p1b_146.001 Heine und den französischen Lustspieldichtern überschritten. Der Humor steht p1b_146.002 höher als die Laune und könnte als Widerspruch zwischen Einbildung und p1b_146.003 Gemüt nur insofern aufgefaßt werden, als das Gemüt in Gegensatz zu den p1b_146.004 von der Einbildung aus der Wirklichkeit entlehnten Anschauungen tritt.
p1b_146.005 Entsprießen aus der Einbildung Anschauungen, die das Gefühl einschüchternp1b_146.006 oder momentan zum Schweigen bringen, so wirkt das Kunstwerk p1b_146.007 grausenerregend. Blitzt dieses Grausige in tragischen Gedichten ausnahmsweise p1b_146.008 hervor, so hat es seine Berechtigung; nimmermehr aber, wenn das ganze p1b_146.009 Gedicht vom Anfang bis zu Ende - wie dies in Schauerromanen der Fall p1b_146.010 ist - einen grausigen Eindruck hervorruft. (Jch erinnere an die gespenstig p1b_146.011 grausigen Romane von Amadeus Hoffmann.)
p1b_146.012 Das aus derselben Quelle fließende Ekelerregende, Lasterhafte &c., p1b_146.013 durch welches das Gefühl in den Zustand der Notwehr gedrängt wird, ist p1b_146.014 von der Poesie meist ganz auszuschließen. Ebenso das Unästhetische.p1b_146.015 (Vgl. Rückerts Gedicht "vom mitheimgetragenen Flöhlein", welches Rosenkranz p1b_146.016 in seiner Ästhetik des Häßlichen als Beispiel des Kleinlichen erwähnt.)
p1b_146.017 Wenn der Dichter in schöner Sprache eine seine Phantasie erfüllende, p1b_146.018 bedeutende, ergreifende Jdee zum Ausdruck bringt, so wird er unzweifelhaft p1b_146.019 ein Kunstwerk liefern, bei welchem die Gefühle des Betrachtenden nicht erst p1b_146.020 künstlich hervorgerufen und einzeln zusammengereiht werden müssen, vielmehr p1b_146.021 naturgemäß klar, bestimmt, ebenmäßig zu jener höhern, die Einzelvorstellungen p1b_146.022 umfassenden Jdee sich vereinen, die der schöpferischen Jdee des Dichters entspricht p1b_146.023 oder ihr doch verwandt ist.
p1b_146.024 Dieses Kunstwerk strahlt in schöner lebensvoller Harmonie zwischen Jnhalt p1b_146.025 und Erscheinung. Es ist das Endziel wie das Jdeal aller Ästhetik.
p1b_146.001 Heine und den französischen Lustspieldichtern überschritten. Der Humor steht p1b_146.002 höher als die Laune und könnte als Widerspruch zwischen Einbildung und p1b_146.003 Gemüt nur insofern aufgefaßt werden, als das Gemüt in Gegensatz zu den p1b_146.004 von der Einbildung aus der Wirklichkeit entlehnten Anschauungen tritt.
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p1b_146.012 Das aus derselben Quelle fließende Ekelerregende, Lasterhafte &c., p1b_146.013 durch welches das Gefühl in den Zustand der Notwehr gedrängt wird, ist p1b_146.014 von der Poesie meist ganz auszuschließen. Ebenso das Unästhetische.p1b_146.015 (Vgl. Rückerts Gedicht „vom mitheimgetragenen Flöhlein“, welches Rosenkranz p1b_146.016 in seiner Ästhetik des Häßlichen als Beispiel des Kleinlichen erwähnt.)
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Das aus derselben Quelle fließende Ekelerregende, Lasterhafte &c., p1b_146.013
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Wenn der Dichter in schöner Sprache eine seine Phantasie erfüllende, p1b_146.018
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/180>, abgerufen am 24.11.2024.
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