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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Treue. Sie fordert die Beachtung der Wahrheit, wenn auch die Wahrheit p1b_108.002
nicht das höchste Ziel der Schönheit ist. Das Jdealisieren steht mit der p1b_108.003
Treue nicht im Widerspruch, wohl aber der Ausdruck des Unwahrscheinlichen.

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Vollständigkeit. Sie verlangt Erschöpfung der Merkmale eines p1b_108.005
Gegenstandes und ist eine wesentliche Forderung namentlich in der epischen p1b_108.006
Poesie, also in Schilderungen, Beschreibungen.

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Kürze. Die Kürze fordert Beschränkung auf das Wesentliche. Sie vermeidet p1b_108.008
daher: a. die Tautologie, d. i. die Wortnämlichkeit oder p1b_108.009
die Bezeichnung eines Gedankens durch mehrere gleichbedeutende Ausdrücke, z. B. p1b_108.010
Er thut mir kund und zu wissen. b. Den Pleonasmus, d. i. Überfüllung p1b_108.011
mit überflüssigen, nur zur Vermehrung der Anschaulichkeit gebrauchten p1b_108.012
Ausschmückungen, z. B. nasser Regen. c. Die Tiraden, d. i. nichtssagende, p1b_108.013
überflüssige Verlängerungen, z. B. da er sich nicht konnte raten, ließ p1b_108.014
Ratgeber er sich kommen, daß sie Rat ihm sollten bringen.

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2. Bestimmtheit, Deutlichkeit, Klarheit des Begriffs.

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Bestimmtheit. (Kyriologie, das proprium, der treffendste Ausdruck p1b_108.017
für die Sache.) Sie verlangt Vermeidung der Weitschweifigkeit und des p1b_108.018
Wortschwulstes. (Bombast == Wortschwulst, geschwollener Stil, bombastisch p1b_108.019
== schwülstig ist die englische, eigentlich vom mittellateinischen bombax == Baumwolle p1b_108.020
herrührende Bezeichnung.)

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Deutlichkeit. Sie verbietet a) jede Zweideutigkeit und Undeutlichkeit, p1b_108.022
d. h. Dunkelheit des Ausdrucks sowohl in Worten, wie im Satz und dessen p1b_108.023
Verbindung; daher auch jegliches Kauderwelsch. (Das Wort stammt p1b_108.024
vom oberdeutschen Worte kaudern, d. i. undeutlich sich ausdrücken, und p1b_108.025
welsch, d. i. fremdländisch; es bezeichnet sowohl eine durch schlechte Aussprache, p1b_108.026
durch verkehrte und falsche Form, durch Vermengung mit fremden Ausdrücken p1b_108.027
undeutlich gewordene Sprache, - wie jeden verworrenen undeutlichen Satz.) p1b_108.028
b) den Gallimathias (Gallus Mathiae == der Hahn des Mathias, welche p1b_108.029
Benennung angeblich ein Sachwalter in der Verwirrung als Galli-Matthias verstellte. p1b_108.030
Man bezeichnet damit jedes Wortgewirr, jeden Unsinn).

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Klarheit des Begriffs. Sie fordert Beschränkung auf das Wesentliche, p1b_108.032
weshalb sie z. B. den Phöbus verbietet. (Das Wort Phöbus - p1b_108.033
vom Sonnengott genommen - bedeutet hochfliegende, überschwengliche Worte, p1b_108.034
z. B. die heiße Rührung vertrocknet die Tinte meiner Feder.) Der Ungeschmack, p1b_108.035
den die Franzosen Phebus, die Jtaliener Marinismus, die Spanier Gongorismus, p1b_108.036
die Engländer Euphuismus nennen, besteht größtenteils im Mißbrauch p1b_108.037
der Metaphern. (Vgl. Katachresen § 41, 4.)

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3. Natürlichkeit.

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Sie schließt alles Erkünstelte, Schwerfällige, Geschraubte, Gezwungene, p1b_108.040
Affektierte aus und verlangt eine leichte Verschmelzung der p1b_108.041
einzelnen Teile, wie uns diese in den organischen Formen der Natur p1b_108.042
entgegentritt.

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Treue. Sie fordert die Beachtung der Wahrheit, wenn auch die Wahrheit p1b_108.002
nicht das höchste Ziel der Schönheit ist. Das Jdealisieren steht mit der p1b_108.003
Treue nicht im Widerspruch, wohl aber der Ausdruck des Unwahrscheinlichen.

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Vollständigkeit. Sie verlangt Erschöpfung der Merkmale eines p1b_108.005
Gegenstandes und ist eine wesentliche Forderung namentlich in der epischen p1b_108.006
Poesie, also in Schilderungen, Beschreibungen.

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Kürze. Die Kürze fordert Beschränkung auf das Wesentliche. Sie vermeidet p1b_108.008
daher: a. die Tautologie, d. i. die Wortnämlichkeit oder p1b_108.009
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Bestimmtheit. (Kyriologie, das proprium, der treffendste Ausdruck p1b_108.017
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Deutlichkeit. Sie verbietet a) jede Zweideutigkeit und Undeutlichkeit, p1b_108.022
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Man bezeichnet damit jedes Wortgewirr, jeden Unsinn).

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Klarheit des Begriffs. Sie fordert Beschränkung auf das Wesentliche, p1b_108.032
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der Metaphern. (Vgl. Katachresen § 41, 4.)

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3. Natürlichkeit.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/142>, abgerufen am 22.11.2024.