Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Wofür hält er uns? So bring sie doch wieder in den Gang! Wenn ich könnte, erwiderte der Fuhrmann. Dummer Taps, wozu bist du denn Kutscher? rief der Bäcker. Der Fuhrmann munterte seine Thiere durch einige Hiebe auf, sie thaten einen Ruck am Wagen und standen wieder. Gotts Wetter, was ist denn das? rief der Bäcker. Ja, das weiß man so eigentlich nicht, erwiderte der Fuhrmann. Wir sind vielleicht behext. Hör' einmal, Kerl, wenn du gesoffen hast -- rief der Bäcker außer sich -- Fluchen Sie nicht, schweigen Sie doch lieber still und beten. Sehen Sie's denn nicht? Der Bäcker bemerkte jetzt, daß die Pferde schnaubten und die Ohren spitzten. Was denn? fragte er. Nun, was denn? Die vornehmen Leute aus den Städten wollen immer nicht dran glauben und sagen, es wären Possen -- da sehen Sie's selbst! Aber was denn? Herr Je, dort im Busch! Der Bäcker erhob sich auf seinem Sitz, mit ihm die Andern. Unweit des Weges lief ein Wäldchen hin, dessen Spitze in einiger Entfernung von ihnen ganz dicht herantrat und den Weg zu berühren schien. Gerade auf dieser Spitze stand, gleich einer Schildwache, eine lange bläuliche Flamme. Wofür hält er uns? So bring sie doch wieder in den Gang! Wenn ich könnte, erwiderte der Fuhrmann. Dummer Taps, wozu bist du denn Kutscher? rief der Bäcker. Der Fuhrmann munterte seine Thiere durch einige Hiebe auf, sie thaten einen Ruck am Wagen und standen wieder. Gotts Wetter, was ist denn das? rief der Bäcker. Ja, das weiß man so eigentlich nicht, erwiderte der Fuhrmann. Wir sind vielleicht behext. Hör' einmal, Kerl, wenn du gesoffen hast — rief der Bäcker außer sich — Fluchen Sie nicht, schweigen Sie doch lieber still und beten. Sehen Sie's denn nicht? Der Bäcker bemerkte jetzt, daß die Pferde schnaubten und die Ohren spitzten. Was denn? fragte er. Nun, was denn? Die vornehmen Leute aus den Städten wollen immer nicht dran glauben und sagen, es wären Possen — da sehen Sie's selbst! Aber was denn? Herr Je, dort im Busch! Der Bäcker erhob sich auf seinem Sitz, mit ihm die Andern. Unweit des Weges lief ein Wäldchen hin, dessen Spitze in einiger Entfernung von ihnen ganz dicht herantrat und den Weg zu berühren schien. Gerade auf dieser Spitze stand, gleich einer Schildwache, eine lange bläuliche Flamme. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0096"/> Wofür hält er uns? So bring sie doch wieder in den Gang!</p><lb/> <p>Wenn ich könnte, erwiderte der Fuhrmann.</p><lb/> <p>Dummer Taps, wozu bist du denn Kutscher? rief der Bäcker.</p><lb/> <p>Der Fuhrmann munterte seine Thiere durch einige Hiebe auf, sie thaten einen Ruck am Wagen und standen wieder.</p><lb/> <p>Gotts Wetter, was ist denn das? rief der Bäcker.</p><lb/> <p>Ja, das weiß man so eigentlich nicht, erwiderte der Fuhrmann. Wir sind vielleicht behext.</p><lb/> <p>Hör' einmal, Kerl, wenn du gesoffen hast — rief der Bäcker außer sich —</p><lb/> <p>Fluchen Sie nicht, schweigen Sie doch lieber still und beten. Sehen Sie's denn nicht?</p><lb/> <p>Der Bäcker bemerkte jetzt, daß die Pferde schnaubten und die Ohren spitzten. Was denn? fragte er.</p><lb/> <p>Nun, was denn? Die vornehmen Leute aus den Städten wollen immer nicht dran glauben und sagen, es wären Possen — da sehen Sie's selbst!</p><lb/> <p>Aber was denn?</p><lb/> <p>Herr Je, dort im Busch!</p><lb/> <p>Der Bäcker erhob sich auf seinem Sitz, mit ihm die Andern. Unweit des Weges lief ein Wäldchen hin, dessen Spitze in einiger Entfernung von ihnen ganz dicht herantrat und den Weg zu berühren schien. Gerade auf dieser Spitze stand, gleich einer Schildwache, eine lange bläuliche Flamme.</p><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0096]
Wofür hält er uns? So bring sie doch wieder in den Gang!
Wenn ich könnte, erwiderte der Fuhrmann.
Dummer Taps, wozu bist du denn Kutscher? rief der Bäcker.
Der Fuhrmann munterte seine Thiere durch einige Hiebe auf, sie thaten einen Ruck am Wagen und standen wieder.
Gotts Wetter, was ist denn das? rief der Bäcker.
Ja, das weiß man so eigentlich nicht, erwiderte der Fuhrmann. Wir sind vielleicht behext.
Hör' einmal, Kerl, wenn du gesoffen hast — rief der Bäcker außer sich —
Fluchen Sie nicht, schweigen Sie doch lieber still und beten. Sehen Sie's denn nicht?
Der Bäcker bemerkte jetzt, daß die Pferde schnaubten und die Ohren spitzten. Was denn? fragte er.
Nun, was denn? Die vornehmen Leute aus den Städten wollen immer nicht dran glauben und sagen, es wären Possen — da sehen Sie's selbst!
Aber was denn?
Herr Je, dort im Busch!
Der Bäcker erhob sich auf seinem Sitz, mit ihm die Andern. Unweit des Weges lief ein Wäldchen hin, dessen Spitze in einiger Entfernung von ihnen ganz dicht herantrat und den Weg zu berühren schien. Gerade auf dieser Spitze stand, gleich einer Schildwache, eine lange bläuliche Flamme.
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Zitationshilfe: | Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/96>, abgerufen am 16.02.2025. |