Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Wer kann jetzt von Haus abkommen, wo die Kartoffeln noch alle in der Erde sind? Nein, Herr Pastor, das kann uns Keiner zumuthen; ich und Töffel, wir haben's ausgemacht, und Else und Grete, die sind's auch so zufrieden, wie's jetzt ist; wir behalten einander, wie wir uns angetraut worden sind. -- Ist das wahr, Töffel? rief der erleichterte Prediger, ist das wahr, Else? und Sie, Grete, Sie redet nicht? -- Alle drei bestätigten Klausens Worte. -- Was wird mein Vater aber sagen? bemerkte Else. -- Der hat nun nichts mehr einzuwenden, rief Töffel. Nun, Else, wer hätte das gedacht, daß ich dich noch kriegte, Tischlers Else! Nun können wir uns schöne Kästchen machen lassen, Else! -- Der Bäcker stand bestürzt; Herr Pastor, sagte er, was ist da zu thun? Der Pfarrer zuckte die Achseln. Sie können sich scheiden lassen, Herr Baumann, erwiderte er; aber die alte Braut kann Ihnen Keiner wiedergeben, wenn die beiden Leute einig sind, sich zu behalten -- er zeigte auf Fritz und Lieschen. Lieschen, rief Fritz lachend, da wären wir ja doch vor den rechten Schmied gekommen, ohne daß wir drum nach Engelland zu gehen brauchten. Die Andern überhörten den Einfall oder verstanden ihn nicht, aber Lieschen lachte laut auf in innigster Fröhlichkeit ihres Herzens. Der Bäcker sah sie betroffen an. Gut, sagte er verletzt, gut, Herr Pfarrer, es mag dabei sein Bewenden haben; ich will nicht, wer mich nicht will! Wer kann jetzt von Haus abkommen, wo die Kartoffeln noch alle in der Erde sind? Nein, Herr Pastor, das kann uns Keiner zumuthen; ich und Töffel, wir haben's ausgemacht, und Else und Grete, die sind's auch so zufrieden, wie's jetzt ist; wir behalten einander, wie wir uns angetraut worden sind. — Ist das wahr, Töffel? rief der erleichterte Prediger, ist das wahr, Else? und Sie, Grete, Sie redet nicht? — Alle drei bestätigten Klausens Worte. — Was wird mein Vater aber sagen? bemerkte Else. — Der hat nun nichts mehr einzuwenden, rief Töffel. Nun, Else, wer hätte das gedacht, daß ich dich noch kriegte, Tischlers Else! Nun können wir uns schöne Kästchen machen lassen, Else! — Der Bäcker stand bestürzt; Herr Pastor, sagte er, was ist da zu thun? Der Pfarrer zuckte die Achseln. Sie können sich scheiden lassen, Herr Baumann, erwiderte er; aber die alte Braut kann Ihnen Keiner wiedergeben, wenn die beiden Leute einig sind, sich zu behalten — er zeigte auf Fritz und Lieschen. Lieschen, rief Fritz lachend, da wären wir ja doch vor den rechten Schmied gekommen, ohne daß wir drum nach Engelland zu gehen brauchten. Die Andern überhörten den Einfall oder verstanden ihn nicht, aber Lieschen lachte laut auf in innigster Fröhlichkeit ihres Herzens. Der Bäcker sah sie betroffen an. Gut, sagte er verletzt, gut, Herr Pfarrer, es mag dabei sein Bewenden haben; ich will nicht, wer mich nicht will! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114"/> Wer kann jetzt von Haus abkommen, wo die Kartoffeln noch alle in der Erde sind? Nein, Herr Pastor, das kann uns Keiner zumuthen; ich und Töffel, wir haben's ausgemacht, und Else und Grete, die sind's auch so zufrieden, wie's jetzt ist; wir behalten einander, wie wir uns angetraut worden sind. — Ist das wahr, Töffel? rief der erleichterte Prediger, ist das wahr, Else? und Sie, Grete, Sie redet nicht? — Alle drei bestätigten Klausens Worte. — Was wird mein Vater aber sagen? bemerkte Else. — Der hat nun nichts mehr einzuwenden, rief Töffel. Nun, Else, wer hätte das gedacht, daß ich dich noch kriegte, Tischlers Else! Nun können wir uns schöne Kästchen machen lassen, Else! —</p><lb/> <p>Der Bäcker stand bestürzt; Herr Pastor, sagte er, was ist da zu thun? Der Pfarrer zuckte die Achseln. Sie können sich scheiden lassen, Herr Baumann, erwiderte er; aber die alte Braut kann Ihnen Keiner wiedergeben, wenn die beiden Leute einig sind, sich zu behalten — er zeigte auf Fritz und Lieschen.</p><lb/> <p>Lieschen, rief Fritz lachend, da wären wir ja doch vor den rechten Schmied gekommen, ohne daß wir drum nach Engelland zu gehen brauchten.</p><lb/> <p>Die Andern überhörten den Einfall oder verstanden ihn nicht, aber Lieschen lachte laut auf in innigster Fröhlichkeit ihres Herzens. Der Bäcker sah sie betroffen an. Gut, sagte er verletzt, gut, Herr Pfarrer, es mag dabei sein Bewenden haben; ich will nicht, wer mich nicht will!</p><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0114]
Wer kann jetzt von Haus abkommen, wo die Kartoffeln noch alle in der Erde sind? Nein, Herr Pastor, das kann uns Keiner zumuthen; ich und Töffel, wir haben's ausgemacht, und Else und Grete, die sind's auch so zufrieden, wie's jetzt ist; wir behalten einander, wie wir uns angetraut worden sind. — Ist das wahr, Töffel? rief der erleichterte Prediger, ist das wahr, Else? und Sie, Grete, Sie redet nicht? — Alle drei bestätigten Klausens Worte. — Was wird mein Vater aber sagen? bemerkte Else. — Der hat nun nichts mehr einzuwenden, rief Töffel. Nun, Else, wer hätte das gedacht, daß ich dich noch kriegte, Tischlers Else! Nun können wir uns schöne Kästchen machen lassen, Else! —
Der Bäcker stand bestürzt; Herr Pastor, sagte er, was ist da zu thun? Der Pfarrer zuckte die Achseln. Sie können sich scheiden lassen, Herr Baumann, erwiderte er; aber die alte Braut kann Ihnen Keiner wiedergeben, wenn die beiden Leute einig sind, sich zu behalten — er zeigte auf Fritz und Lieschen.
Lieschen, rief Fritz lachend, da wären wir ja doch vor den rechten Schmied gekommen, ohne daß wir drum nach Engelland zu gehen brauchten.
Die Andern überhörten den Einfall oder verstanden ihn nicht, aber Lieschen lachte laut auf in innigster Fröhlichkeit ihres Herzens. Der Bäcker sah sie betroffen an. Gut, sagte er verletzt, gut, Herr Pfarrer, es mag dabei sein Bewenden haben; ich will nicht, wer mich nicht will!
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Zitationshilfe: | Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/114>, abgerufen am 16.02.2025. |