thero von der Weise des Satans, wenn er cum furore und auf eine stürmische Weise mit den Menschen disputiret, gesaget habe. Es schien schon, als ob die Fenster von starckem Winde an- fiengen zu beben, so daß ich nicht länger offen bleiben, sondern zu Bette gehen, und GOtte auf Gnade und Ungnade mich ergeben, und wie jene dencken muste: Komm ich um, so komm ich um,Esth. 4. v. 16. Zu allem Glücke hatte ich doch bis um 1. Uhr, und also 2. Stunden geschlafen. Von 1. Uhr blieb ich in der Angst bis um 6. Uhr liegen, und war nun wohl schon ziemlich froh, daß mich GOtt die Nacht vor dem Ubel bewahret hatte, was ich gefürchtet. Ja auch nach der Predigt, die noch ziemlich abgieng, auch noch besser würde abgegangen seyn, wenn nicht ein gewisser Magister in einer Capelle mit seinen gewöhnlichen Narrenspossen, und Moque- rien über ieden Paragraphum, den ich redete, mir solche ziemlich sauer gemacht hätte, entstund frey- lich bey mir, wie leicht zu erachten, eine unge- meine große Freude; die aber, so groß sie auch war, doch nicht lange währen kunte.
Denn weil diese Anfechtung der ersten Anno 1704. gantz ähnlich war, so war noch der Char- Freytag vor der Thüre, vor welchem Tage mir noch bänger war, als vor dem Palm-Sonntage. Jch that Montags nach Palmarum einen neuen
Spatzier-
doch GOtt auch dieſes mahl,
thero von der Weiſe des Satans, wenn er cum furore und auf eine ſtuͤrmiſche Weiſe mit den Menſchen diſputiret, geſaget habe. Es ſchien ſchon, als ob die Fenſter von ſtarckem Winde an- fiengen zu beben, ſo daß ich nicht laͤnger offen bleiben, ſondern zu Bette gehen, und GOtte auf Gnade und Ungnade mich ergeben, und wie jene dencken muſte: Komm ich um, ſo komm ich um,Eſth. 4. v. 16. Zu allem Gluͤcke hatte ich doch bis um 1. Uhr, und alſo 2. Stunden geſchlafen. Von 1. Uhr blieb ich in der Angſt bis um 6. Uhr liegen, und war nun wohl ſchon ziemlich froh, daß mich GOtt die Nacht vor dem Ubel bewahret hatte, was ich gefuͤrchtet. Ja auch nach der Predigt, die noch ziemlich abgieng, auch noch beſſer wuͤrde abgegangen ſeyn, wenn nicht ein gewiſſer Magiſter in einer Capelle mit ſeinen gewoͤhnlichen Narrenspoſſen, und Moque- rien uͤber ieden Paragraphum, den ich redete, mir ſolche ziemlich ſauer gemacht haͤtte, entſtund frey- lich bey mir, wie leicht zu erachten, eine unge- meine große Freude; die aber, ſo groß ſie auch war, doch nicht lange waͤhren kunte.
Denn weil dieſe Anfechtung der erſten Anno 1704. gantz aͤhnlich war, ſo war noch der Char- Freytag vor der Thuͤre, vor welchem Tage mir noch baͤnger war, als vor dem Palm-Sonntage. Jch that Montags nach Palmarum einen neuen
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doch GOtt auch dieſes mahl,
thero von der Weiſe des Satans, wenn er cum
furore und auf eine ſtuͤrmiſche Weiſe mit den
Menſchen diſputiret, geſaget habe. Es ſchien
ſchon, als ob die Fenſter von ſtarckem Winde an-
fiengen zu beben, ſo daß ich nicht laͤnger offen
bleiben, ſondern zu Bette gehen, und GOtte
auf Gnade und Ungnade mich ergeben, und wie
jene dencken muſte: Komm ich um, ſo komm
ich um, Eſth. 4. v. 16. Zu allem Gluͤcke hatte
ich doch bis um 1. Uhr, und alſo 2. Stunden
geſchlafen. Von 1. Uhr blieb ich in der Angſt
bis um 6. Uhr liegen, und war nun wohl ſchon
ziemlich froh, daß mich GOtt die Nacht vor dem
Ubel bewahret hatte, was ich gefuͤrchtet. Ja
auch nach der Predigt, die noch ziemlich abgieng,
auch noch beſſer wuͤrde abgegangen ſeyn, wenn
nicht ein gewiſſer Magiſter in einer Capelle mit
ſeinen gewoͤhnlichen Narrenspoſſen, und Moque-
rien uͤber ieden Paragraphum, den ich redete, mir
ſolche ziemlich ſauer gemacht haͤtte, entſtund frey-
lich bey mir, wie leicht zu erachten, eine unge-
meine große Freude; die aber, ſo groß ſie auch
war, doch nicht lange waͤhren kunte.
Denn weil dieſe Anfechtung der erſten Anno
1704. gantz aͤhnlich war, ſo war noch der Char-
Freytag vor der Thuͤre, vor welchem Tage mir
noch baͤnger war, als vor dem Palm-Sonntage.
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/676>, abgerufen am 25.11.2024.
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