Kleid wie Judith, und Esther: der andere stol- tziret darinnen wie der reiche Mann. Der eine bauet aus Noth, und aus guten Absichten, der andere bauet seine große Babel, wie Nebucad- nezar. Der eine erquicket sich durch eine Music, der andere braucht sie, seine herrschende Wollust zu nähren. Der eine bedienet sich in Gesell- schafft der zweydeutigen, und scharffsinnigen Worte seines Nächstens, sein Gemüthe zu ergö- tzen, der andere nimmt daraus Anlaß, einen bösen Affect zu erregen. Jn Summa, wo alle dieje- nigen ihre Lebens-Art ändern sollen, die durch das, was sie mit den Händen verfertigen, oder mit dem Munde reden, dem Nächsten per acci- dens zur Sünde Anlaß geben; so werden wir in kurtzem 100. Handwercker vor eines einbüßen. Bier-Wein-Caffee. Schencken, Brandtewein- Brenner, Zimmerleute, Mäurer, Schuster, Schneider, Hoffarthsmacher, Chartenmacher, Peruckenmacher, Pferde-Verleiher, Lohn- Kutscher, Musicanten, und 600. andere, werden ihr Handwerck müssen fahren laßen. Denn wenn sie nicht wären, noch das Werck ihrer Hände, so würden viel tausend Sünden unter- bleiben; indem der Mißbrauch eines ieden Din- ges auf Erden hundertmahl größer, als sein rech- ter Gebrauch ist. Was soll ich sagen von Seil-Täntzern, und Taschen-Spielern, denen
wir
durch andere Scrupel
Kleid wie Judith, und Eſther: der andere ſtol- tziret darinnen wie der reiche Mann. Der eine bauet aus Noth, und aus guten Abſichten, der andere bauet ſeine große Babel, wie Nebucad- nezar. Der eine erquicket ſich durch eine Muſic, der andere braucht ſie, ſeine herrſchende Wolluſt zu naͤhren. Der eine bedienet ſich in Geſell- ſchafft der zweydeutigen, und ſcharffſinnigen Worte ſeines Naͤchſtens, ſein Gemuͤthe zu ergoͤ- tzen, der andere nimmt daraus Anlaß, einen boͤſen Affect zu erregen. Jn Summa, wo alle dieje- nigen ihre Lebens-Art aͤndern ſollen, die durch das, was ſie mit den Haͤnden verfertigen, oder mit dem Munde reden, dem Naͤchſten per acci- dens zur Suͤnde Anlaß geben; ſo werden wir in kurtzem 100. Handwercker vor eines einbuͤßen. Bier-Wein-Caffée. Schencken, Brandtewein- Brenner, Zimmerleute, Maͤurer, Schuſter, Schneider, Hoffarthsmacher, Chartenmacher, Peruckenmacher, Pferde-Verleiher, Lohn- Kutſcher, Muſicanten, und 600. andere, werden ihr Handwerck muͤſſen fahren laßen. Denn wenn ſie nicht waͤren, noch das Werck ihrer Haͤnde, ſo wuͤrden viel tauſend Suͤnden unter- bleiben; indem der Mißbrauch eines ieden Din- ges auf Erden hundertmahl groͤßer, als ſein rech- ter Gebrauch iſt. Was ſoll ich ſagen von Seil-Taͤntzern, und Taſchen-Spielern, denen
wir
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0786"n="740"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">durch andere Scrupel</hi></fw><lb/>
Kleid wie Judith, und Eſther: der andere ſtol-<lb/>
tziret darinnen wie der reiche Mann. Der eine<lb/>
bauet aus Noth, und aus guten Abſichten, der<lb/>
andere bauet ſeine große Babel, wie Nebucad-<lb/>
nezar. Der eine erquicket ſich durch eine <hirendition="#aq">Muſic,</hi><lb/>
der andere braucht ſie, ſeine herrſchende Wolluſt<lb/>
zu naͤhren. Der eine bedienet ſich in Geſell-<lb/>ſchafft der zweydeutigen, und ſcharffſinnigen<lb/>
Worte ſeines Naͤchſtens, ſein Gemuͤthe zu ergoͤ-<lb/>
tzen, der andere nimmt daraus Anlaß, einen boͤſen<lb/><hirendition="#aq">Affect</hi> zu erregen. Jn Summa, wo alle dieje-<lb/>
nigen ihre Lebens-Art aͤndern ſollen, die durch<lb/>
das, was ſie mit den Haͤnden verfertigen, oder<lb/>
mit dem Munde reden, dem Naͤchſten <hirendition="#aq">per acci-<lb/>
dens</hi> zur Suͤnde Anlaß geben; ſo werden wir in<lb/>
kurtzem 100. Handwercker vor eines einbuͤßen.<lb/>
Bier-Wein-<hirendition="#aq">Caffée</hi>. Schencken, Brandtewein-<lb/>
Brenner, Zimmerleute, Maͤurer, Schuſter,<lb/>
Schneider, Hoffarthsmacher, Chartenmacher,<lb/>
Peruckenmacher, Pferde-Verleiher, Lohn-<lb/>
Kutſcher, <hirendition="#aq">Muſicant</hi>en, und 600. andere, werden<lb/>
ihr Handwerck muͤſſen fahren laßen. Denn<lb/>
wenn ſie nicht waͤren, noch das Werck ihrer<lb/>
Haͤnde, ſo wuͤrden viel tauſend Suͤnden unter-<lb/>
bleiben; indem der Mißbrauch eines ieden Din-<lb/>
ges auf Erden hundertmahl groͤßer, als ſein rech-<lb/>
ter Gebrauch iſt. Was ſoll ich ſagen von<lb/>
Seil-Taͤntzern, und Taſchen-Spielern, denen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wir</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[740/0786]
durch andere Scrupel
Kleid wie Judith, und Eſther: der andere ſtol-
tziret darinnen wie der reiche Mann. Der eine
bauet aus Noth, und aus guten Abſichten, der
andere bauet ſeine große Babel, wie Nebucad-
nezar. Der eine erquicket ſich durch eine Muſic,
der andere braucht ſie, ſeine herrſchende Wolluſt
zu naͤhren. Der eine bedienet ſich in Geſell-
ſchafft der zweydeutigen, und ſcharffſinnigen
Worte ſeines Naͤchſtens, ſein Gemuͤthe zu ergoͤ-
tzen, der andere nimmt daraus Anlaß, einen boͤſen
Affect zu erregen. Jn Summa, wo alle dieje-
nigen ihre Lebens-Art aͤndern ſollen, die durch
das, was ſie mit den Haͤnden verfertigen, oder
mit dem Munde reden, dem Naͤchſten per acci-
dens zur Suͤnde Anlaß geben; ſo werden wir in
kurtzem 100. Handwercker vor eines einbuͤßen.
Bier-Wein-Caffée. Schencken, Brandtewein-
Brenner, Zimmerleute, Maͤurer, Schuſter,
Schneider, Hoffarthsmacher, Chartenmacher,
Peruckenmacher, Pferde-Verleiher, Lohn-
Kutſcher, Muſicanten, und 600. andere, werden
ihr Handwerck muͤſſen fahren laßen. Denn
wenn ſie nicht waͤren, noch das Werck ihrer
Haͤnde, ſo wuͤrden viel tauſend Suͤnden unter-
bleiben; indem der Mißbrauch eines ieden Din-
ges auf Erden hundertmahl groͤßer, als ſein rech-
ter Gebrauch iſt. Was ſoll ich ſagen von
Seil-Taͤntzern, und Taſchen-Spielern, denen
wir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/786>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.