Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.-- Ja, Fritz, versprich mir das, und eine gute, verständige Frau. Sie ist älter wie du, aber was thut das? Sie ist auch verständiger und bringt dir ein Stück Geld mit, daß ihr bequem leben könnt, und wenn dir was fehlt und du krank bist, so weiß ich doch, daß du eine gute Pflege hast, und im Alter sorgt sie für dich an meiner Statt. -- Ach! sagte Fritz; er schlug die Augen nieder und schwieg, wohl fühlend, wo das hinauswollte. Sieh, fuhr Lieschen fort, ist Heinrich nicht sehr gut? Wenn du so einen Bruder hättest! Und Gertrud auch? Haben sie uns nicht gerettet? Und dich so gut gepflegt? Und ist Gertrud nicht meine Freundin? Dann könnten wir uns noch recht oft sehen, Fritz! Ach, das wäre sehr schön! rief Fritz weinend. Nicht wahr, Fritz, du thust es? sagte Lieschen. Sieh, dann werde ich ruhig sein. Ich muß den Baumann ja doch heirathen. Wenn ich dich nicht haben soll, ist mir Alles einerlei! rief Fritz heftig. Du versprichst mir's also, Fritz? fragte Lieschen. Wenn ich weiß, daß du solche Freunde im Dorfe hast, werde ich ruhig sein, wenn ich weggehen muß, und dann werden wir uns sagen, Gott hat es nicht gewollt, und was Gott nicht will, wie kann der Mensch dagegen? Fritz weinte und schwieg, aber er reichte ihr die Hand. Topp! sagte sie mit einer Hastigkeit, als wollte — Ja, Fritz, versprich mir das, und eine gute, verständige Frau. Sie ist älter wie du, aber was thut das? Sie ist auch verständiger und bringt dir ein Stück Geld mit, daß ihr bequem leben könnt, und wenn dir was fehlt und du krank bist, so weiß ich doch, daß du eine gute Pflege hast, und im Alter sorgt sie für dich an meiner Statt. — Ach! sagte Fritz; er schlug die Augen nieder und schwieg, wohl fühlend, wo das hinauswollte. Sieh, fuhr Lieschen fort, ist Heinrich nicht sehr gut? Wenn du so einen Bruder hättest! Und Gertrud auch? Haben sie uns nicht gerettet? Und dich so gut gepflegt? Und ist Gertrud nicht meine Freundin? Dann könnten wir uns noch recht oft sehen, Fritz! Ach, das wäre sehr schön! rief Fritz weinend. Nicht wahr, Fritz, du thust es? sagte Lieschen. Sieh, dann werde ich ruhig sein. Ich muß den Baumann ja doch heirathen. Wenn ich dich nicht haben soll, ist mir Alles einerlei! rief Fritz heftig. Du versprichst mir's also, Fritz? fragte Lieschen. Wenn ich weiß, daß du solche Freunde im Dorfe hast, werde ich ruhig sein, wenn ich weggehen muß, und dann werden wir uns sagen, Gott hat es nicht gewollt, und was Gott nicht will, wie kann der Mensch dagegen? Fritz weinte und schwieg, aber er reichte ihr die Hand. Topp! sagte sie mit einer Hastigkeit, als wollte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090"/> — Ja, Fritz, versprich mir das, und eine gute, verständige Frau. Sie ist älter wie du, aber was thut das? Sie ist auch verständiger und bringt dir ein Stück Geld mit, daß ihr bequem leben könnt, und wenn dir was fehlt und du krank bist, so weiß ich doch, daß du eine gute Pflege hast, und im Alter sorgt sie für dich an meiner Statt. — Ach! sagte Fritz; er schlug die Augen nieder und schwieg, wohl fühlend, wo das hinauswollte.</p><lb/> <p>Sieh, fuhr Lieschen fort, ist Heinrich nicht sehr gut? Wenn du so einen Bruder hättest! Und Gertrud auch? Haben sie uns nicht gerettet? Und dich so gut gepflegt? Und ist Gertrud nicht meine Freundin? Dann könnten wir uns noch recht oft sehen, Fritz!</p><lb/> <p>Ach, das wäre sehr schön! rief Fritz weinend.</p><lb/> <p>Nicht wahr, Fritz, du thust es? sagte Lieschen. Sieh, dann werde ich ruhig sein. Ich muß den Baumann ja doch heirathen.</p><lb/> <p>Wenn ich dich nicht haben soll, ist mir Alles einerlei! rief Fritz heftig.</p><lb/> <p>Du versprichst mir's also, Fritz? fragte Lieschen. Wenn ich weiß, daß du solche Freunde im Dorfe hast, werde ich ruhig sein, wenn ich weggehen muß, und dann werden wir uns sagen, Gott hat es nicht gewollt, und was Gott nicht will, wie kann der Mensch dagegen?</p><lb/> <p>Fritz weinte und schwieg, aber er reichte ihr die Hand. Topp! sagte sie mit einer Hastigkeit, als wollte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
— Ja, Fritz, versprich mir das, und eine gute, verständige Frau. Sie ist älter wie du, aber was thut das? Sie ist auch verständiger und bringt dir ein Stück Geld mit, daß ihr bequem leben könnt, und wenn dir was fehlt und du krank bist, so weiß ich doch, daß du eine gute Pflege hast, und im Alter sorgt sie für dich an meiner Statt. — Ach! sagte Fritz; er schlug die Augen nieder und schwieg, wohl fühlend, wo das hinauswollte.
Sieh, fuhr Lieschen fort, ist Heinrich nicht sehr gut? Wenn du so einen Bruder hättest! Und Gertrud auch? Haben sie uns nicht gerettet? Und dich so gut gepflegt? Und ist Gertrud nicht meine Freundin? Dann könnten wir uns noch recht oft sehen, Fritz!
Ach, das wäre sehr schön! rief Fritz weinend.
Nicht wahr, Fritz, du thust es? sagte Lieschen. Sieh, dann werde ich ruhig sein. Ich muß den Baumann ja doch heirathen.
Wenn ich dich nicht haben soll, ist mir Alles einerlei! rief Fritz heftig.
Du versprichst mir's also, Fritz? fragte Lieschen. Wenn ich weiß, daß du solche Freunde im Dorfe hast, werde ich ruhig sein, wenn ich weggehen muß, und dann werden wir uns sagen, Gott hat es nicht gewollt, und was Gott nicht will, wie kann der Mensch dagegen?
Fritz weinte und schwieg, aber er reichte ihr die Hand. Topp! sagte sie mit einer Hastigkeit, als wollte
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Zitationshilfe: | Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/90>, abgerufen am 19.07.2024. |