Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Narren, wenn sie noch bis Weihnachten warten wollten, um es theuer zu bezahlen, und vier Paare, die auf einmal aus einem Dorfe zum Altar gingen, das brächte besondern Segen. Daher begaben Beide, Klaus und Töffel, sich zu Lieschen's Aeltern, wo sie wußten, daß der Bäcker Baumann zu Tische sei. Er hatte zum heutigen Sonntag eine Flasche Wein mitgebracht, er war lustig und guter Dinge und lachte über den Vorschlag, dann überlegte auch er, daß es weniger koste, und sagte unbedingt: Ja! Mit der Einwilligung und ihrem klugen Gedanken wohl zufrieden, gingen Klaus und Töffel nach Jägerhof, wo der Pastor der Filialkirche wohnte, und trafen ihre Einrichtungen. Lieschen war eben in der Küche gewesen, eine Schüssel anzurichten, als das Gespräch stattgefunden, welches dazu geführt hatte, da sie wieder in die Stube trat, erzählte ihr der künftige Gatte, wie prunkhaft sie ihre Hochzeit feiern würden; es war ihr peinlich, daß Fremde die heilige Handlung mit ihr und ihrem Lieben theilen sollten, aber sie wußte es nun nicht mehr abzuwenden; ihr: "I, das ist ja albern!" belachte der Bräutigam, der Vater fand es selbst albern, und so blieb es bei der einmal getroffenen Bestimmung. Martenstag erschien, und ein Wagen voll geputzter Leute fuhr mit Tagesanbruch nach Jägerhof, denn der Herr Pastor hatte gebeten, recht früh zur Trauung zu kommen, weil er später Abhaltung habe, und man Narren, wenn sie noch bis Weihnachten warten wollten, um es theuer zu bezahlen, und vier Paare, die auf einmal aus einem Dorfe zum Altar gingen, das brächte besondern Segen. Daher begaben Beide, Klaus und Töffel, sich zu Lieschen's Aeltern, wo sie wußten, daß der Bäcker Baumann zu Tische sei. Er hatte zum heutigen Sonntag eine Flasche Wein mitgebracht, er war lustig und guter Dinge und lachte über den Vorschlag, dann überlegte auch er, daß es weniger koste, und sagte unbedingt: Ja! Mit der Einwilligung und ihrem klugen Gedanken wohl zufrieden, gingen Klaus und Töffel nach Jägerhof, wo der Pastor der Filialkirche wohnte, und trafen ihre Einrichtungen. Lieschen war eben in der Küche gewesen, eine Schüssel anzurichten, als das Gespräch stattgefunden, welches dazu geführt hatte, da sie wieder in die Stube trat, erzählte ihr der künftige Gatte, wie prunkhaft sie ihre Hochzeit feiern würden; es war ihr peinlich, daß Fremde die heilige Handlung mit ihr und ihrem Lieben theilen sollten, aber sie wußte es nun nicht mehr abzuwenden; ihr: „I, das ist ja albern!“ belachte der Bräutigam, der Vater fand es selbst albern, und so blieb es bei der einmal getroffenen Bestimmung. Martenstag erschien, und ein Wagen voll geputzter Leute fuhr mit Tagesanbruch nach Jägerhof, denn der Herr Pastor hatte gebeten, recht früh zur Trauung zu kommen, weil er später Abhaltung habe, und man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0094"/> Narren, wenn sie noch bis Weihnachten warten wollten, um es theuer zu bezahlen, und vier Paare, die auf einmal aus einem Dorfe zum Altar gingen, das brächte besondern Segen. Daher begaben Beide, Klaus und Töffel, sich zu Lieschen's Aeltern, wo sie wußten, daß der Bäcker Baumann zu Tische sei. Er hatte zum heutigen Sonntag eine Flasche Wein mitgebracht, er war lustig und guter Dinge und lachte über den Vorschlag, dann überlegte auch er, daß es weniger koste, und sagte unbedingt: Ja! Mit der Einwilligung und ihrem klugen Gedanken wohl zufrieden, gingen Klaus und Töffel nach Jägerhof, wo der Pastor der Filialkirche wohnte, und trafen ihre Einrichtungen.</p><lb/> <p>Lieschen war eben in der Küche gewesen, eine Schüssel anzurichten, als das Gespräch stattgefunden, welches dazu geführt hatte, da sie wieder in die Stube trat, erzählte ihr der künftige Gatte, wie prunkhaft sie ihre Hochzeit feiern würden; es war ihr peinlich, daß Fremde die heilige Handlung mit ihr und ihrem Lieben theilen sollten, aber sie wußte es nun nicht mehr abzuwenden; ihr: „I, das ist ja albern!“ belachte der Bräutigam, der Vater fand es selbst albern, und so blieb es bei der einmal getroffenen Bestimmung.</p><lb/> <p>Martenstag erschien, und ein Wagen voll geputzter Leute fuhr mit Tagesanbruch nach Jägerhof, denn der Herr Pastor hatte gebeten, recht früh zur Trauung zu kommen, weil er später Abhaltung habe, und man<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0094]
Narren, wenn sie noch bis Weihnachten warten wollten, um es theuer zu bezahlen, und vier Paare, die auf einmal aus einem Dorfe zum Altar gingen, das brächte besondern Segen. Daher begaben Beide, Klaus und Töffel, sich zu Lieschen's Aeltern, wo sie wußten, daß der Bäcker Baumann zu Tische sei. Er hatte zum heutigen Sonntag eine Flasche Wein mitgebracht, er war lustig und guter Dinge und lachte über den Vorschlag, dann überlegte auch er, daß es weniger koste, und sagte unbedingt: Ja! Mit der Einwilligung und ihrem klugen Gedanken wohl zufrieden, gingen Klaus und Töffel nach Jägerhof, wo der Pastor der Filialkirche wohnte, und trafen ihre Einrichtungen.
Lieschen war eben in der Küche gewesen, eine Schüssel anzurichten, als das Gespräch stattgefunden, welches dazu geführt hatte, da sie wieder in die Stube trat, erzählte ihr der künftige Gatte, wie prunkhaft sie ihre Hochzeit feiern würden; es war ihr peinlich, daß Fremde die heilige Handlung mit ihr und ihrem Lieben theilen sollten, aber sie wußte es nun nicht mehr abzuwenden; ihr: „I, das ist ja albern!“ belachte der Bräutigam, der Vater fand es selbst albern, und so blieb es bei der einmal getroffenen Bestimmung.
Martenstag erschien, und ein Wagen voll geputzter Leute fuhr mit Tagesanbruch nach Jägerhof, denn der Herr Pastor hatte gebeten, recht früh zur Trauung zu kommen, weil er später Abhaltung habe, und man
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Zitationshilfe: | Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/94>, abgerufen am 16.02.2025. |