sen. Waren bisher noch einige Dubia in mei- ner Seele von Anno 1728. her übrig geblieben, die ich auch schon zum Theil zu Papier gebracht hatte; so verstoben dieselben ietzo auf einmahl wie Spreu vor dem Winde; und siehe, was du vielleicht nimmermehr gedacht hättest, so fange ich so gar an den übeln Grund des Dippe- lianischen Systematis noch heller einzusehen, und werde so gar schlüßig wider denselben zu schreiben, und den Vorzug unsers Systematis aus dem Ho- hen-Priester-Amte unsers Heylandes darzu- thun, und zu beweisen. Das that ich in dem Tractat,Wahrheit unserer Christ-Luthe- rischen Religion genannt, den ich von Mi- chael 1733. bis Ostern 1734. verfertigte. Jch halte viel von diesem meinem Buche, und bey nahe mehr, als von allen andern, so ich geschrie- ben. Bethaure, daß durch einen gewissen Zu- fall, den ich nicht nennen darff, hier und da der Verstand meiner Worte wider meinen Willen dunckel gemacht worden.
Jch habe mich insonderheit darinnen bemü- het a priori und aus dem Grunde zu zeigen, wie die Nothwendigkeit der Gottseligkeit und der Buße mit der Lehre vom Glauben zusammen stimme, und wie der Glaube an das Evange- lium die Ubung der Gottseligkeit nicht aufhebe. Die Leute können sich immer darein nicht finden,
daß
Dippeln, Wahrheit der
ſen. Waren bisher noch einige Dubia in mei- ner Seele von Anno 1728. her uͤbrig geblieben, die ich auch ſchon zum Theil zu Papier gebracht hatte; ſo verſtoben dieſelben ietzo auf einmahl wie Spreu vor dem Winde; und ſiehe, was du vielleicht nimmermehr gedacht haͤtteſt, ſo fange ich ſo gar an den uͤbeln Grund des Dippe- lianiſchen Syſtematis noch heller einzuſehen, und werde ſo gar ſchluͤßig wider denſelben zu ſchreiben, und den Vorzug unſers Syſtematis aus dem Ho- hen-Prieſter-Amte unſers Heylandes darzu- thun, und zu beweiſen. Das that ich in dem Tractat,Wahrheit unſerer Chriſt-Luthe- riſchen Religion genannt, den ich von Mi- chael 1733. bis Oſtern 1734. verfertigte. Jch halte viel von dieſem meinem Buche, und bey nahe mehr, als von allen andern, ſo ich geſchrie- ben. Bethaure, daß durch einen gewiſſen Zu- fall, den ich nicht nennen darff, hier und da der Verſtand meiner Worte wider meinen Willen dunckel gemacht worden.
Jch habe mich inſonderheit darinnen bemuͤ- het a priori und aus dem Grunde zu zeigen, wie die Nothwendigkeit der Gottſeligkeit und der Buße mit der Lehre vom Glauben zuſammen ſtimme, und wie der Glaube an das Evange- lium die Ubung der Gottſeligkeit nicht aufhebe. Die Leute koͤnnen ſich immer darein nicht finden,
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Dippeln, Wahrheit der
ſen. Waren bisher noch einige Dubia in mei-
ner Seele von Anno 1728. her uͤbrig geblieben,
die ich auch ſchon zum Theil zu Papier gebracht
hatte; ſo verſtoben dieſelben ietzo auf einmahl
wie Spreu vor dem Winde; und ſiehe, was
du vielleicht nimmermehr gedacht haͤtteſt, ſo
fange ich ſo gar an den uͤbeln Grund des Dippe-
lianiſchen Syſtematis noch heller einzuſehen, und
werde ſo gar ſchluͤßig wider denſelben zu ſchreiben,
und den Vorzug unſers Syſtematis aus dem Ho-
hen-Prieſter-Amte unſers Heylandes darzu-
thun, und zu beweiſen. Das that ich in dem
Tractat, Wahrheit unſerer Chriſt-Luthe-
riſchen Religion genannt, den ich von Mi-
chael 1733. bis Oſtern 1734. verfertigte. Jch
halte viel von dieſem meinem Buche, und bey
nahe mehr, als von allen andern, ſo ich geſchrie-
ben. Bethaure, daß durch einen gewiſſen Zu-
fall, den ich nicht nennen darff, hier und da der
Verſtand meiner Worte wider meinen Willen
dunckel gemacht worden.
Jch habe mich inſonderheit darinnen bemuͤ-
het a priori und aus dem Grunde zu zeigen, wie
die Nothwendigkeit der Gottſeligkeit und der
Buße mit der Lehre vom Glauben zuſammen
ſtimme, und wie der Glaube an das Evange-
lium die Ubung der Gottſeligkeit nicht aufhebe.
Die Leute koͤnnen ſich immer darein nicht finden,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/747>, abgerufen am 24.11.2024.
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