p1b_169.021 p1b_169.023 (Z. B. der Pelide für Achill, der Corse für Napoleon, der dirkäische Schwan p1b_169.028 für Pindar, der Mann des 2. Dezember für Napoleon III., der Zerstörer p1b_169.029 Karthagos für Scipio, der kühne Genueser für Columbus, die Seinestadt für p1b_169.030 Paris u. s. w.) [Annotation] Sie ist der Allusion (Anspielung) verwandt. [Annotation] p1b_169.031 § 38. Die Personifikation. p1b_169.032 p1b_169.037 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0203" n="169"/> <p><lb n="p1b_169.001"/><hi rendition="#aq">c</hi>. Die bestimmte Zahl für die unbestimmte.</p> <lb n="p1b_169.002"/> <lg> <l><hi rendition="#g">Tausend Zungen</hi> verkünden dein Lob.</l> </lg> <p><lb n="p1b_169.003"/> (Hier sind 2 Synekdochen wahrzunehmen: <hi rendition="#g">Tausend</hi> für die unbestimmte <lb n="p1b_169.004"/> Zahl und <hi rendition="#g">Zunge</hi> für Menschen.)</p> <lb n="p1b_169.005"/> <lg> <l>Jch seh ein Bild vor mir entfalten,</l> <lb n="p1b_169.006"/> <l>Es haucht sich spielend, wie der Wind,</l> <lb n="p1b_169.007"/> <l>Jn <hi rendition="#g">hundert</hi> wechselnde Gestalten.<hi rendition="#right">(Rückert.)</hi></l> </lg> <p><lb n="p1b_169.008"/><hi rendition="#aq">d</hi>. 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(Hier ist zu ergänzen: der <hi rendition="#g">Hoffnungs-Sonne.</hi>) <anchor xml:id="p1b344"/> <note targetEnd="#p1b344" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-7-2-0" target="#p1b343"> Unterkat.: Elliptische Metapher </note> </p> <p><lb n="p1b_169.023"/><anchor xml:id="p1b345"/><foreign xml:lang="grc">β</foreign>. Die <hi rendition="#g">Antonomasie</hi> oder Umbenennung (lat. <hi rendition="#aq">pronominatio</hi>) ist der <lb n="p1b_169.024"/> Tropus der Apposition. Sie setzt statt eines Namens oder substantivischen <lb n="p1b_169.025"/> Begriffs einen anderen, der dem eigentlichen Substantivum als <hi rendition="#g">Apposition,</hi> <lb n="p1b_169.026"/> oder mit Hilfe des Verbums „Sein“ als Prädikat beigelegt werden kann. <anchor xml:id="p1b346"/> <note targetEnd="#p1b346" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-7-2-0" target="#p1b345"> Unterkat.: Antonomasie </note> <lb n="p1b_169.027"/> <anchor xml:id="p1b347"/> (Z. B. der Pelide für Achill, der Corse für Napoleon, der dirkäische Schwan <lb n="p1b_169.028"/> für Pindar, der Mann des 2. Dezember für Napoleon <hi rendition="#aq">III</hi>., der Zerstörer <lb n="p1b_169.029"/> Karthagos für Scipio, der kühne Genueser für Columbus, die Seinestadt für <lb n="p1b_169.030"/> Paris u. s. w.) <anchor xml:id="p1b348"/> <note targetEnd="#p1b348" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-2-5 #m1-3-2-12 #m1-7-2-0" target="#p1b347"> Unterkat.: Antonomasie - Personen: Achill, Napoleon, Pindar, (nochmal Napoleon), Scipio, Columbus </note> <anchor xml:id="p1b349"/>Sie ist der Allusion (Anspielung) verwandt.<anchor xml:id="p1b350"/> <note targetEnd="#p1b350" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-7-2-0 #m1-8-1-0" target="#p1b349"> Unterkat.: Antonomasie - Abgr.: Allusion </note> </p> </div> </div> <div n="4"> <lb n="p1b_169.031"/> <p> <hi rendition="#c">§ 38. Die Personifikation.</hi> </p> <p><lb n="p1b_169.032"/> Die Personifikation (<foreign xml:lang="grc">προσωποποιΐα</foreign> == Vermenschlichung == lat. <lb n="p1b_169.033"/> <hi rendition="#aq">personificatio</hi>) führt leblose Dinge oder abstrakte Begriffe als lebende <lb n="p1b_169.034"/> Wesen ein, denen sie menschliche Handlungen oder Eigenschaften beilegt, <lb n="p1b_169.035"/> und die sie sogar mit der menschlichen Rede ausstattet (z. B. die <lb n="p1b_169.036"/> Rose sprach zum Veilchen &c.).</p> <p><lb n="p1b_169.037"/> Jn der Kindheitszeit der Völker und der Sprache ist die sinnliche Anschauung <lb n="p1b_169.038"/> vorherrschend. Alle Vorstellungen dieser Zeit beziehen sich nur auf <lb n="p1b_169.039"/> die Erscheinungswelt. Erst ganz allmählich entwickelt sich das reine Denken. <lb n="p1b_169.040"/> Dem Alter der Kindheit tritt Alles als Person auf. Das Kind spricht mit <lb n="p1b_169.041"/> seiner Rute, seinem Holzpferde, seiner Puppe. Ähnlich ist es in der Kindheitszeit </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0203]
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c. Die bestimmte Zahl für die unbestimmte.
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Tausend Zungen verkünden dein Lob.
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(Hier sind 2 Synekdochen wahrzunehmen: Tausend für die unbestimmte p1b_169.004
Zahl und Zunge für Menschen.)
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Jch seh ein Bild vor mir entfalten, p1b_169.006
Es haucht sich spielend, wie der Wind, p1b_169.007
Jn hundert wechselnde Gestalten.(Rückert.)
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d. Singular für Plural.
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Die Lerche verkündet den Frühling (statt: die Lerchen). p1b_169.010
O laß dem Toten das, was ihm geblieben (statt: den Toten &c.).
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(Rückert.)
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Freiheit liebt das Tier der Wüste (statt: die Tiere).
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(Schiller.)
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Edel sei der Mensch, hilfreich und gut (statt: die Menschen).
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(Goethe.)
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Wer bereitet dem Raben die Speise? (statt: den Raben).
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(Hiob.)
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Es irrt der Mensch, so lang er strebt (statt: die Menschen).
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(Goethe.)
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3. Elliptische Metapher und Antonomasie. beide Unterkat. gleichzeitig: Elliptische Metapher und Antonomasie
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α. Die elliptische Metapher bedarf einer Ergänzung, z. B. der p1b_169.022
erste Strahl der Hoffnung. (Hier ist zu ergänzen: der Hoffnungs-Sonne.) Unterkat.: Elliptische Metapher
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β. Die Antonomasie oder Umbenennung (lat. pronominatio) ist der p1b_169.024
Tropus der Apposition. Sie setzt statt eines Namens oder substantivischen p1b_169.025
Begriffs einen anderen, der dem eigentlichen Substantivum als Apposition, p1b_169.026
oder mit Hilfe des Verbums „Sein“ als Prädikat beigelegt werden kann. Unterkat.: Antonomasie p1b_169.027
(Z. B. der Pelide für Achill, der Corse für Napoleon, der dirkäische Schwan p1b_169.028
für Pindar, der Mann des 2. Dezember für Napoleon III., der Zerstörer p1b_169.029
Karthagos für Scipio, der kühne Genueser für Columbus, die Seinestadt für p1b_169.030
Paris u. s. w.) Unterkat.: Antonomasie - Personen: Achill, Napoleon, Pindar, (nochmal Napoleon), Scipio, Columbus Sie ist der Allusion (Anspielung) verwandt. Unterkat.: Antonomasie - Abgr.: Allusion
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§ 38. Die Personifikation.
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Die Personifikation (προσωποποιΐα == Vermenschlichung == lat. p1b_169.033
personificatio) führt leblose Dinge oder abstrakte Begriffe als lebende p1b_169.034
Wesen ein, denen sie menschliche Handlungen oder Eigenschaften beilegt, p1b_169.035
und die sie sogar mit der menschlichen Rede ausstattet (z. B. die p1b_169.036
Rose sprach zum Veilchen &c.).
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Jn der Kindheitszeit der Völker und der Sprache ist die sinnliche Anschauung p1b_169.038
vorherrschend. Alle Vorstellungen dieser Zeit beziehen sich nur auf p1b_169.039
die Erscheinungswelt. Erst ganz allmählich entwickelt sich das reine Denken. p1b_169.040
Dem Alter der Kindheit tritt Alles als Person auf. Das Kind spricht mit p1b_169.041
seiner Rute, seinem Holzpferde, seiner Puppe. Ähnlich ist es in der Kindheitszeit
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