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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Teilverhältnisses. Der gebrauchte Begriff findet bei der Synekdoche p1b_168.002
eine eingeschränkte Anwendung. Die Vertauschung beruht nämlich nicht p1b_168.003
auf einer Denkoperation wie bei der Metonymie, sondern auf der p1b_168.004
sinnlich wahrnehmbaren Anschauung.
Das Verhältnis des Teiles p1b_168.005
zum Ganzen, das Umfangsverhältnis ist hier das Maßgebende! p1b_168.006
Partem pro toto == den Teil für's Ganze nehmen ist Synekdoche. p1b_168.007
Bei ihr gilt daher das Jndividuum für die Gattung, die p1b_168.008
bestimmte Zahl für die unbestimmte, der Singular für den Plural. p1b_168.009
(Beispiele: Wellen für See; Brot für Nahrung; der Dichter p1b_168.010
singt der Liebe Lust, für: die Dichter singen &c.) Auch wird die Gattung p1b_168.011
für die Art gesetzt, z. B. Sterbliche für Menschen. Ferner die Art p1b_168.012
für die Gattung, z. B. der Geizige strebt nach Thalern, statt: nach Geld. p1b_168.013
(Vgl. Quint. instit. orat. 8. 6. 19.)

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Formen der Synekdoche.

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a. Der Teil wird für das Ganze gesetzt.

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Welch Herz noch etwas liebt (statt: welcher Mensch).(Rückert.) p1b_168.017
Wir flehen um ein wirtlich Dach (statt: Haus).
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(Schillers Kraniche des Jbykus.)

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Er zählt die Häupter seiner Lieben, p1b_168.020
Und sieh, ihm fehlt kein teures Haupt (statt: Familienglied oder Person).
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(Schiller.)

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Nie verläßt euch meine Feder, p1b_168.023
Nie mein Degen und mein Herz (statt: ich).
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(Herder.)

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Jhr weingetränkten Kehlen bleibt mir hold (statt: ihr weinliebenden Freunde).
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(Gust. Freytag.)

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Schnell ist des Schwertes Schneide bloß (statt: das Schwert).
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(Schiller, Kampf mit dem Drachen.)

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Schon führt er zu der Heimat Strande, p1b_168.030
Von Golde schwer, den eignen Mast (statt: das eigne Schiff).
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(Uhland, Der Leitstern.)

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Eine Flotte von dreißig Segeln (statt: Schiffen).

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Bunte Kreuzesfahnen ziehen durch die Felder &c. (statt: die Züge der Waller).

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(Uhlands Waller.)

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b. Jndividuum (Spezies) für die Gattung (Genus).

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Dies tritt ein, wenn man z. B. einen großen Redner einen Cicero, p1b_168.037
einen Kunstfreund Mäcen, einen diplomatisch gewandten Menschen Talleyrand, p1b_168.038
einen Schweiger Moltke nennt.

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O eine Circe du in neuer Weise!
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Gab ich dir Schuld, weil du mir Härte ein Geschäft p1b_168.041
Verweigertest, wo deine Alba glänzen.(Schiller, Don Carlos.)
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O Schmerz, August sein auf dem Thron, wenn kein Horaz ihm singt.
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(Geibel.)

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Jch sag' ein Daniel, ein zweiter Daniel.
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(Shakespeare, Kaufm. v. Venedig. IV, 1.)

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David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
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URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/202
Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/202>, abgerufen am 23.11.2024.