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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Anmerckungen.
weiß gar wohl was er thut, wann er seinen
Ofen einschlägt, die Fenster ausschmeißt, oder
sein Geld zum Fenster hinaus wirfft; deswe-
gen folget es nicht, daß er bey Verstande sey;
seine unrechte Perception und Sension, die er
nach der ersten Operation des Verstandes hat,
da er sein Geld vielleicht vor Scherbel ansie-
het; oder seine thörichte Urtheile, und falsche
Schlüsse, die er fället und macht nach der an-
dern und dritten Operation, und welche Ursache
an seiner That sind, würden Beweises genug
seyn, daß er seiner Vernunfft beraubet sey, da-
ferne man solche nur wissen solte. Mit dem
Melancholico verhält es sich eben so, und ist da kein
Unterscheid, als daß, gleichwie jene durch den Af-
fect
der allzugroßen Freude, oder des Zorns, oder
der venerischen Liebe, dieser hingegen durch allzu-
große Furcht, Angst und Traurigkeit im Haupte
verwirret und des Verstandes beraubet wird.
Die Körnerin, von der ich oben geredet, wuste in
ihrer hitzigen Kranckheit gar wohl, was sie thun
wolte, als sie sich nach einem Nagel, und nach ei-
nem Strick umsahe; sie irrete aber im Urtheilen,
da sie auf den thörichten Wahn in der Tummheit
verfiel, als ob sie CHristo gleich worden, und den
alten Adam auf solche Weise creutzigen müste.
(Jch wünschte eine Schrifft zu lesen, in welcher
deutlich gezeiget wäre, was zum Wesen eines ver-
rückten Menschens, und verwirrten Ver-
standes erfordert werde.)


Register.
Anmerckungen.
weiß gar wohl was er thut, wann er ſeinen
Ofen einſchlaͤgt, die Fenſter ausſchmeißt, oder
ſein Geld zum Fenſter hinaus wirfft; deswe-
gen folget es nicht, daß er bey Verſtande ſey;
ſeine unrechte Perception und Senſion, die er
nach der erſten Operation des Verſtandes hat,
da er ſein Geld vielleicht vor Scherbel anſie-
het; oder ſeine thoͤrichte Urtheile, und falſche
Schluͤſſe, die er faͤllet und macht nach der an-
dern und dritten Operation, und welche Urſache
an ſeiner That ſind, wuͤrden Beweiſes genug
ſeyn, daß er ſeiner Vernunfft beraubet ſey, da-
ferne man ſolche nur wiſſen ſolte. Mit dem
Melancholico verhaͤlt es ſich eben ſo, und iſt da kein
Unterſcheid, als daß, gleichwie jene durch den Af-
fect
der allzugroßen Freude, oder des Zorns, oder
der veneriſchen Liebe, dieſer hingegen durch allzu-
große Furcht, Angſt und Traurigkeit im Haupte
verwirret und des Verſtandes beraubet wird.
Die Koͤrnerin, von der ich oben geredet, wuſte in
ihrer hitzigen Kranckheit gar wohl, was ſie thun
wolte, als ſie ſich nach einem Nagel, und nach ei-
nem Strick umſahe; ſie irrete aber im Urtheilen,
da ſie auf den thoͤrichten Wahn in der Tummheit
verfiel, als ob ſie CHriſto gleich worden, und den
alten Adam auf ſolche Weiſe creutzigen muͤſte.
(Jch wuͤnſchte eine Schrifft zu leſen, in welcher
deutlich gezeiget waͤre, was zum Weſen eines ver-
ruͤckten Menſchens, und verwirrten Ver-
ſtandes erfordert werde.)


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[760/0806] Anmerckungen. **** weiß gar wohl was er thut, wann er ſeinen Ofen einſchlaͤgt, die Fenſter ausſchmeißt, oder ſein Geld zum Fenſter hinaus wirfft; deswe- gen folget es nicht, daß er bey Verſtande ſey; ſeine unrechte Perception und Senſion, die er nach der erſten Operation des Verſtandes hat, da er ſein Geld vielleicht vor Scherbel anſie- het; oder ſeine thoͤrichte Urtheile, und falſche Schluͤſſe, die er faͤllet und macht nach der an- dern und dritten Operation, und welche Urſache an ſeiner That ſind, wuͤrden Beweiſes genug ſeyn, daß er ſeiner Vernunfft beraubet ſey, da- ferne man ſolche nur wiſſen ſolte. Mit dem Melancholico verhaͤlt es ſich eben ſo, und iſt da kein Unterſcheid, als daß, gleichwie jene durch den Af- fect der allzugroßen Freude, oder des Zorns, oder der veneriſchen Liebe, dieſer hingegen durch allzu- große Furcht, Angſt und Traurigkeit im Haupte verwirret und des Verſtandes beraubet wird. Die Koͤrnerin, von der ich oben geredet, wuſte in ihrer hitzigen Kranckheit gar wohl, was ſie thun wolte, als ſie ſich nach einem Nagel, und nach ei- nem Strick umſahe; ſie irrete aber im Urtheilen, da ſie auf den thoͤrichten Wahn in der Tummheit verfiel, als ob ſie CHriſto gleich worden, und den alten Adam auf ſolche Weiſe creutzigen muͤſte. (Jch wuͤnſchte eine Schrifft zu leſen, in welcher deutlich gezeiget waͤre, was zum Weſen eines ver- ruͤckten Menſchens, und verwirrten Ver- ſtandes erfordert werde.) Regiſter.

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/806>, abgerufen am 22.11.2024.