Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

und ausgestandenen
die Schmertzen mit mähligem vergiengen, daß
ich doch noch ziemlich schlafen kunte. Jch ver-
suchte durch die gewöhnlichen Artzney-Mittel die
Haemorrhoides zum Fluxu zu bringen; es war
aber keine Möglichkeit, ohne daß nach Ostern,
und den folgenden Herbst, einige Sedes cruentatae
bey mir sich spühren ließen. Da die Schmer-
tzen am grösten waren, und ich lange Zeit vergeb-
lich mediciniret hatte, so versetzte ein Studiosus
Medicinae,
so bey mir an Tisch gieng, bey mir
Valentini Praxin Medicinae infallibilem. Jch
schlug meine Kranckheit darinnen auf, und fand
ein Artzney-Mittel, welches ein Leib-Medicus
des Landgrafens von Hessen, weil er es vor ein
Arcanum gehalten, dem Landgrafen nicht eher
entdecken, noch appliciren wollen, bis man ihm ei-
nen Pohlnischen Ochsen zum Recompenz ver-
sprochen. Jch brauchte es; und siehe, von Stund
an hörten die Schmertzen schier gäntzlich auf, so
daß ich in große Freude darüber gesetzet wurde.

Doch brachte ich gleichwohl mit diesem Ubel
und Incommodo bis gegen Johanne zu; und, da
mir eben nichts gedienet war, die Haemorrhoides
mit Gewalt zum Fluxu und zur Gewohnheit zu
bringen, weil auch dieselben, wenn sie zum ordent-
lichen Lauff gelangen, doch vielen Abwechselungen
und Unordnungen, da sie bald zu starck gehen,
bald sich wieder verstopffen, unterworffen sind,

und
Y y

und ausgeſtandenen
die Schmertzen mit maͤhligem vergiengen, daß
ich doch noch ziemlich ſchlafen kunte. Jch ver-
ſuchte durch die gewoͤhnlichen Artzney-Mittel die
Hæmorrhoides zum Fluxu zu bringen; es war
aber keine Moͤglichkeit, ohne daß nach Oſtern,
und den folgenden Herbſt, einige Sedes cruentatæ
bey mir ſich ſpuͤhren ließen. Da die Schmer-
tzen am groͤſten waren, und ich lange Zeit vergeb-
lich mediciniret hatte, ſo verſetzte ein Studioſus
Medicinæ,
ſo bey mir an Tiſch gieng, bey mir
Valentini Praxin Medicinæ infallibilem. Jch
ſchlug meine Kranckheit darinnen auf, und fand
ein Artzney-Mittel, welches ein Leib-Medicus
des Landgrafens von Heſſen, weil er es vor ein
Arcanum gehalten, dem Landgrafen nicht eher
entdecken, noch appliciren wollen, bis man ihm ei-
nen Pohlniſchen Ochſen zum Recompenz ver-
ſprochen. Jch brauchte es; und ſiehe, von Stund
an hoͤrten die Schmertzen ſchier gaͤntzlich auf, ſo
daß ich in große Freude daruͤber geſetzet wurde.

Doch brachte ich gleichwohl mit dieſem Ubel
und Incommodo bis gegen Johanne zu; und, da
mir eben nichts gedienet war, die Hæmorrhoides
mit Gewalt zum Fluxu und zur Gewohnheit zu
bringen, weil auch dieſelben, wenn ſie zum ordent-
lichen Lauff gelangen, doch vielen Abwechſelungen
und Unordnungen, da ſie bald zu ſtarck gehen,
bald ſich wieder verſtopffen, unterworffen ſind,

und
Y y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0751" n="705"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und ausge&#x017F;tandenen</hi></fw><lb/>
die Schmertzen mit ma&#x0364;hligem vergiengen, daß<lb/>
ich doch noch ziemlich &#x017F;chlafen kunte. Jch ver-<lb/>
&#x017F;uchte durch die gewo&#x0364;hnlichen Artzney-Mittel die<lb/><hi rendition="#aq">Hæmorrhoides</hi> zum <hi rendition="#aq">Fluxu</hi> zu bringen; es war<lb/>
aber keine Mo&#x0364;glichkeit, ohne daß nach O&#x017F;tern,<lb/>
und den folgenden Herb&#x017F;t, einige <hi rendition="#aq">Sedes cruentatæ</hi><lb/>
bey mir &#x017F;ich &#x017F;pu&#x0364;hren ließen. Da die Schmer-<lb/>
tzen am gro&#x0364;&#x017F;ten waren, und ich lange Zeit vergeb-<lb/>
lich <hi rendition="#aq">medicini</hi>ret hatte, &#x017F;o ver&#x017F;etzte ein <hi rendition="#aq">Studio&#x017F;us<lb/>
Medicinæ,</hi> &#x017F;o bey mir an Ti&#x017F;ch gieng, bey mir<lb/><hi rendition="#aq">Valentini Praxin Medicinæ infallibilem.</hi> Jch<lb/>
&#x017F;chlug meine Kranckheit darinnen auf, und fand<lb/>
ein Artzney-Mittel, welches ein Leib-<hi rendition="#aq">Medicus</hi><lb/>
des Landgrafens von He&#x017F;&#x017F;en, weil er es vor ein<lb/><hi rendition="#aq">Arcanum</hi> gehalten, dem Landgrafen nicht eher<lb/>
entdecken, noch <hi rendition="#aq">applici</hi>ren wollen, bis man ihm ei-<lb/>
nen Pohlni&#x017F;chen Och&#x017F;en zum <hi rendition="#aq">Recompenz</hi> ver-<lb/>
&#x017F;prochen. Jch brauchte es; und &#x017F;iehe, von Stund<lb/>
an ho&#x0364;rten die Schmertzen &#x017F;chier ga&#x0364;ntzlich auf, &#x017F;o<lb/>
daß ich in große Freude daru&#x0364;ber ge&#x017F;etzet wurde.</p><lb/>
        <p>Doch brachte ich gleichwohl mit die&#x017F;em Ubel<lb/>
und <hi rendition="#aq">Incommodo</hi> bis gegen Johanne zu; und, da<lb/>
mir eben nichts gedienet war, die <hi rendition="#aq">Hæmorrhoides</hi><lb/>
mit Gewalt zum <hi rendition="#aq">Fluxu</hi> und zur Gewohnheit zu<lb/>
bringen, weil auch die&#x017F;elben, wenn &#x017F;ie zum ordent-<lb/>
lichen Lauff gelangen, doch vielen Abwech&#x017F;elungen<lb/>
und Unordnungen, da &#x017F;ie bald zu &#x017F;tarck gehen,<lb/>
bald &#x017F;ich wieder ver&#x017F;topffen, unterworffen &#x017F;ind,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y y</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[705/0751] und ausgeſtandenen die Schmertzen mit maͤhligem vergiengen, daß ich doch noch ziemlich ſchlafen kunte. Jch ver- ſuchte durch die gewoͤhnlichen Artzney-Mittel die Hæmorrhoides zum Fluxu zu bringen; es war aber keine Moͤglichkeit, ohne daß nach Oſtern, und den folgenden Herbſt, einige Sedes cruentatæ bey mir ſich ſpuͤhren ließen. Da die Schmer- tzen am groͤſten waren, und ich lange Zeit vergeb- lich mediciniret hatte, ſo verſetzte ein Studioſus Medicinæ, ſo bey mir an Tiſch gieng, bey mir Valentini Praxin Medicinæ infallibilem. Jch ſchlug meine Kranckheit darinnen auf, und fand ein Artzney-Mittel, welches ein Leib-Medicus des Landgrafens von Heſſen, weil er es vor ein Arcanum gehalten, dem Landgrafen nicht eher entdecken, noch appliciren wollen, bis man ihm ei- nen Pohlniſchen Ochſen zum Recompenz ver- ſprochen. Jch brauchte es; und ſiehe, von Stund an hoͤrten die Schmertzen ſchier gaͤntzlich auf, ſo daß ich in große Freude daruͤber geſetzet wurde. Doch brachte ich gleichwohl mit dieſem Ubel und Incommodo bis gegen Johanne zu; und, da mir eben nichts gedienet war, die Hæmorrhoides mit Gewalt zum Fluxu und zur Gewohnheit zu bringen, weil auch dieſelben, wenn ſie zum ordent- lichen Lauff gelangen, doch vielen Abwechſelungen und Unordnungen, da ſie bald zu ſtarck gehen, bald ſich wieder verſtopffen, unterworffen ſind, und Y y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/751
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/751>, abgerufen am 24.11.2024.