meine geringsten Fehler, und andere Missetha- ten in der höchsten Größe mir vorkamen, und es nicht anders war, als ob ich ietzt erst von neuem Buße thäte. Ein recht merckwürdiger Um- stand, den ich hier nicht kan vergessen mit anzu- führen, war dieser: Hatte ich auf etliche Tage wegen Betrübniß meiner Sünde kaum schlafen können, so fieng ich endlich an, GOttes Gerichte vor höchst gerecht, und auch den Tod durch die Hand der Obrigkeit vor höchst billig zu erkennen. Jch unterwarff mich dermaßen GOttes Willen, und war so bereit, und willig solchen zu leiden, daß ich die eine Nacht vor Freuden davor nicht schlafen konte. Jch hatte mir auch schon die Lieder in Gedancken bestimmet, die man mir beym Hinausführen singen solte, v. g.Hertzlich lieb hab ich dich o HErr etc. Mit Fried und Freud ich fahr dahin etc. HErr, nur laß in Frieden etc. Jnsonderheit war ich bekümmert, ob sie mir auch zu Gefallen eine Aenderung tref- fen, und das Lied: Nun bitten wir den Hei- ligen Geist, welches man sonst nach der Execu- tion singet, vor der Execution zu meinem Trost und Erquickung würden singen laßen.
Wie ich schon eines guten Theils meines Verstandes also wohl mochte beraubet seyn: so kam dieses noch dazu, daß ich einen Traum, der mir offtmahls geträumet, beynahe mit der That,
die
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Nachdem er ſich den Tod
meine geringſten Fehler, und andere Miſſetha- ten in der hoͤchſten Groͤße mir vorkamen, und es nicht anders war, als ob ich ietzt erſt von neuem Buße thaͤte. Ein recht merckwuͤrdiger Um- ſtand, den ich hier nicht kan vergeſſen mit anzu- fuͤhren, war dieſer: Hatte ich auf etliche Tage wegen Betruͤbniß meiner Suͤnde kaum ſchlafen koͤnnen, ſo fieng ich endlich an, GOttes Gerichte vor hoͤchſt gerecht, und auch den Tod durch die Hand der Obrigkeit vor hoͤchſt billig zu erkennen. Jch unterwarff mich dermaßen GOttes Willen, und war ſo bereit, und willig ſolchen zu leiden, daß ich die eine Nacht vor Freuden davor nicht ſchlafen konte. Jch hatte mir auch ſchon die Lieder in Gedancken beſtimmet, die man mir beym Hinausfuͤhren ſingen ſolte, v. g.Hertzlich lieb hab ich dich o HErr ꝛc. Mit Fried und Freud ich fahr dahin ꝛc. HErr, nur laß in Frieden ꝛc. Jnſonderheit war ich bekuͤmmert, ob ſie mir auch zu Gefallen eine Aenderung tref- fen, und das Lied: Nun bitten wir den Hei- ligen Geiſt, welches man ſonſt nach der Execu- tion ſinget, vor der Execution zu meinem Troſt und Erquickung wuͤrden ſingen laßen.
Wie ich ſchon eines guten Theils meines Verſtandes alſo wohl mochte beraubet ſeyn: ſo kam dieſes noch dazu, daß ich einen Traum, der mir offtmahls getraͤumet, beynahe mit der That,
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Nachdem er ſich den Tod
meine geringſten Fehler, und andere Miſſetha-
ten in der hoͤchſten Groͤße mir vorkamen, und es
nicht anders war, als ob ich ietzt erſt von neuem
Buße thaͤte. Ein recht merckwuͤrdiger Um-
ſtand, den ich hier nicht kan vergeſſen mit anzu-
fuͤhren, war dieſer: Hatte ich auf etliche Tage
wegen Betruͤbniß meiner Suͤnde kaum ſchlafen
koͤnnen, ſo fieng ich endlich an, GOttes Gerichte
vor hoͤchſt gerecht, und auch den Tod durch die
Hand der Obrigkeit vor hoͤchſt billig zu erkennen.
Jch unterwarff mich dermaßen GOttes Willen,
und war ſo bereit, und willig ſolchen zu leiden,
daß ich die eine Nacht vor Freuden davor nicht
ſchlafen konte. Jch hatte mir auch ſchon die
Lieder in Gedancken beſtimmet, die man mir
beym Hinausfuͤhren ſingen ſolte, v. g. Hertzlich
lieb hab ich dich o HErr ꝛc. Mit Fried und
Freud ich fahr dahin ꝛc. HErr, nur laß in
Frieden ꝛc. Jnſonderheit war ich bekuͤmmert,
ob ſie mir auch zu Gefallen eine Aenderung tref-
fen, und das Lied: Nun bitten wir den Hei-
ligen Geiſt, welches man ſonſt nach der Execu-
tion ſinget, vor der Execution zu meinem Troſt
und Erquickung wuͤrden ſingen laßen.
Wie ich ſchon eines guten Theils meines
Verſtandes alſo wohl mochte beraubet ſeyn: ſo
kam dieſes noch dazu, daß ich einen Traum, der
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/719>, abgerufen am 27.11.2024.
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