Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

Bild:
<< vorherige Seite
p1b_125.001
Kann denn kein Lied p1b_125.002
Krachen mit Macht p1b_125.003
So laut wie die Schlacht p1b_125.004
Hat gekracht um Leipzigs Gebiet? p1b_125.005
Drei Tag und drei Nacht p1b_125.006
Ohn Unterlaß p1b_125.007
Und nicht zum Spaß p1b_125.008
Hat die Schlacht gekracht.

p1b_125.009
Vgl. auch Adolf Schults:

p1b_125.010
Der Lenz mit seinen Scharen p1b_125.011
Kam in vergangner Nacht; p1b_125.012
Du hast im Schlaf erfahren p1b_125.013
Die Macht der Unsichtbaren, p1b_125.014
Der Frühlingsgeister Macht.

p1b_125.015
Ebenso Greiffs assonierende Ballade Der Königssohn:

p1b_125.016
Trat ein Hirtenknab p1b_125.017
Jn den Königssaal p1b_125.018
Fürstlich hin, p1b_125.019
Weist die Schulter dar: p1b_125.020
"Seht dies Muttermal, p1b_125.021
Wer ich bin." u. s. w.

p1b_125.022
Auch ist hier zu erwähnen Bürgers Lied vom braven Mann. Jm p1b_125.023
Goetheschen Liede das Veilchen sind die vielen schweren a ein Symbol p1b_125.024
der Gewalt, die das Veilchen erdrückt.

p1b_125.025
Ach! aber ach! das Mädchen kam p1b_125.026
Und nicht in Acht das Veilchen nahm, p1b_125.027
Ertrat das arme Veilchen.

p1b_125.028
Schiller (das taktmäßige Hämmern nachahmend):

p1b_125.029
Die Werke klappern Nacht und Tag p1b_125.030
Jm Takte pocht der Hämmer Schlag.

p1b_125.031
Das dumpf klingende u schafft den Eindruck des Unheimlichen, wie es sich p1b_125.032
ungefähr in dem Furchtausdruck "huh" oder in den Worten Wut, Glut, Sturm, p1b_125.033
Umsturz ausprägt:

p1b_125.034
Der Landsturm! der Landsturm! p1b_125.035
Hörst Du's vom Kirchturm stürmen, Frau? p1b_125.036
Siehst Du die Nachbarn wimmeln? Schau! p1b_125.037
Und drüben stürmt es auch im Gau. p1b_125.038
Jch muß hinaus. Auf Gott vertrau! p1b_125.039
Des Feindes Blut ist Morgentau. p1b_125.040
Der Landsturm! der Landsturm!
p1b_125.041

(Rückert.)

p1b_125.001
Kann denn kein Lied p1b_125.002
Krachen mit Macht p1b_125.003
So laut wie die Schlacht p1b_125.004
Hat gekracht um Leipzigs Gebiet? p1b_125.005
Drei Tag und drei Nacht p1b_125.006
Ohn Unterlaß p1b_125.007
Und nicht zum Spaß p1b_125.008
Hat die Schlacht gekracht.

p1b_125.009
Vgl. auch Adolf Schults:

p1b_125.010
Der Lenz mit seinen Scharen p1b_125.011
Kam in vergangner Nacht; p1b_125.012
Du hast im Schlaf erfahren p1b_125.013
Die Macht der Unsichtbaren, p1b_125.014
Der Frühlingsgeister Macht.

p1b_125.015
Ebenso Greiffs assonierende Ballade Der Königssohn:

p1b_125.016
Trat ein Hirtenknab p1b_125.017
Jn den Königssaal p1b_125.018
Fürstlich hin, p1b_125.019
Weist die Schulter dar: p1b_125.020
„Seht dies Muttermal, p1b_125.021
Wer ich bin.“ u. s. w.

p1b_125.022
Auch ist hier zu erwähnen Bürgers Lied vom braven Mann. Jm p1b_125.023
Goetheschen Liede das Veilchen sind die vielen schweren a ein Symbol p1b_125.024
der Gewalt, die das Veilchen erdrückt.

p1b_125.025
Ach! aber ach! das Mädchen kam p1b_125.026
Und nicht in Acht das Veilchen nahm, p1b_125.027
Ertrat das arme Veilchen.

p1b_125.028
Schiller (das taktmäßige Hämmern nachahmend):

p1b_125.029
Die Werke klappern Nacht und Tag p1b_125.030
Jm Takte pocht der Hämmer Schlag.

p1b_125.031
Das dumpf klingende u schafft den Eindruck des Unheimlichen, wie es sich p1b_125.032
ungefähr in dem Furchtausdruck „huh“ oder in den Worten Wut, Glut, Sturm, p1b_125.033
Umsturz ausprägt:

p1b_125.034
Der Landsturm! der Landsturm! p1b_125.035
Hörst Du's vom Kirchturm stürmen, Frau? p1b_125.036
Siehst Du die Nachbarn wimmeln? Schau! p1b_125.037
Und drüben stürmt es auch im Gau. p1b_125.038
Jch muß hinaus. Auf Gott vertrau! p1b_125.039
Des Feindes Blut ist Morgentau. p1b_125.040
Der Landsturm! der Landsturm!
p1b_125.041

(Rückert.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0159" n="125"/>
            <lb n="p1b_125.001"/>
            <lg>
              <l>Kann denn kein Lied</l>
              <lb n="p1b_125.002"/>
              <l>Krachen mit Macht</l>
              <lb n="p1b_125.003"/>
              <l>So laut wie die Schlacht</l>
              <lb n="p1b_125.004"/>
              <l>Hat gekracht um Leipzigs Gebiet?</l>
              <lb n="p1b_125.005"/>
              <l>Drei Tag und drei Nacht</l>
              <lb n="p1b_125.006"/>
              <l>Ohn Unterlaß</l>
              <lb n="p1b_125.007"/>
              <l>Und nicht zum Spaß</l>
              <lb n="p1b_125.008"/>
              <l>Hat die Schlacht gekracht.</l>
            </lg>
            <p><lb n="p1b_125.009"/>
Vgl. auch Adolf Schults:</p>
            <lb n="p1b_125.010"/>
            <lg>
              <l>Der Lenz mit seinen Scharen</l>
              <lb n="p1b_125.011"/>
              <l>Kam in vergangner Nacht;</l>
              <lb n="p1b_125.012"/>
              <l>Du hast im Schlaf erfahren</l>
              <lb n="p1b_125.013"/>
              <l>Die Macht der Unsichtbaren,</l>
              <lb n="p1b_125.014"/>
              <l>Der Frühlingsgeister Macht.</l>
            </lg>
            <p><lb n="p1b_125.015"/>
Ebenso Greiffs assonierende Ballade <hi rendition="#g">Der Königssohn:</hi></p>
            <lb n="p1b_125.016"/>
            <lg>
              <l>Trat ein Hirtenknab</l>
              <lb n="p1b_125.017"/>
              <l>Jn den Königssaal</l>
              <lb n="p1b_125.018"/>
              <l>Fürstlich hin,</l>
              <lb n="p1b_125.019"/>
              <l>Weist die Schulter dar:</l>
              <lb n="p1b_125.020"/>
              <l>&#x201E;Seht dies Muttermal,</l>
              <lb n="p1b_125.021"/>
              <l>Wer ich bin.&#x201C; u. s. w.</l>
            </lg>
            <p><lb n="p1b_125.022"/>
Auch ist hier zu erwähnen Bürgers <hi rendition="#g">Lied vom braven Mann.</hi> Jm <lb n="p1b_125.023"/>
Goetheschen Liede <hi rendition="#g">das Veilchen</hi> sind die vielen schweren a ein Symbol <lb n="p1b_125.024"/>
der Gewalt, die das Veilchen erdrückt.</p>
            <lb n="p1b_125.025"/>
            <lg>
              <l>Ach! aber ach! das Mädchen kam</l>
              <lb n="p1b_125.026"/>
              <l>Und nicht in Acht das Veilchen nahm,</l>
              <lb n="p1b_125.027"/>
              <l>Ertrat das arme Veilchen.</l>
            </lg>
            <p><lb n="p1b_125.028"/>
Schiller (das taktmäßige Hämmern nachahmend):</p>
            <lb n="p1b_125.029"/>
            <lg>
              <l>Die Werke klappern Nacht und Tag</l>
              <lb n="p1b_125.030"/>
              <l>Jm Takte pocht der Hämmer Schlag.</l>
            </lg>
            <p><lb n="p1b_125.031"/>
Das dumpf klingende u schafft den Eindruck des Unheimlichen, wie es sich <lb n="p1b_125.032"/>
ungefähr in dem Furchtausdruck &#x201E;huh&#x201C; oder in den Worten Wut, Glut, Sturm, <lb n="p1b_125.033"/>
Umsturz ausprägt:</p>
            <lb n="p1b_125.034"/>
            <lg>
              <l>Der Landsturm! der Landsturm!</l>
              <lb n="p1b_125.035"/>
              <l>Hörst Du's vom Kirchturm stürmen, Frau?</l>
              <lb n="p1b_125.036"/>
              <l>Siehst Du die Nachbarn wimmeln? Schau!</l>
              <lb n="p1b_125.037"/>
              <l>Und drüben stürmt es auch im Gau.</l>
              <lb n="p1b_125.038"/>
              <l>Jch muß hinaus. Auf Gott vertrau!</l>
              <lb n="p1b_125.039"/>
              <l>Des Feindes Blut ist Morgentau.</l>
              <lb n="p1b_125.040"/>
              <l>Der Landsturm! der Landsturm!</l>
            </lg>
            <lb n="p1b_125.041"/>
            <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0159] p1b_125.001 Kann denn kein Lied p1b_125.002 Krachen mit Macht p1b_125.003 So laut wie die Schlacht p1b_125.004 Hat gekracht um Leipzigs Gebiet? p1b_125.005 Drei Tag und drei Nacht p1b_125.006 Ohn Unterlaß p1b_125.007 Und nicht zum Spaß p1b_125.008 Hat die Schlacht gekracht. p1b_125.009 Vgl. auch Adolf Schults: p1b_125.010 Der Lenz mit seinen Scharen p1b_125.011 Kam in vergangner Nacht; p1b_125.012 Du hast im Schlaf erfahren p1b_125.013 Die Macht der Unsichtbaren, p1b_125.014 Der Frühlingsgeister Macht. p1b_125.015 Ebenso Greiffs assonierende Ballade Der Königssohn: p1b_125.016 Trat ein Hirtenknab p1b_125.017 Jn den Königssaal p1b_125.018 Fürstlich hin, p1b_125.019 Weist die Schulter dar: p1b_125.020 „Seht dies Muttermal, p1b_125.021 Wer ich bin.“ u. s. w. p1b_125.022 Auch ist hier zu erwähnen Bürgers Lied vom braven Mann. Jm p1b_125.023 Goetheschen Liede das Veilchen sind die vielen schweren a ein Symbol p1b_125.024 der Gewalt, die das Veilchen erdrückt. p1b_125.025 Ach! aber ach! das Mädchen kam p1b_125.026 Und nicht in Acht das Veilchen nahm, p1b_125.027 Ertrat das arme Veilchen. p1b_125.028 Schiller (das taktmäßige Hämmern nachahmend): p1b_125.029 Die Werke klappern Nacht und Tag p1b_125.030 Jm Takte pocht der Hämmer Schlag. p1b_125.031 Das dumpf klingende u schafft den Eindruck des Unheimlichen, wie es sich p1b_125.032 ungefähr in dem Furchtausdruck „huh“ oder in den Worten Wut, Glut, Sturm, p1b_125.033 Umsturz ausprägt: p1b_125.034 Der Landsturm! der Landsturm! p1b_125.035 Hörst Du's vom Kirchturm stürmen, Frau? p1b_125.036 Siehst Du die Nachbarn wimmeln? Schau! p1b_125.037 Und drüben stürmt es auch im Gau. p1b_125.038 Jch muß hinaus. Auf Gott vertrau! p1b_125.039 Des Feindes Blut ist Morgentau. p1b_125.040 Der Landsturm! der Landsturm! p1b_125.041 (Rückert.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/159
Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/159>, abgerufen am 23.11.2024.