Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_127.001 Dies Lied verkündete der Jugend muntre Spiele, p1b_127.002 p1b_127.007Der Frühlingsfeier freies Glück; p1b_127.003 Erinnrung hält mich nun, mit kindlichem Gefühle, p1b_127.004 Vom letzten, ernsten Schritt zurück. p1b_127.005 O tönet fort ihr süßen Himmelslieder! p1b_127.006 Die Thräne quillt, die Erde hat mich wieder! (Goethe, Faust.) p1b_127.008 Jch sprach: Ja mach dich auf geschwind, p1b_127.011 Zu küssen mir mein Herzenskind, p1b_127.012 Zu grüßen mir mein süßes Lieb, p1b_127.013 Wie's beiden geht, mir Kunde gieb! p1b_127.014 p1b_127.016 Kikeriki! p1b_127.018 p1b_127.024Die Zeit ist hie! p1b_127.019 O sieh! O sieh! p1b_127.020 Welch' schönes Vieh! p1b_127.021 So was ist nie p1b_127.022 Gesehn allhie! p1b_127.023 Kikeriki! (Rückert, Napoleon I. 13.) p1b_127.025 Wie die Knospe hütend, p1b_127.028 p1b_127.031Daß sie nicht Blume werde, p1b_127.029 Liegt's so dumpf und brütend p1b_127.030 Über der drängenden Erde. (Friedr. Hebbel.) p1b_127.032 Es brauset und sauset das Tambourin, p1b_127.036 Es prasseln und rasseln die Schellen darin! p1b_127.037 Die Becken hell flimmern von tönenden Schimmern, p1b_127.038 Um Kling und um Klang, p1b_127.039 Um Sing und um Sang p1b_127.040 Schweifen die Pfeifen und greifen an's Herz p1b_127.041 Mit Freud' und mit Schmerz. p1b_127.042 p1b_127.001 Dies Lied verkündete der Jugend muntre Spiele, p1b_127.002 p1b_127.007Der Frühlingsfeier freies Glück; p1b_127.003 Erinnrung hält mich nun, mit kindlichem Gefühle, p1b_127.004 Vom letzten, ernsten Schritt zurück. p1b_127.005 O tönet fort ihr süßen Himmelslieder! p1b_127.006 Die Thräne quillt, die Erde hat mich wieder! (Goethe, Faust.) p1b_127.008 Jch sprach: Ja mach dich auf geschwind, p1b_127.011 Zu küssen mir mein Herzenskind, p1b_127.012 Zu grüßen mir mein süßes Lieb, p1b_127.013 Wie's beiden geht, mir Kunde gieb! p1b_127.014 p1b_127.016 Kikeriki! p1b_127.018 p1b_127.024Die Zeit ist hie! p1b_127.019 O sieh! O sieh! p1b_127.020 Welch' schönes Vieh! p1b_127.021 So was ist nie p1b_127.022 Gesehn allhie! p1b_127.023 Kikeriki! (Rückert, Napoleon I. 13.) p1b_127.025 Wie die Knospe hütend, p1b_127.028 p1b_127.031Daß sie nicht Blume werde, p1b_127.029 Liegt's so dumpf und brütend p1b_127.030 Über der drängenden Erde. (Friedr. Hebbel.) p1b_127.032 Es brauset und sauset das Tambourin, p1b_127.036 Es prasseln und rasseln die Schellen darin! p1b_127.037 Die Becken hell flimmern von tönenden Schimmern, p1b_127.038 Um Kling und um Klang, p1b_127.039 Um Sing und um Sang p1b_127.040 Schweifen die Pfeifen und greifen an's Herz p1b_127.041 Mit Freud' und mit Schmerz. p1b_127.042 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0161" n="127"/> <lb n="p1b_127.001"/> <lg> <l>Dies Lied verkündete der Jugend muntre Spiele,</l> <lb n="p1b_127.002"/> <l>Der Frühlingsfeier freies Glück;</l> <lb n="p1b_127.003"/> <l>Erinnrung hält mich nun, mit kindlichem Gefühle,</l> <lb n="p1b_127.004"/> <l>Vom letzten, ernsten Schritt zurück.</l> <lb n="p1b_127.005"/> <l>O tönet fort ihr süßen Himmelslieder!</l> <lb n="p1b_127.006"/> <l>Die Thräne quillt, die Erde hat mich wieder!</l> </lg> <lb n="p1b_127.007"/> <p> <hi rendition="#right">(Goethe, Faust.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_127.008"/> Das Sinnige, Jnnige des i ist auch in folgender Strophe Cäsars von <lb n="p1b_127.009"/> Lengerke ausgedrückt:</p> <lb n="p1b_127.010"/> <lg> <l>Jch sprach: Ja mach dich auf geschwind,</l> <lb n="p1b_127.011"/> <l>Zu küssen mir mein Herzenskind,</l> <lb n="p1b_127.012"/> <l>Zu grüßen mir mein süßes Lieb,</l> <lb n="p1b_127.013"/> <l>Wie's beiden geht, mir Kunde gieb!</l> </lg> <p><lb n="p1b_127.014"/> Geibels Nachtigallenschlag „Tio, tjo, tio, tjo, tiotinx, o wie süß, o wie <lb n="p1b_127.015"/> süß“ (Ged. <hi rendition="#aq">II</hi>. 261) verschmilzt i und o.</p> <p><lb n="p1b_127.016"/> Durch das i ist auch der Spott, die Satire zu bezeichnen:</p> <lb n="p1b_127.017"/> <lg> <l>Kikeriki!</l> <lb n="p1b_127.018"/> <l>Die Zeit ist hie!</l> <lb n="p1b_127.019"/> <l>O sieh! 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Hebbel.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_127.032"/> Die brausende, fortdringende Gewalt des au, das Kräftig=wirkende des a, <lb n="p1b_127.033"/> das Freudig=liebliche des i, das Ergreifende des ei bringt nachstehender Vers von <lb n="p1b_127.034"/> Clemens Brentano zum Ausdruck:</p> <lb n="p1b_127.035"/> <lg> <l>Es brauset und sauset das Tambourin,</l> <lb n="p1b_127.036"/> <l>Es prasseln und rasseln die Schellen darin!</l> <lb n="p1b_127.037"/> <l>Die Becken hell flimmern von tönenden Schimmern,</l> <lb n="p1b_127.038"/> <l>Um Kling und um Klang,</l> <lb n="p1b_127.039"/> <l>Um Sing und um Sang</l> <lb n="p1b_127.040"/> <l>Schweifen die Pfeifen und greifen an's Herz</l> <lb n="p1b_127.041"/> <l>Mit Freud' und mit Schmerz.</l> </lg> <p><lb n="p1b_127.042"/> Mit wenig Vokalen malt Uhland im <hi rendition="#g">weißen Hirsch</hi> Flucht, Schießen und <lb n="p1b_127.043"/> Hörnerjubel: „Husch husch! piff paff! trara!“ Ähnlich mit verständnisvoller </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0161]
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Der Frühlingsfeier freies Glück; p1b_127.003
Erinnrung hält mich nun, mit kindlichem Gefühle, p1b_127.004
Vom letzten, ernsten Schritt zurück. p1b_127.005
O tönet fort ihr süßen Himmelslieder! p1b_127.006
Die Thräne quillt, die Erde hat mich wieder!
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(Goethe, Faust.)
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Das Sinnige, Jnnige des i ist auch in folgender Strophe Cäsars von p1b_127.009
Lengerke ausgedrückt:
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Jch sprach: Ja mach dich auf geschwind, p1b_127.011
Zu küssen mir mein Herzenskind, p1b_127.012
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Wie's beiden geht, mir Kunde gieb!
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Geibels Nachtigallenschlag „Tio, tjo, tio, tjo, tiotinx, o wie süß, o wie p1b_127.015
süß“ (Ged. II. 261) verschmilzt i und o.
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Durch das i ist auch der Spott, die Satire zu bezeichnen:
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Kikeriki! p1b_127.018
Die Zeit ist hie! p1b_127.019
O sieh! O sieh! p1b_127.020
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Kikeriki!
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Die durch Umlaute (und Diphthonge § 25 d) erzeugten gemischten Gefühle p1b_127.026
werden durch folgende Strophe illustriert:
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Über der drängenden Erde.
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Die brausende, fortdringende Gewalt des au, das Kräftig=wirkende des a, p1b_127.033
das Freudig=liebliche des i, das Ergreifende des ei bringt nachstehender Vers von p1b_127.034
Clemens Brentano zum Ausdruck:
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Es brauset und sauset das Tambourin, p1b_127.036
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Um Kling und um Klang, p1b_127.039
Um Sing und um Sang p1b_127.040
Schweifen die Pfeifen und greifen an's Herz p1b_127.041
Mit Freud' und mit Schmerz.
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Mit wenig Vokalen malt Uhland im weißen Hirsch Flucht, Schießen und p1b_127.043
Hörnerjubel: „Husch husch! piff paff! trara!“ Ähnlich mit verständnisvoller
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