Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.Anmerckungen. sehr geneigt, wenn ich Leben, und zulänglicheKräffte haben solte, einen Tractat von GOtt, und der menschlichen Seele, und ihrer natür- lichen und sittlichen Verbindung mit dem Leibe, zu verfertigen, und diese Materie weiter auszuführen, welche ich hier nur in so weit ab- gehandelt, als es zu meinem Vorhaben nöthig geschienen. *** Es überfiel mich dieses Ubel auch Anno 1720. da ich die Quellen des gottlosen Lebens heraus gab, und das in so großer Maaße, und mit solchen Umständen, daß ich dieselben kaum vor blos natürlich halten kunte. Jch war Willens die Postille, gleichwie allen meinen Zuhörern, also gar besonders den Proceribus Reipublicae und den Regenten der Stadt zu dediciren. Die Uberschrifft, oder die Adresse an zwey aus denselben war fertig; und wie man sonst einen Brief eher zu entwerffen pflegt, als dessen Tittel und Uberschrifft, so war mich die Zu- schrifft selbst nicht schwer angekommen; aber siehe, da ich an die dritte Uberschrifft komme, so wird mein Haupt wie ein Brunn, der nicht mehr quellen will, und mein Verstand und Einbildungs-Krafft, wie eine stumpffe Sichel, die nicht mehr schneiden will, und bin vor Mattigkeit des Leibes und des Gemüthes nicht fähig das geringste zu erfinden, ja verliehre so gar aus dem Gedächtniß, was ich schon erfun- den hatte. Jch muste aus gewissen Ursachen mit dem Buche eilen, und mein Drucker kunte auch nicht warten, bis ich etwan meine Anmerckungen. ſehr geneigt, wenn ich Leben, und zulaͤnglicheKraͤffte haben ſolte, einen Tractat von GOtt, und der menſchlichen Seele, und ihrer natuͤr- lichen und ſittlichen Verbindung mit dem Leibe, zu verfertigen, und dieſe Materie weiter auszufuͤhren, welche ich hier nur in ſo weit ab- gehandelt, als es zu meinem Vorhaben noͤthig geſchienen. *** Es uͤberfiel mich dieſes Ubel auch Anno 1720. da ich die Quellen des gottloſen Lebens heraus gab, und das in ſo großer Maaße, und mit ſolchen Umſtaͤnden, daß ich dieſelben kaum vor blos natuͤrlich halten kunte. Jch war Willens die Poſtille, gleichwie allen meinen Zuhoͤrern, alſo gar beſonders den Proceribus Reipublicæ und den Regenten der Stadt zu dediciren. Die Uberſchrifft, oder die Adreſſe an zwey aus denſelben war fertig; und wie man ſonſt einen Brief eher zu entwerffen pflegt, als deſſen Tittel und Uberſchrifft, ſo war mich die Zu- ſchrifft ſelbſt nicht ſchwer angekommen; aber ſiehe, da ich an die dritte Uberſchrifft komme, ſo wird mein Haupt wie ein Brunn, der nicht mehr quellen will, und mein Verſtand und Einbildungs-Krafft, wie eine ſtumpffe Sichel, die nicht mehr ſchneiden will, und bin vor Mattigkeit des Leibes und des Gemuͤthes nicht faͤhig das geringſte zu erfinden, ja verliehre ſo gar aus dem Gedaͤchtniß, was ich ſchon erfun- den hatte. Jch muſte aus gewiſſen Urſachen mit dem Buche eilen, und mein Drucker kunte auch nicht warten, bis ich etwan meine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="en02" prev="#er02" place="end" n="**"><pb facs="#f0804" n="758"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi></fw><lb/> ſehr geneigt, wenn ich Leben, und zulaͤngliche<lb/> Kraͤffte haben ſolte, einen <hi rendition="#aq">Tractat</hi> von GOtt,<lb/> und der menſchlichen Seele, und ihrer natuͤr-<lb/> lichen und ſittlichen Verbindung mit dem<lb/> Leibe, zu verfertigen, und dieſe Materie weiter<lb/> auszufuͤhren, welche ich hier nur in ſo weit ab-<lb/> gehandelt, als es zu meinem Vorhaben noͤthig<lb/> geſchienen.</note><lb/> <note xml:id="en03" prev="#er03" place="end" n="***">Es uͤberfiel mich dieſes Ubel auch <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1720.<lb/> da ich die Quellen des gottloſen Lebens heraus<lb/> gab, und das in ſo großer Maaße, und mit<lb/> ſolchen Umſtaͤnden, daß ich dieſelben kaum vor<lb/> blos natuͤrlich halten kunte. Jch war Willens<lb/> die Poſtille, gleichwie allen meinen Zuhoͤrern,<lb/> alſo gar beſonders den <hi rendition="#aq">Proceribus Reipublicæ</hi><lb/> und den Regenten der Stadt zu <hi rendition="#aq">dedici</hi>ren.<lb/> Die Uberſchrifft, oder die <hi rendition="#aq">Adreſſ</hi>e an zwey aus<lb/> denſelben war fertig; und wie man ſonſt einen<lb/> Brief eher zu entwerffen pflegt, als deſſen<lb/> Tittel und Uberſchrifft, ſo war mich die Zu-<lb/> ſchrifft ſelbſt nicht ſchwer angekommen; aber<lb/> ſiehe, da ich an die dritte Uberſchrifft komme,<lb/> ſo wird mein Haupt wie ein Brunn, der nicht<lb/> mehr quellen will, und mein Verſtand und<lb/> Einbildungs-Krafft, wie eine ſtumpffe Sichel,<lb/> die nicht mehr ſchneiden will, und bin vor<lb/> Mattigkeit des Leibes und des Gemuͤthes nicht<lb/> faͤhig das geringſte zu erfinden, ja verliehre ſo<lb/> gar aus dem Gedaͤchtniß, was ich ſchon erfun-<lb/> den hatte. Jch muſte aus gewiſſen Urſachen<lb/> mit dem Buche eilen, und mein Drucker<lb/> kunte auch nicht warten, bis ich etwan meine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Kraͤffte,</fw><lb/></note> </div> </body> </text> </TEI> [758/0804]
Anmerckungen.
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ſehr geneigt, wenn ich Leben, und zulaͤngliche
Kraͤffte haben ſolte, einen Tractat von GOtt,
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lichen und ſittlichen Verbindung mit dem
Leibe, zu verfertigen, und dieſe Materie weiter
auszufuͤhren, welche ich hier nur in ſo weit ab-
gehandelt, als es zu meinem Vorhaben noͤthig
geſchienen.
*** Es uͤberfiel mich dieſes Ubel auch Anno 1720.
da ich die Quellen des gottloſen Lebens heraus
gab, und das in ſo großer Maaße, und mit
ſolchen Umſtaͤnden, daß ich dieſelben kaum vor
blos natuͤrlich halten kunte. Jch war Willens
die Poſtille, gleichwie allen meinen Zuhoͤrern,
alſo gar beſonders den Proceribus Reipublicæ
und den Regenten der Stadt zu dediciren.
Die Uberſchrifft, oder die Adreſſe an zwey aus
denſelben war fertig; und wie man ſonſt einen
Brief eher zu entwerffen pflegt, als deſſen
Tittel und Uberſchrifft, ſo war mich die Zu-
ſchrifft ſelbſt nicht ſchwer angekommen; aber
ſiehe, da ich an die dritte Uberſchrifft komme,
ſo wird mein Haupt wie ein Brunn, der nicht
mehr quellen will, und mein Verſtand und
Einbildungs-Krafft, wie eine ſtumpffe Sichel,
die nicht mehr ſchneiden will, und bin vor
Mattigkeit des Leibes und des Gemuͤthes nicht
faͤhig das geringſte zu erfinden, ja verliehre ſo
gar aus dem Gedaͤchtniß, was ich ſchon erfun-
den hatte. Jch muſte aus gewiſſen Urſachen
mit dem Buche eilen, und mein Drucker
kunte auch nicht warten, bis ich etwan meine
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