Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.über Ungerechtigkeit, wie Ihr's immer war't, ein Richter im Verborgenen -- Das war ich so eben, unterbrach ihn der Immeker. Der lange Michel hat das gestohlene Leinen herausgeben müssen. Der lange Michel! Die zwei Stück, die dem Tischler Johanni von der Bleiche wegkamen, kein Mensch wußte wie? Und das hatte der lange Michel gethan? Wie ist das entdeckt worden? Der Immeker lächelte. -- Und was geschieht ihm? Kömmt er zum Sitzen? Ihm geschieht nichts, er ist weg unter die Soldaten, sagte der Immeker. Der Spitzbube! rief Fritz, nicht bedenkend, daß er im Begriff stand, ein weit größeres Bubenstück zu begehen. Und seine Braut? Was wird aus der? Was macht die blanke Grete nun? -- Die wird schon noch an den Mann kommen, es nimmt sie der rothe Töffel von der Ecke. -- Der! fuhr Fritz auf, der dumme Hans? Seht doch, Andre sind glücklich, die können nehmen, wen sie wollen, die kriegen ihre Mädchen! Die Bräute regnen ja nur so im Dorf, aber ich, ich armer Tropf -- Weil Ihr ein Dickkopf seid! antwortete der Immeker. Ein Dickkopf! Das soll mir Keiner sagen, schrie Fritz. Sagt, Immeker, wollt Ihr ihm Eins anthun? über Ungerechtigkeit, wie Ihr's immer war't, ein Richter im Verborgenen — Das war ich so eben, unterbrach ihn der Immeker. Der lange Michel hat das gestohlene Leinen herausgeben müssen. Der lange Michel! Die zwei Stück, die dem Tischler Johanni von der Bleiche wegkamen, kein Mensch wußte wie? Und das hatte der lange Michel gethan? Wie ist das entdeckt worden? Der Immeker lächelte. — Und was geschieht ihm? Kömmt er zum Sitzen? Ihm geschieht nichts, er ist weg unter die Soldaten, sagte der Immeker. Der Spitzbube! rief Fritz, nicht bedenkend, daß er im Begriff stand, ein weit größeres Bubenstück zu begehen. Und seine Braut? Was wird aus der? Was macht die blanke Grete nun? — Die wird schon noch an den Mann kommen, es nimmt sie der rothe Töffel von der Ecke. — Der! fuhr Fritz auf, der dumme Hans? Seht doch, Andre sind glücklich, die können nehmen, wen sie wollen, die kriegen ihre Mädchen! Die Bräute regnen ja nur so im Dorf, aber ich, ich armer Tropf — Weil Ihr ein Dickkopf seid! antwortete der Immeker. Ein Dickkopf! Das soll mir Keiner sagen, schrie Fritz. Sagt, Immeker, wollt Ihr ihm Eins anthun? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058"/> über Ungerechtigkeit, wie Ihr's immer war't, ein Richter im Verborgenen —</p><lb/> <p>Das war ich so eben, unterbrach ihn der Immeker. Der lange Michel hat das gestohlene Leinen herausgeben müssen.</p><lb/> <p>Der lange Michel! Die zwei Stück, die dem Tischler Johanni von der Bleiche wegkamen, kein Mensch wußte wie? Und das hatte der lange Michel gethan? Wie ist das entdeckt worden?</p><lb/> <p>Der Immeker lächelte. —</p><lb/> <p>Und was geschieht ihm? Kömmt er zum Sitzen?</p><lb/> <p>Ihm geschieht nichts, er ist weg unter die Soldaten, sagte der Immeker.</p><lb/> <p>Der Spitzbube! rief Fritz, nicht bedenkend, daß er im Begriff stand, ein weit größeres Bubenstück zu begehen. Und seine Braut? Was wird aus der? Was macht die blanke Grete nun? — Die wird schon noch an den Mann kommen, es nimmt sie der rothe Töffel von der Ecke. — Der! fuhr Fritz auf, der dumme Hans? Seht doch, Andre sind glücklich, die können nehmen, wen sie wollen, die kriegen ihre Mädchen! Die Bräute regnen ja nur so im Dorf, aber ich, ich armer Tropf —</p><lb/> <p>Weil Ihr ein Dickkopf seid! antwortete der Immeker.</p><lb/> <p>Ein Dickkopf! Das soll mir Keiner sagen, schrie Fritz. Sagt, Immeker, wollt Ihr ihm Eins anthun?</p><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0058]
über Ungerechtigkeit, wie Ihr's immer war't, ein Richter im Verborgenen —
Das war ich so eben, unterbrach ihn der Immeker. Der lange Michel hat das gestohlene Leinen herausgeben müssen.
Der lange Michel! Die zwei Stück, die dem Tischler Johanni von der Bleiche wegkamen, kein Mensch wußte wie? Und das hatte der lange Michel gethan? Wie ist das entdeckt worden?
Der Immeker lächelte. —
Und was geschieht ihm? Kömmt er zum Sitzen?
Ihm geschieht nichts, er ist weg unter die Soldaten, sagte der Immeker.
Der Spitzbube! rief Fritz, nicht bedenkend, daß er im Begriff stand, ein weit größeres Bubenstück zu begehen. Und seine Braut? Was wird aus der? Was macht die blanke Grete nun? — Die wird schon noch an den Mann kommen, es nimmt sie der rothe Töffel von der Ecke. — Der! fuhr Fritz auf, der dumme Hans? Seht doch, Andre sind glücklich, die können nehmen, wen sie wollen, die kriegen ihre Mädchen! Die Bräute regnen ja nur so im Dorf, aber ich, ich armer Tropf —
Weil Ihr ein Dickkopf seid! antwortete der Immeker.
Ein Dickkopf! Das soll mir Keiner sagen, schrie Fritz. Sagt, Immeker, wollt Ihr ihm Eins anthun?
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Zitationshilfe: | Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/58>, abgerufen am 16.02.2025. |