Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Dergleichen Dinge

Dem sey, wie ihm wolle, weil ich dieses
iederzeit vor eine besondere Avanture, so meinem
Hause, und mir in meiner Jugend begegnet,
angesehen, so habe ich auch dessen hier Meldung
thun wollen; wie ich denn alle solche Casus und
Zufälle meines Lebens kurtz mit anmercken werde,
wo es den Schein gehabt, als ob eine besondere
Würckung GOttes, oder des Satans dabey be-
schäfftiget gewesen, und GOtt, oder der Sa-
tan seine Hand, wie man redet, mit im Spiel
gehabt. Verständige werden mir zugestehen,
daß dieses in eine solche Historie sich gar wohl
schicke, dergleichen ich hier von meinem eigenem
Leben schreibe. Denn thut GOtt, wie einige
heutiges Tages lehren wollen, in der Welt nichts
immediate und unmittelbar, nichts supra und
praeter naturae ordinem: ist keine Providentia
specialis, welche occulte miraculosa ist: Hat
GOTT nach seiner Praescienz alle Dinge schon
vorher gesehen, und also bey der Schöpffung ge-
ordnet, daß ietzt alles nach dem Lauffe der Na-
tur, und der einmahl gemachten Ordnung gesche-
hen muß, was geschiehet, ohne daß GOtt ie-
mahls von dieser Ordnung abgehet, oder abge-
gangen ist, noch abzugehen vonnöthen hat, ob
es gleich von außen den Menschen ungewöhn-
lich, außerordentlich, und wunderbar vorkömmt;
so geschehen doch so viel seltsame Dinge in der

Welt,
D 3
Dergleichen Dinge

Dem ſey, wie ihm wolle, weil ich dieſes
iederzeit vor eine beſondere Avanture, ſo meinem
Hauſe, und mir in meiner Jugend begegnet,
angeſehen, ſo habe ich auch deſſen hier Meldung
thun wollen; wie ich denn alle ſolche Caſus und
Zufaͤlle meines Lebens kurtz mit anmercken werde,
wo es den Schein gehabt, als ob eine beſondere
Wuͤrckung GOttes, oder des Satans dabey be-
ſchaͤfftiget geweſen, und GOtt, oder der Sa-
tan ſeine Hand, wie man redet, mit im Spiel
gehabt. Verſtaͤndige werden mir zugeſtehen,
daß dieſes in eine ſolche Hiſtorie ſich gar wohl
ſchicke, dergleichen ich hier von meinem eigenem
Leben ſchreibe. Denn thut GOtt, wie einige
heutiges Tages lehren wollen, in der Welt nichts
immediate und unmittelbar, nichts ſupra und
præter naturæ ordinem: iſt keine Providentia
ſpecialis, welche occulte miraculoſa iſt: Hat
GOTT nach ſeiner Præſcienz alle Dinge ſchon
vorher geſehen, und alſo bey der Schoͤpffung ge-
ordnet, daß ietzt alles nach dem Lauffe der Na-
tur, und der einmahl gemachten Ordnung geſche-
hen muß, was geſchiehet, ohne daß GOtt ie-
mahls von dieſer Ordnung abgehet, oder abge-
gangen iſt, noch abzugehen vonnoͤthen hat, ob
es gleich von außen den Menſchen ungewoͤhn-
lich, außerordentlich, und wunderbar vorkoͤmmt;
ſo geſchehen doch ſo viel ſeltſame Dinge in der

Welt,
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0099" n="53"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dergleichen Dinge</hi> </fw><lb/>
        <p>Dem &#x017F;ey, wie ihm wolle, weil ich die&#x017F;es<lb/>
iederzeit vor eine be&#x017F;ondere <hi rendition="#aq">Avanture,</hi> &#x017F;o meinem<lb/>
Hau&#x017F;e, und mir in meiner Jugend begegnet,<lb/>
ange&#x017F;ehen, &#x017F;o habe ich auch de&#x017F;&#x017F;en hier Meldung<lb/>
thun wollen; wie ich denn alle &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;us</hi> und<lb/>
Zufa&#x0364;lle meines Lebens kurtz mit anmercken werde,<lb/>
wo es den Schein gehabt, als ob eine be&#x017F;ondere<lb/>
Wu&#x0364;rckung GOttes, oder des Satans dabey be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;fftiget gewe&#x017F;en, und GOtt, oder der Sa-<lb/>
tan &#x017F;eine Hand, wie man redet, mit im Spiel<lb/>
gehabt. Ver&#x017F;ta&#x0364;ndige werden mir zuge&#x017F;tehen,<lb/>
daß die&#x017F;es in eine &#x017F;olche Hi&#x017F;torie &#x017F;ich gar wohl<lb/>
&#x017F;chicke, dergleichen ich hier von meinem eigenem<lb/>
Leben &#x017F;chreibe. Denn thut GOtt, wie einige<lb/>
heutiges Tages lehren wollen, in der Welt nichts<lb/><hi rendition="#aq">immediate</hi> und unmittelbar, nichts <hi rendition="#aq">&#x017F;upra</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">præter naturæ ordinem:</hi> i&#x017F;t keine <hi rendition="#aq">Providentia<lb/>
&#x017F;pecialis,</hi> welche <hi rendition="#aq">occulte miraculo&#x017F;a</hi> i&#x017F;t: Hat<lb/>
GOTT nach &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;cienz</hi> alle Dinge &#x017F;chon<lb/>
vorher ge&#x017F;ehen, und al&#x017F;o bey der Scho&#x0364;pffung ge-<lb/>
ordnet, daß ietzt alles nach dem Lauffe der Na-<lb/>
tur, und der einmahl gemachten Ordnung ge&#x017F;che-<lb/>
hen muß, was ge&#x017F;chiehet, ohne daß GOtt ie-<lb/>
mahls von die&#x017F;er Ordnung abgehet, oder abge-<lb/>
gangen i&#x017F;t, noch abzugehen vonno&#x0364;then hat, ob<lb/>
es gleich von außen den Men&#x017F;chen ungewo&#x0364;hn-<lb/>
lich, außerordentlich, und wunderbar vorko&#x0364;mmt;<lb/>
&#x017F;o ge&#x017F;chehen doch &#x017F;o viel &#x017F;elt&#x017F;ame Dinge in der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Welt,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0099] Dergleichen Dinge Dem ſey, wie ihm wolle, weil ich dieſes iederzeit vor eine beſondere Avanture, ſo meinem Hauſe, und mir in meiner Jugend begegnet, angeſehen, ſo habe ich auch deſſen hier Meldung thun wollen; wie ich denn alle ſolche Caſus und Zufaͤlle meines Lebens kurtz mit anmercken werde, wo es den Schein gehabt, als ob eine beſondere Wuͤrckung GOttes, oder des Satans dabey be- ſchaͤfftiget geweſen, und GOtt, oder der Sa- tan ſeine Hand, wie man redet, mit im Spiel gehabt. Verſtaͤndige werden mir zugeſtehen, daß dieſes in eine ſolche Hiſtorie ſich gar wohl ſchicke, dergleichen ich hier von meinem eigenem Leben ſchreibe. Denn thut GOtt, wie einige heutiges Tages lehren wollen, in der Welt nichts immediate und unmittelbar, nichts ſupra und præter naturæ ordinem: iſt keine Providentia ſpecialis, welche occulte miraculoſa iſt: Hat GOTT nach ſeiner Præſcienz alle Dinge ſchon vorher geſehen, und alſo bey der Schoͤpffung ge- ordnet, daß ietzt alles nach dem Lauffe der Na- tur, und der einmahl gemachten Ordnung geſche- hen muß, was geſchiehet, ohne daß GOtt ie- mahls von dieſer Ordnung abgehet, oder abge- gangen iſt, noch abzugehen vonnoͤthen hat, ob es gleich von außen den Menſchen ungewoͤhn- lich, außerordentlich, und wunderbar vorkoͤmmt; ſo geſchehen doch ſo viel ſeltſame Dinge in der Welt, D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/99
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/99>, abgerufen am 21.11.2024.