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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Den Kopf voll heißer Projekte langte Fritz in seiner Wohnung an.

Am andern Morgen saß der Bäcker Baumann in seiner sandbestreuten Stube und blätterte in alten Schuldbüchern; von Zeit zu Zeit schüttelte er den Kopf mit der weißen, reinlichen Nachtmütze, da klopfte es an seiner Thür. Verdrießlich über die Störung, rief er ein gereiztes: Herein! und Fritz, noch roth von der Last, die er den weiten Weg getragen, trat ein. Er nahm die Mütze ab und sagte: Guten Tag! -- Nun, was wollt denn Ihr? fragte der Bäcker. -- Ich habe einen schönen Himten Gerste, noch vom vorigen Jahre, antwortete Fritz, wollt Ihr sie ansehen, Herr Baumann? Ich weiß wohl, daß es alte Gerste ist, und die neue schon in den Scheunen, aber jeder Mensch weiß auch, daß die Frucht von diesem Jahre nicht so ausfällt wie die vom vergangenen; es steckt kein Mehl in den Körnern, weil Alles ins Stroh ging. -- Nun, nun, das ist noch nicht so ausgemacht, unterbrach ihn der Bäcker. -- Sie sagen's Alle, Herr Baumann, Ihr mögt fragen rechts, Ihr mögt fragen links; in Emmede, auf dem Jägerhof, überall ist's so. Ich war auch nicht in der Absicht, meinen letzten Himten zu verkaufen, aber kömmt Zeit, kömmt Rath. Man braucht immer mehr Geld als man denkt, und so dachte ich, Ihr brauchtet auch immer mehr Mehl, als Ihr denkt. Wollt Ihr Euch die Frucht ansehen? sie liegt auf der Diele. -- Der Bäcker ging mit ihm hinaus, ohne zu antworten.

Den Kopf voll heißer Projekte langte Fritz in seiner Wohnung an.

Am andern Morgen saß der Bäcker Baumann in seiner sandbestreuten Stube und blätterte in alten Schuldbüchern; von Zeit zu Zeit schüttelte er den Kopf mit der weißen, reinlichen Nachtmütze, da klopfte es an seiner Thür. Verdrießlich über die Störung, rief er ein gereiztes: Herein! und Fritz, noch roth von der Last, die er den weiten Weg getragen, trat ein. Er nahm die Mütze ab und sagte: Guten Tag! — Nun, was wollt denn Ihr? fragte der Bäcker. — Ich habe einen schönen Himten Gerste, noch vom vorigen Jahre, antwortete Fritz, wollt Ihr sie ansehen, Herr Baumann? Ich weiß wohl, daß es alte Gerste ist, und die neue schon in den Scheunen, aber jeder Mensch weiß auch, daß die Frucht von diesem Jahre nicht so ausfällt wie die vom vergangenen; es steckt kein Mehl in den Körnern, weil Alles ins Stroh ging. — Nun, nun, das ist noch nicht so ausgemacht, unterbrach ihn der Bäcker. — Sie sagen's Alle, Herr Baumann, Ihr mögt fragen rechts, Ihr mögt fragen links; in Emmede, auf dem Jägerhof, überall ist's so. Ich war auch nicht in der Absicht, meinen letzten Himten zu verkaufen, aber kömmt Zeit, kömmt Rath. Man braucht immer mehr Geld als man denkt, und so dachte ich, Ihr brauchtet auch immer mehr Mehl, als Ihr denkt. Wollt Ihr Euch die Frucht ansehen? sie liegt auf der Diele. — Der Bäcker ging mit ihm hinaus, ohne zu antworten.

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[0061] Den Kopf voll heißer Projekte langte Fritz in seiner Wohnung an. Am andern Morgen saß der Bäcker Baumann in seiner sandbestreuten Stube und blätterte in alten Schuldbüchern; von Zeit zu Zeit schüttelte er den Kopf mit der weißen, reinlichen Nachtmütze, da klopfte es an seiner Thür. Verdrießlich über die Störung, rief er ein gereiztes: Herein! und Fritz, noch roth von der Last, die er den weiten Weg getragen, trat ein. Er nahm die Mütze ab und sagte: Guten Tag! — Nun, was wollt denn Ihr? fragte der Bäcker. — Ich habe einen schönen Himten Gerste, noch vom vorigen Jahre, antwortete Fritz, wollt Ihr sie ansehen, Herr Baumann? Ich weiß wohl, daß es alte Gerste ist, und die neue schon in den Scheunen, aber jeder Mensch weiß auch, daß die Frucht von diesem Jahre nicht so ausfällt wie die vom vergangenen; es steckt kein Mehl in den Körnern, weil Alles ins Stroh ging. — Nun, nun, das ist noch nicht so ausgemacht, unterbrach ihn der Bäcker. — Sie sagen's Alle, Herr Baumann, Ihr mögt fragen rechts, Ihr mögt fragen links; in Emmede, auf dem Jägerhof, überall ist's so. Ich war auch nicht in der Absicht, meinen letzten Himten zu verkaufen, aber kömmt Zeit, kömmt Rath. Man braucht immer mehr Geld als man denkt, und so dachte ich, Ihr brauchtet auch immer mehr Mehl, als Ihr denkt. Wollt Ihr Euch die Frucht ansehen? sie liegt auf der Diele. — Der Bäcker ging mit ihm hinaus, ohne zu antworten.

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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/61>, abgerufen am 22.11.2024.