Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.terten ihm entgegen. Kaum nahmen die Pferde dies wahr, so schwenkten sie den Wagen auf dem dürren Rasengrund kurz um und liefen rückwärts. Glücklicherweise ertrug der Wagen die unerwartete Bewegung ohne umzufallen; in diesem ängstlichen Augenblick war Alles verstummt, aber wie die Pferde wieder gradeaus liefen, fand Jeder seine Stimme wieder, und Alles schrie: Halt, halt auf, halt auf! Der Lärm machte jedoch die durchgehenden Thiere nur noch wilder, und sie standen erst still, als sie einen Kreuzweg erreicht hatten, der von der jüngst verlassenen Heimath nur eine halbe Stunde entfernt war. Hier verschnauften sie, blickten scheu nach allen Seiten und suchten sich zu beruhigen. Auch die Gesellschaft im Wagen kam jetzt wieder zu sich, Fritz stieg ab und hielt die Thiere. Der Wald lag weit hinter ihnen, durch eine flache Anhöhe verborgen, die Flammen waren verschwunden, und die Sonne kündigte sich durch blasse Streifen im Osten an. Das war eine schöne Geschichte, rief Fritz, sobald er unten war; es hat doch Niemand Schaden gelitten? Sind Alle noch da? Ist Keiner heruntergeflogen? -- Jeder bewies seine Gegenwart durch seine Antwort; außer ein paar Püffen, die Klaus und der Bäcker sich ertheilt, waren Alle unbeschädigt geblieben. -- Was fangen wir nun an? fragte Fritz. -- Wenn wir über Hagen führen? meinte Gertrud, wir sind ja auf dem Wege dahin; es ist freilich fast eine Stunde um, indessen immer besser, als den Hals noch einmal dran wagen. terten ihm entgegen. Kaum nahmen die Pferde dies wahr, so schwenkten sie den Wagen auf dem dürren Rasengrund kurz um und liefen rückwärts. Glücklicherweise ertrug der Wagen die unerwartete Bewegung ohne umzufallen; in diesem ängstlichen Augenblick war Alles verstummt, aber wie die Pferde wieder gradeaus liefen, fand Jeder seine Stimme wieder, und Alles schrie: Halt, halt auf, halt auf! Der Lärm machte jedoch die durchgehenden Thiere nur noch wilder, und sie standen erst still, als sie einen Kreuzweg erreicht hatten, der von der jüngst verlassenen Heimath nur eine halbe Stunde entfernt war. Hier verschnauften sie, blickten scheu nach allen Seiten und suchten sich zu beruhigen. Auch die Gesellschaft im Wagen kam jetzt wieder zu sich, Fritz stieg ab und hielt die Thiere. Der Wald lag weit hinter ihnen, durch eine flache Anhöhe verborgen, die Flammen waren verschwunden, und die Sonne kündigte sich durch blasse Streifen im Osten an. Das war eine schöne Geschichte, rief Fritz, sobald er unten war; es hat doch Niemand Schaden gelitten? Sind Alle noch da? Ist Keiner heruntergeflogen? — Jeder bewies seine Gegenwart durch seine Antwort; außer ein paar Püffen, die Klaus und der Bäcker sich ertheilt, waren Alle unbeschädigt geblieben. — Was fangen wir nun an? fragte Fritz. — Wenn wir über Hagen führen? meinte Gertrud, wir sind ja auf dem Wege dahin; es ist freilich fast eine Stunde um, indessen immer besser, als den Hals noch einmal dran wagen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0098"/> terten ihm entgegen. Kaum nahmen die Pferde dies wahr, so schwenkten sie den Wagen auf dem dürren Rasengrund kurz um und liefen rückwärts. Glücklicherweise ertrug der Wagen die unerwartete Bewegung ohne umzufallen; in diesem ängstlichen Augenblick war Alles verstummt, aber wie die Pferde wieder gradeaus liefen, fand Jeder seine Stimme wieder, und Alles schrie: Halt, halt auf, halt auf! Der Lärm machte jedoch die durchgehenden Thiere nur noch wilder, und sie standen erst still, als sie einen Kreuzweg erreicht hatten, der von der jüngst verlassenen Heimath nur eine halbe Stunde entfernt war. Hier verschnauften sie, blickten scheu nach allen Seiten und suchten sich zu beruhigen. Auch die Gesellschaft im Wagen kam jetzt wieder zu sich, Fritz stieg ab und hielt die Thiere. Der Wald lag weit hinter ihnen, durch eine flache Anhöhe verborgen, die Flammen waren verschwunden, und die Sonne kündigte sich durch blasse Streifen im Osten an.</p><lb/> <p>Das war eine schöne Geschichte, rief Fritz, sobald er unten war; es hat doch Niemand Schaden gelitten? Sind Alle noch da? Ist Keiner heruntergeflogen? — Jeder bewies seine Gegenwart durch seine Antwort; außer ein paar Püffen, die Klaus und der Bäcker sich ertheilt, waren Alle unbeschädigt geblieben. — Was fangen wir nun an? fragte Fritz. — Wenn wir über Hagen führen? meinte Gertrud, wir sind ja auf dem Wege dahin; es ist freilich fast eine Stunde um, indessen immer besser, als den Hals noch einmal dran wagen.</p><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0098]
terten ihm entgegen. Kaum nahmen die Pferde dies wahr, so schwenkten sie den Wagen auf dem dürren Rasengrund kurz um und liefen rückwärts. Glücklicherweise ertrug der Wagen die unerwartete Bewegung ohne umzufallen; in diesem ängstlichen Augenblick war Alles verstummt, aber wie die Pferde wieder gradeaus liefen, fand Jeder seine Stimme wieder, und Alles schrie: Halt, halt auf, halt auf! Der Lärm machte jedoch die durchgehenden Thiere nur noch wilder, und sie standen erst still, als sie einen Kreuzweg erreicht hatten, der von der jüngst verlassenen Heimath nur eine halbe Stunde entfernt war. Hier verschnauften sie, blickten scheu nach allen Seiten und suchten sich zu beruhigen. Auch die Gesellschaft im Wagen kam jetzt wieder zu sich, Fritz stieg ab und hielt die Thiere. Der Wald lag weit hinter ihnen, durch eine flache Anhöhe verborgen, die Flammen waren verschwunden, und die Sonne kündigte sich durch blasse Streifen im Osten an.
Das war eine schöne Geschichte, rief Fritz, sobald er unten war; es hat doch Niemand Schaden gelitten? Sind Alle noch da? Ist Keiner heruntergeflogen? — Jeder bewies seine Gegenwart durch seine Antwort; außer ein paar Püffen, die Klaus und der Bäcker sich ertheilt, waren Alle unbeschädigt geblieben. — Was fangen wir nun an? fragte Fritz. — Wenn wir über Hagen führen? meinte Gertrud, wir sind ja auf dem Wege dahin; es ist freilich fast eine Stunde um, indessen immer besser, als den Hals noch einmal dran wagen.
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Zitationshilfe: | Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/98>, abgerufen am 16.02.2025. |