gen sollen: ob man nun einmahl eine Nacht schliefe, oder nicht, was würde denn das zu sagen haben? man schlafe die fol- gende Nacht desto besser. Allein so geden- cken gesunde Leute, und so gedachte ich, da ich noch ein Studente war, und manchmahl bey der Compagnie über Nacht blieb, ohne daß wir uns schlafen legten. Aber, wer so offt, wie ich, erfahren hat, wie bey schwächlichen Leuten eine schlaflose Nacht die andere nach sich ziehet, und was endlich durch Mangel des Schlafes vor er- bärmliche Zufälle im Haupte entstehen, der wird gantz anders reden, und sich nothwendig vor nichts so sehr, als vor schlaflosen Nächten hüten und fürchten müssen. Zu dem würde ich end- lich den Schlaf nicht geachtet haben, wenn ich nur in Gemüths-Ruhe hätte im Bette liegen können; so aber entstund lauter Streit, Sorge und Angst, ob es nicht eine Versuchung GOt- tes wäre, daß, da ich merckte, daß diese Dinge von einem Miltz-süchtigen Leibe herkämen, (wie denn in den Tagen, wo ich keinen dolorem gra- vativum auf dem Miltze fühlte, ich manchmahl Courage und Hertze genug hatte etwas zu än- dern, und etwas ungewöhnliches und ungestaltes zu ertragen) ich nicht vielmehr der Schwachheit des Leibes condescendiren, solche mit Gedult ertragen, und auf GOttes Hülffs-Stunde
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Dinge zu aͤndern,
gen ſollen: ob man nun einmahl eine Nacht ſchliefe, oder nicht, was wuͤrde denn das zu ſagen haben? man ſchlafe die fol- gende Nacht deſto beſſer. Allein ſo geden- cken geſunde Leute, und ſo gedachte ich, da ich noch ein Studente war, und manchmahl bey der Compagnie uͤber Nacht blieb, ohne daß wir uns ſchlafen legten. Aber, wer ſo offt, wie ich, erfahren hat, wie bey ſchwaͤchlichen Leuten eine ſchlafloſe Nacht die andere nach ſich ziehet, und was endlich durch Mangel des Schlafes vor er- baͤrmliche Zufaͤlle im Haupte entſtehen, der wird gantz anders reden, und ſich nothwendig vor nichts ſo ſehr, als vor ſchlafloſen Naͤchten huͤten und fuͤrchten muͤſſen. Zu dem wuͤrde ich end- lich den Schlaf nicht geachtet haben, wenn ich nur in Gemuͤths-Ruhe haͤtte im Bette liegen koͤnnen; ſo aber entſtund lauter Streit, Sorge und Angſt, ob es nicht eine Verſuchung GOt- tes waͤre, daß, da ich merckte, daß dieſe Dinge von einem Miltz-ſuͤchtigen Leibe herkaͤmen, (wie denn in den Tagen, wo ich keinen dolorem gra- vativum auf dem Miltze fuͤhlte, ich manchmahl Courage und Hertze genug hatte etwas zu aͤn- dern, und etwas ungewoͤhnliches und ungeſtaltes zu ertragen) ich nicht vielmehr der Schwachheit des Leibes condeſcendiren, ſolche mit Gedult ertragen, und auf GOttes Huͤlffs-Stunde
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Dinge zu aͤndern,
gen ſollen: ob man nun einmahl eine
Nacht ſchliefe, oder nicht, was wuͤrde denn
das zu ſagen haben? man ſchlafe die fol-
gende Nacht deſto beſſer. Allein ſo geden-
cken geſunde Leute, und ſo gedachte ich, da ich
noch ein Studente war, und manchmahl bey der
Compagnie uͤber Nacht blieb, ohne daß wir uns
ſchlafen legten. Aber, wer ſo offt, wie ich,
erfahren hat, wie bey ſchwaͤchlichen Leuten eine
ſchlafloſe Nacht die andere nach ſich ziehet, und
was endlich durch Mangel des Schlafes vor er-
baͤrmliche Zufaͤlle im Haupte entſtehen, der wird
gantz anders reden, und ſich nothwendig vor
nichts ſo ſehr, als vor ſchlafloſen Naͤchten huͤten
und fuͤrchten muͤſſen. Zu dem wuͤrde ich end-
lich den Schlaf nicht geachtet haben, wenn ich
nur in Gemuͤths-Ruhe haͤtte im Bette liegen
koͤnnen; ſo aber entſtund lauter Streit, Sorge
und Angſt, ob es nicht eine Verſuchung GOt-
tes waͤre, daß, da ich merckte, daß dieſe Dinge
von einem Miltz-ſuͤchtigen Leibe herkaͤmen, (wie
denn in den Tagen, wo ich keinen dolorem gra-
vativum auf dem Miltze fuͤhlte, ich manchmahl
Courage und Hertze genug hatte etwas zu aͤn-
dern, und etwas ungewoͤhnliches und ungeſtaltes
zu ertragen) ich nicht vielmehr der Schwachheit
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/793>, abgerufen am 24.11.2024.
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