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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Wenn Rückert dichtet im Kranz der Zeit S. 179:

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Im Jahre, da man setzte p1b_136.003
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Tyrol, das Schwerter wetzte
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oder ebenda S. 218:

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Franzosen muß man fassen p1b_136.008
Bei der Ambition,

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so sind seine Fremdwörter in diesen beiden Zeitgedichten für eine bestimmte p1b_136.010
Wirkung beabsichtigt, wie sie ja auch ihrem Sinne nach als verständlich betrachtet p1b_136.011
werden können. Den Eindruck des ästhetisch Schönen machen sie jedoch p1b_136.012
nicht.

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b. technische oder wissenschaftlich gelehrte Wörter.

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Jn Rückerts Weish. d. B. (Ges. Ausg. VIII. 559) sollen die philosophischen p1b_136.015
Ausdrücke und Terminologien:

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Unendliche Substanz, bestimmte Harmonie, p1b_136.017
Realitäten-Jnbegriff &c.

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verhöhnt werden, und ist ihre Anwendung in diesem Fall gestattet. Für das p1b_136.019
große Lesepublikum ist der Sinn dieser Wörter unverständlich.

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c. Provinzialismen. Diese sind nur in Dialekt-Dichtungen, wie in p1b_136.021
Witzblättern am Platze. Jedenfalls müssen sie verständlich sein. Unverständliche, p1b_136.022
wie wir sie bei Rückert finden (z. B. buhurten VI. 177, gelfen V. 126, p1b_136.023
gruneln II. 455, beiten XI. 519, stummen, strollen, follern &c.) konnten nur p1b_136.024
in der Absicht der Sprachmehrung von Rückerts unbestrittener Autorität angewandt p1b_136.025
werden.

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d. Alle jene Wörter, die den in der Poesie nur herauszufühlenden p1b_136.027
logischen (verständnismäßigen) Zusammenhang prosaisch=pedantisch entwickeln oder p1b_136.028
darlegen; z. B. mithin, folglich, demnach, also, insofern, überhaupt, sondern; p1b_136.029
ferner alles, was nach Logik formell aussieht.

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e. Einschränkende Ausdrücke, alle Wörter, die das Teilende, Halbe, p1b_136.031
Vorbehaltende angeben, z. B. gewissermaßen, beziehungsweise, in gewisser Beziehung, p1b_136.032
vorausgesetzt, ziemlich, mittelmäßig, dessenungeachtet, natürlicherweise.

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3. Jn Bezug auf Wortstellung verlangt der Wohllaut auch, daß diejenigen p1b_136.034
Wörter, welche den Reiz des Gedankens, den Nachdruck und Sinn p1b_136.035
bergen, an die Hauptstellen im Vers zu bringen sind. Alle unbedeutenden p1b_136.036
Wörter sind voraus zu bringen oder geschickt einzufügen, so daß der rhythmische p1b_136.037
Tonfall mehr gehoben als beeinträchtigt wird.

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Dichterisch unschön ist es in dieser Beziehung, immer nur des Reimes p1b_136.039
wegen das Zeitwort in die Reimstelle zu bringen, wodurch die kräftigsten, originellsten p1b_136.040
Reime meist unmöglich gemacht werden. (Vgl. weiter unten den § über p1b_136.041
Anforderungen an den Reim.)

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Wenn Rückert dichtet im Kranz der Zeit S. 179:

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Im Jahre, da man setzte p1b_136.003
In Insurrektion p1b_136.004
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u. s. w.

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oder ebenda S. 218:

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Franzosen muß man fassen p1b_136.008
Bei der Ambition,

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so sind seine Fremdwörter in diesen beiden Zeitgedichten für eine bestimmte p1b_136.010
Wirkung beabsichtigt, wie sie ja auch ihrem Sinne nach als verständlich betrachtet p1b_136.011
werden können. Den Eindruck des ästhetisch Schönen machen sie jedoch p1b_136.012
nicht.

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b. technische oder wissenschaftlich gelehrte Wörter.

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Jn Rückerts Weish. d. B. (Ges. Ausg. VIII. 559) sollen die philosophischen p1b_136.015
Ausdrücke und Terminologien:

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Unendliche Substanz, bestimmte Harmonie, p1b_136.017
Realitäten-Jnbegriff &c.

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verhöhnt werden, und ist ihre Anwendung in diesem Fall gestattet. Für das p1b_136.019
große Lesepublikum ist der Sinn dieser Wörter unverständlich.

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c. Provinzialismen. Diese sind nur in Dialekt-Dichtungen, wie in p1b_136.021
Witzblättern am Platze. Jedenfalls müssen sie verständlich sein. Unverständliche, p1b_136.022
wie wir sie bei Rückert finden (z. B. buhurten VI. 177, gelfen V. 126, p1b_136.023
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in der Absicht der Sprachmehrung von Rückerts unbestrittener Autorität angewandt p1b_136.025
werden.

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d. Alle jene Wörter, die den in der Poesie nur herauszufühlenden p1b_136.027
logischen (verständnismäßigen) Zusammenhang prosaisch=pedantisch entwickeln oder p1b_136.028
darlegen; z. B. mithin, folglich, demnach, also, insofern, überhaupt, sondern; p1b_136.029
ferner alles, was nach Logik formell aussieht.

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e. Einschränkende Ausdrücke, alle Wörter, die das Teilende, Halbe, p1b_136.031
Vorbehaltende angeben, z. B. gewissermaßen, beziehungsweise, in gewisser Beziehung, p1b_136.032
vorausgesetzt, ziemlich, mittelmäßig, dessenungeachtet, natürlicherweise.

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3. Jn Bezug auf Wortstellung verlangt der Wohllaut auch, daß diejenigen p1b_136.034
Wörter, welche den Reiz des Gedankens, den Nachdruck und Sinn p1b_136.035
bergen, an die Hauptstellen im Vers zu bringen sind. Alle unbedeutenden p1b_136.036
Wörter sind voraus zu bringen oder geschickt einzufügen, so daß der rhythmische p1b_136.037
Tonfall mehr gehoben als beeinträchtigt wird.

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Dichterisch unschön ist es in dieser Beziehung, immer nur des Reimes p1b_136.039
wegen das Zeitwort in die Reimstelle zu bringen, wodurch die kräftigsten, originellsten p1b_136.040
Reime meist unmöglich gemacht werden. (Vgl. weiter unten den § über p1b_136.041
Anforderungen an den Reim.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/170>, abgerufen am 24.11.2024.