geringsten Grund hat, was man von dem Sonn- tag Judica, und vom schwartzen Sonntag insge- mein erzehlet; und gleichwohl, da in meinem Leben ein- und das andere mahl an demselben Sonntage, oder Montags drauf, mir einiges Unglück begegnet, und auch die großen Versu- chungen, so ich An. 1704. und 1717. wie oben gemeldet, ausgestanden, um diese Zeit ihren An- fang nahmen, und Sonntags drauf, oder am Char-Freytag das höchste Maaß erreichten; so will es mir allemahl sehr schwer, ja schier un- möglich werden, wenn diese Zeit wieder kommt, ohne alle Furcht zu seyn; und bekomme allemahl alsdenn Anlaß, das Vertrauen auf GOtt zu üben, zu einer Zeit, wenn die Furcht am meisten wider solch Vertrauen streitet. Aus dem Char- Freytage habe ich auch, gleich andern Leuten, mein Lebtag sehr viel gemacht; und dennoch, wenn gleich alle meine Ubungen an demselben Tage, und alle Niederschreibung gewisser Macht- Sprüche, deren ich oben gedacht, lauter Heuche- ley von An. 1701. an gewesen wären, so hätte es mir nicht miserabler an diesem Tage gehen kön- nen, weil drey-bis viermahl in meinem Leben die grösten Anfechtungen von wegen desselben Tages über mich gekommen.
Aber mit dem Fest-Tage der Mariä Rei- nigung hat es gantz eine andere Bewandniß ge-
habt,
Streit mit ſich ſelber
geringſten Grund hat, was man von dem Sonn- tag Judica, und vom ſchwartzen Sonntag insge- mein erzehlet; und gleichwohl, da in meinem Leben ein- und das andere mahl an demſelben Sonntage, oder Montags drauf, mir einiges Ungluͤck begegnet, und auch die großen Verſu- chungen, ſo ich An. 1704. und 1717. wie oben gemeldet, ausgeſtanden, um dieſe Zeit ihren An- fang nahmen, und Sonntags drauf, oder am Char-Freytag das hoͤchſte Maaß erreichten; ſo will es mir allemahl ſehr ſchwer, ja ſchier un- moͤglich werden, wenn dieſe Zeit wieder kommt, ohne alle Furcht zu ſeyn; und bekomme allemahl alsdenn Anlaß, das Vertrauen auf GOtt zu uͤben, zu einer Zeit, wenn die Furcht am meiſten wider ſolch Vertrauen ſtreitet. Aus dem Char- Freytage habe ich auch, gleich andern Leuten, mein Lebtag ſehr viel gemacht; und dennoch, wenn gleich alle meine Ubungen an demſelben Tage, und alle Niederſchreibung gewiſſer Macht- Spruͤche, deren ich oben gedacht, lauter Heuche- ley von An. 1701. an geweſen waͤren, ſo haͤtte es mir nicht miſerabler an dieſem Tage gehen koͤn- nen, weil drey-bis viermahl in meinem Leben die groͤſten Anfechtungen von wegen deſſelben Tages uͤber mich gekommen.
Aber mit dem Feſt-Tage der Mariaͤ Rei- nigung hat es gantz eine andere Bewandniß ge-
habt,
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Streit mit ſich ſelber
geringſten Grund hat, was man von dem Sonn-
tag Judica, und vom ſchwartzen Sonntag insge-
mein erzehlet; und gleichwohl, da in meinem
Leben ein- und das andere mahl an demſelben
Sonntage, oder Montags drauf, mir einiges
Ungluͤck begegnet, und auch die großen Verſu-
chungen, ſo ich An. 1704. und 1717. wie oben
gemeldet, ausgeſtanden, um dieſe Zeit ihren An-
fang nahmen, und Sonntags drauf, oder am
Char-Freytag das hoͤchſte Maaß erreichten; ſo
will es mir allemahl ſehr ſchwer, ja ſchier un-
moͤglich werden, wenn dieſe Zeit wieder kommt,
ohne alle Furcht zu ſeyn; und bekomme allemahl
alsdenn Anlaß, das Vertrauen auf GOtt zu
uͤben, zu einer Zeit, wenn die Furcht am meiſten
wider ſolch Vertrauen ſtreitet. Aus dem Char-
Freytage habe ich auch, gleich andern Leuten,
mein Lebtag ſehr viel gemacht; und dennoch,
wenn gleich alle meine Ubungen an demſelben
Tage, und alle Niederſchreibung gewiſſer Macht-
Spruͤche, deren ich oben gedacht, lauter Heuche-
ley von An. 1701. an geweſen waͤren, ſo haͤtte es
mir nicht miſerabler an dieſem Tage gehen koͤn-
nen, weil drey-bis viermahl in meinem Leben die
groͤſten Anfechtungen von wegen deſſelben Tages
uͤber mich gekommen.
Aber mit dem Feſt-Tage der Mariaͤ Rei-
nigung hat es gantz eine andere Bewandniß ge-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/745>, abgerufen am 25.11.2024.
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