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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Christ-Lutherischen Religion
daß man dem Glauben alles alleine, und alle
Seligkeit zuschreibt, und gleichwohl hernach
auch mit der Buße, und mit der Nothwendig-
keit eines heiligen Lebens, so zu reden, aufgezo-
gen kommt: meynen also, ob sey es der
Glaube nicht alleine, sondern es werde auch von
Christen noch Buße und Bereuung der Sünde,
und ein heiliges Leben erfordert, wenn sie nicht
sollen des ewigen Lebens verlustig werden. Jch
habe da gezeiget, daß GOtt durch den Evange-
lischen Gnaden-Bund, und durch CHristum
seinen Sohn nicht den alten Gesetz-Bund der-
maßen umgestossen, so daß er die Verbindlich-
keit, und die Pflicht und Schuldigkeit der
Menschen nach demselben hinführo zu leben auf-
gehoben, und wider dasselbe mit Wissen und Wil-
len zu thun Freyheit verstattet hätte. Denn
GOtt kan das nicht thun, weil sein Wille im
Moral-Gesetze unveränderlich. Folgentlich liegt
dem Menschen die Verbindlichkeit nach GOttes
Willen und Gesetze zu leben, so lange er lebet,
auf dem Halse; und, wo er ein freventlicher
Verächter des Gesetzes GOttes seyn will, und
so lange er solches ist, und es boshafftig übertre-
ten will, so trifft ihn der Fluch des Gesetzes, und
ist die Bundes-Verheissung der Gnade in
CHristo und der Vergebung der Sünden gar
nicht vor solche freventliche und boshaffte Uber-

treter

Chriſt-Lutheriſchen Religion
daß man dem Glauben alles alleine, und alle
Seligkeit zuſchreibt, und gleichwohl hernach
auch mit der Buße, und mit der Nothwendig-
keit eines heiligen Lebens, ſo zu reden, aufgezo-
gen kommt: meynen alſo, ob ſey es der
Glaube nicht alleine, ſondern es werde auch von
Chriſten noch Buße und Bereuung der Suͤnde,
und ein heiliges Leben erfordert, wenn ſie nicht
ſollen des ewigen Lebens verluſtig werden. Jch
habe da gezeiget, daß GOtt durch den Evange-
liſchen Gnaden-Bund, und durch CHriſtum
ſeinen Sohn nicht den alten Geſetz-Bund der-
maßen umgeſtoſſen, ſo daß er die Verbindlich-
keit, und die Pflicht und Schuldigkeit der
Menſchen nach demſelben hinfuͤhro zu leben auf-
gehoben, und wider daſſelbe mit Wiſſen und Wil-
len zu thun Freyheit verſtattet haͤtte. Denn
GOtt kan das nicht thun, weil ſein Wille im
Moral-Geſetze unveraͤnderlich. Folgentlich liegt
dem Menſchen die Verbindlichkeit nach GOttes
Willen und Geſetze zu leben, ſo lange er lebet,
auf dem Halſe; und, wo er ein freventlicher
Veraͤchter des Geſetzes GOttes ſeyn will, und
ſo lange er ſolches iſt, und es boshafftig uͤbertre-
ten will, ſo trifft ihn der Fluch des Geſetzes, und
iſt die Bundes-Verheiſſung der Gnade in
CHriſto und der Vergebung der Suͤnden gar
nicht vor ſolche freventliche und boshaffte Uber-

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[702/0748] Chriſt-Lutheriſchen Religion daß man dem Glauben alles alleine, und alle Seligkeit zuſchreibt, und gleichwohl hernach auch mit der Buße, und mit der Nothwendig- keit eines heiligen Lebens, ſo zu reden, aufgezo- gen kommt: meynen alſo, ob ſey es der Glaube nicht alleine, ſondern es werde auch von Chriſten noch Buße und Bereuung der Suͤnde, und ein heiliges Leben erfordert, wenn ſie nicht ſollen des ewigen Lebens verluſtig werden. Jch habe da gezeiget, daß GOtt durch den Evange- liſchen Gnaden-Bund, und durch CHriſtum ſeinen Sohn nicht den alten Geſetz-Bund der- maßen umgeſtoſſen, ſo daß er die Verbindlich- keit, und die Pflicht und Schuldigkeit der Menſchen nach demſelben hinfuͤhro zu leben auf- gehoben, und wider daſſelbe mit Wiſſen und Wil- len zu thun Freyheit verſtattet haͤtte. Denn GOtt kan das nicht thun, weil ſein Wille im Moral-Geſetze unveraͤnderlich. Folgentlich liegt dem Menſchen die Verbindlichkeit nach GOttes Willen und Geſetze zu leben, ſo lange er lebet, auf dem Halſe; und, wo er ein freventlicher Veraͤchter des Geſetzes GOttes ſeyn will, und ſo lange er ſolches iſt, und es boshafftig uͤbertre- ten will, ſo trifft ihn der Fluch des Geſetzes, und iſt die Bundes-Verheiſſung der Gnade in CHriſto und der Vergebung der Suͤnden gar nicht vor ſolche freventliche und boshaffte Uber- treter

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/748>, abgerufen am 24.11.2024.