kein Gesetze der Obrigkeit, was nicht durchlö- chert werden kan, und alles Wort GOttes ist lauter nichts, welches doch so ernstlich gebietet, unter der Bedrohung des Zornes GOttes der Obrigkeit unterthänig und gehorsam zu seyn, welcher man gehuldiget, welcher man den Ge- horsam verheissen und zugesaget. Da nun das Gesetze der Natur will, daß man seine Pacta und Versprechen halten soll, so sündiget der wider das Gesetze der Natur, dessen Urheber GOtt ist, und also wider GOtt selbst, der wider die Obrig- keit sündiget. Bey so bestalten Sachen habe ich mich bisher nur gedultig nach meinem Er- känntniß den öffentlichen Verfassungen unter- werffen müssen. Wegen obangeführter Ursache, und meines eigenen Schadens, habe ich wohl ein und das andere mahl gedacht an das gnädigste Mandat, so vor 3. Jahren einst affigiret und aus- gehänget war worden, da die Unter-Obrigkeit befehliget worden, die Execution an denen, welche wider die ersten Mandata handeln, aufzu- schieben, und erst zu berichten, und den armen Leuten Raum und Gelegenheit zu geben wegen ihrer Noth und Armuth, und wegen des genom- menen und ausgezahlten Geldes ihre demüthige Vorstellung zu thun: Doch dieses hat mich den- noch nicht den Befehlen contrair zu agiren be- wegen können, weil leicht zu vermuthen, daß die
Unter-
die ihn nicht wenig
kein Geſetze der Obrigkeit, was nicht durchloͤ- chert werden kan, und alles Wort GOttes iſt lauter nichts, welches doch ſo ernſtlich gebietet, unter der Bedrohung des Zornes GOttes der Obrigkeit unterthaͤnig und gehorſam zu ſeyn, welcher man gehuldiget, welcher man den Ge- horſam verheiſſen und zugeſaget. Da nun das Geſetze der Natur will, daß man ſeine Pacta und Verſprechen halten ſoll, ſo ſuͤndiget der wider das Geſetze der Natur, deſſen Urheber GOtt iſt, und alſo wider GOtt ſelbſt, der wider die Obrig- keit ſuͤndiget. Bey ſo beſtalten Sachen habe ich mich bisher nur gedultig nach meinem Er- kaͤnntniß den oͤffentlichen Verfaſſungen unter- werffen muͤſſen. Wegen obangefuͤhrter Urſache, und meines eigenen Schadens, habe ich wohl ein und das andere mahl gedacht an das gnaͤdigſte Mandat, ſo vor 3. Jahren einſt affigiret und aus- gehaͤnget war worden, da die Unter-Obrigkeit befehliget worden, die Execution an denen, welche wider die erſten Mandata handeln, aufzu- ſchieben, und erſt zu berichten, und den armen Leuten Raum und Gelegenheit zu geben wegen ihrer Noth und Armuth, und wegen des genom- menen und ausgezahlten Geldes ihre demuͤthige Vorſtellung zu thun: Doch dieſes hat mich den- noch nicht den Befehlen contrair zu agiren be- wegen koͤnnen, weil leicht zu vermuthen, daß die
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die ihn nicht wenig
kein Geſetze der Obrigkeit, was nicht durchloͤ-
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lauter nichts, welches doch ſo ernſtlich gebietet,
unter der Bedrohung des Zornes GOttes der
Obrigkeit unterthaͤnig und gehorſam zu ſeyn,
welcher man gehuldiget, welcher man den Ge-
horſam verheiſſen und zugeſaget. Da nun das
Geſetze der Natur will, daß man ſeine Pacta und
Verſprechen halten ſoll, ſo ſuͤndiget der wider
das Geſetze der Natur, deſſen Urheber GOtt iſt,
und alſo wider GOtt ſelbſt, der wider die Obrig-
keit ſuͤndiget. Bey ſo beſtalten Sachen habe
ich mich bisher nur gedultig nach meinem Er-
kaͤnntniß den oͤffentlichen Verfaſſungen unter-
werffen muͤſſen. Wegen obangefuͤhrter Urſache,
und meines eigenen Schadens, habe ich wohl
ein und das andere mahl gedacht an das gnaͤdigſte
Mandat, ſo vor 3. Jahren einſt affigiret und aus-
gehaͤnget war worden, da die Unter-Obrigkeit
befehliget worden, die Execution an denen,
welche wider die erſten Mandata handeln, aufzu-
ſchieben, und erſt zu berichten, und den armen
Leuten Raum und Gelegenheit zu geben wegen
ihrer Noth und Armuth, und wegen des genom-
menen und ausgezahlten Geldes ihre demuͤthige
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/784>, abgerufen am 24.11.2024.
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