Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.großen Erbauung; Bewegung, welche ieder besser fühlen, als ich ietzobeschreiben kan. Wird nun das Hertze bey sol- cher schon verursachten Disposition auf Göttliche und himmlische Dinge geleitet, so müssen dieselben nothwendig tieffer und leichter in die menschliche Seele eindringen, als die schon geschickt gemacht worden, einen solchen Eindruck anzunehmen. Hat sich einer schon zu Hause des Morgens in seinen Gedancken über seine Feinde erboßet, und ge- het mit solcher Bewegung und mit solchen Affecten aus; der geringste Feind, der ihm begegnet, und ihm einigen Tort thut, ist schon fähig die Funcken seines Zornes in völlige Flammen zu setzen. Die Stadt hat nicht weißlich gethan, welche den löbli- chen Gebrauch aufgehoben, nach welchem in ho- hen Fest-Tagen in der Nacht um 12. Uhr die Stücke auf den Wällen gelöset worden. Jch lese von einem bösen Menschen, der in der Christ- Nacht durch die Stücke, und durch das starcke Geläute der Glocken nicht nur von seinem natür- lichen, sondern auch durch die guten Gedancken, so bey ihm dadurch veranlasset worden, von seinem geistlichen Sünden-Schlaf aufgewecket worden. Mir selbst ist es allemal wie ein Donnerschlag ins Hertze gewesen, wenn in meiner Vater-Stadt in der Oster-Nacht auf dem Domb die Stücke los gebrennet worden. Und wenn ich in einem Orte lebte, wo man in Pfingsten das Fest und die GOttes-
großen Erbauung; Bewegung, welche ieder beſſer fuͤhlen, als ich ietzobeſchreiben kan. Wird nun das Hertze bey ſol- cher ſchon verurſachten Diſpoſition auf Goͤttliche und himmliſche Dinge geleitet, ſo muͤſſen dieſelben nothwendig tieffer und leichter in die menſchliche Seele eindringen, als die ſchon geſchickt gemacht worden, einen ſolchen Eindruck anzunehmen. Hat ſich einer ſchon zu Hauſe des Morgens in ſeinen Gedancken uͤber ſeine Feinde erboßet, und ge- het mit ſolcher Bewegung und mit ſolchen Affecten aus; der geringſte Feind, der ihm begegnet, und ihm einigen Tort thut, iſt ſchon faͤhig die Funcken ſeines Zornes in voͤllige Flammen zu ſetzen. Die Stadt hat nicht weißlich gethan, welche den loͤbli- chen Gebrauch aufgehoben, nach welchem in ho- hen Feſt-Tagen in der Nacht um 12. Uhr die Stuͤcke auf den Waͤllen geloͤſet worden. Jch leſe von einem boͤſen Menſchen, der in der Chriſt- Nacht durch die Stuͤcke, und durch das ſtarcke Gelaͤute der Glocken nicht nur von ſeinem natuͤr- lichen, ſondern auch durch die guten Gedancken, ſo bey ihm dadurch veranlaſſet worden, von ſeinem geiſtlichen Suͤnden-Schlaf aufgewecket worden. Mir ſelbſt iſt es allemal wie ein Donnerſchlag ins Hertze geweſen, wenn in meiner Vater-Stadt in der Oſter-Nacht auf dem Domb die Stuͤcke los gebrennet worden. Und wenn ich in einem Orte lebte, wo man in Pfingſten das Feſt und die GOttes-
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großen Erbauung;
Bewegung, welche ieder beſſer fuͤhlen, als ich ietzo
beſchreiben kan. Wird nun das Hertze bey ſol-
cher ſchon verurſachten Diſpoſition auf Goͤttliche
und himmliſche Dinge geleitet, ſo muͤſſen dieſelben
nothwendig tieffer und leichter in die menſchliche
Seele eindringen, als die ſchon geſchickt gemacht
worden, einen ſolchen Eindruck anzunehmen.
Hat ſich einer ſchon zu Hauſe des Morgens in
ſeinen Gedancken uͤber ſeine Feinde erboßet, und ge-
het mit ſolcher Bewegung und mit ſolchen Affecten
aus; der geringſte Feind, der ihm begegnet, und
ihm einigen Tort thut, iſt ſchon faͤhig die Funcken
ſeines Zornes in voͤllige Flammen zu ſetzen. Die
Stadt hat nicht weißlich gethan, welche den loͤbli-
chen Gebrauch aufgehoben, nach welchem in ho-
hen Feſt-Tagen in der Nacht um 12. Uhr die
Stuͤcke auf den Waͤllen geloͤſet worden. Jch
leſe von einem boͤſen Menſchen, der in der Chriſt-
Nacht durch die Stuͤcke, und durch das ſtarcke
Gelaͤute der Glocken nicht nur von ſeinem natuͤr-
lichen, ſondern auch durch die guten Gedancken,
ſo bey ihm dadurch veranlaſſet worden, von ſeinem
geiſtlichen Suͤnden-Schlaf aufgewecket worden.
Mir ſelbſt iſt es allemal wie ein Donnerſchlag ins
Hertze geweſen, wenn in meiner Vater-Stadt in
der Oſter-Nacht auf dem Domb die Stuͤcke los
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