Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

da er zu einem
Mittel schlugen auch wohl bey ihm an, und
halffen ihm in kurtzen wieder zu seiner Ge-
sundheit.

Anno 1717.
§. 135.

Das war der erste Sturtz auf dieses Jahr,
so ich auszustehen hatte: der andere war noch
härter, und kam zu Anfange der Fasten-Zeit
über mich. Jn der Fasten-Zeit, und vor-
nemlich in der Marter-Woche, in welcher ich
gebohren worden, habe ich allemahl in meinem
Leben die grösten Anfechtungen ausgestanden.
Gleich nach Invocavit wurde ich zu einer Mäu-
rerin, so bey dem Eingange in die Sand-Gasse
vor dem Peters-Thor wohnte, geholet, wel-
che schwanger war, und vom Teufel übel ge-
plaget, und angefochten wurde. Wie ich schon
oben bey anderer Gelegenheit das Exempel die-
ses Weibes angeführet, und ihren Zustand be-
schrieben, so war ihre Furcht und Angst so groß,
daß sie, wie sie selbst vorgab, den Teufel in ab-
scheulicher Gestalt in der Nacht sahe, durch
dessen Anblick sie auf solche verzweiffelte Gedan-
cken gebracht wurde, daß sie meynete, sie wäre
von GOTT verstoßen, und würde ein Ende
mit Schrecken nehmen. Man muste bey ihr
wachen, denn sie wolte davon lauffen, und

selbst
Q q 5

da er zu einem
Mittel ſchlugen auch wohl bey ihm an, und
halffen ihm in kurtzen wieder zu ſeiner Ge-
ſundheit.

Anno 1717.
§. 135.

Das war der erſte Sturtz auf dieſes Jahr,
ſo ich auszuſtehen hatte: der andere war noch
haͤrter, und kam zu Anfange der Faſten-Zeit
uͤber mich. Jn der Faſten-Zeit, und vor-
nemlich in der Marter-Woche, in welcher ich
gebohren worden, habe ich allemahl in meinem
Leben die groͤſten Anfechtungen ausgeſtanden.
Gleich nach Invocavit wurde ich zu einer Maͤu-
rerin, ſo bey dem Eingange in die Sand-Gaſſe
vor dem Peters-Thor wohnte, geholet, wel-
che ſchwanger war, und vom Teufel uͤbel ge-
plaget, und angefochten wurde. Wie ich ſchon
oben bey anderer Gelegenheit das Exempel die-
ſes Weibes angefuͤhret, und ihren Zuſtand be-
ſchrieben, ſo war ihre Furcht und Angſt ſo groß,
daß ſie, wie ſie ſelbſt vorgab, den Teufel in ab-
ſcheulicher Geſtalt in der Nacht ſahe, durch
deſſen Anblick ſie auf ſolche verzweiffelte Gedan-
cken gebracht wurde, daß ſie meynete, ſie waͤre
von GOTT verſtoßen, und wuͤrde ein Ende
mit Schrecken nehmen. Man muſte bey ihr
wachen, denn ſie wolte davon lauffen, und

ſelbſt
Q q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0663" n="617"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">da er zu einem</hi></fw><lb/>
Mittel &#x017F;chlugen auch wohl bey ihm an, und<lb/>
halffen ihm in kurtzen wieder zu &#x017F;einer Ge-<lb/>
&#x017F;undheit.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1717.</hi></hi><lb/>
§. 135.</head><lb/>
        <p>Das war der er&#x017F;te Sturtz auf die&#x017F;es Jahr,<lb/>
&#x017F;o ich auszu&#x017F;tehen hatte: der andere war noch<lb/>
ha&#x0364;rter, und kam zu Anfange der Fa&#x017F;ten-Zeit<lb/>
u&#x0364;ber mich. Jn der Fa&#x017F;ten-Zeit, und vor-<lb/>
nemlich in der Marter-Woche, in welcher ich<lb/>
gebohren worden, habe ich allemahl in meinem<lb/>
Leben die gro&#x0364;&#x017F;ten Anfechtungen ausge&#x017F;tanden.<lb/>
Gleich nach <hi rendition="#aq">Invocavit</hi> wurde ich zu einer Ma&#x0364;u-<lb/>
rerin, &#x017F;o bey dem Eingange in die Sand-Ga&#x017F;&#x017F;e<lb/>
vor dem Peters-Thor wohnte, geholet, wel-<lb/>
che &#x017F;chwanger war, und vom Teufel u&#x0364;bel ge-<lb/>
plaget, und angefochten wurde. Wie ich &#x017F;chon<lb/>
oben bey anderer Gelegenheit das Exempel die-<lb/>
&#x017F;es Weibes angefu&#x0364;hret, und ihren Zu&#x017F;tand be-<lb/>
&#x017F;chrieben, &#x017F;o war ihre Furcht und Ang&#x017F;t &#x017F;o groß,<lb/>
daß &#x017F;ie, wie &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t vorgab, den Teufel in ab-<lb/>
&#x017F;cheulicher Ge&#x017F;talt in der Nacht &#x017F;ahe, durch<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Anblick &#x017F;ie auf &#x017F;olche verzweiffelte Gedan-<lb/>
cken gebracht wurde, daß &#x017F;ie meynete, &#x017F;ie wa&#x0364;re<lb/>
von <hi rendition="#g">GOTT</hi> ver&#x017F;toßen, und wu&#x0364;rde ein Ende<lb/>
mit Schrecken nehmen. Man mu&#x017F;te bey ihr<lb/>
wachen, denn &#x017F;ie wolte davon lauffen, und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elb&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[617/0663] da er zu einem Mittel ſchlugen auch wohl bey ihm an, und halffen ihm in kurtzen wieder zu ſeiner Ge- ſundheit. Anno 1717. §. 135. Das war der erſte Sturtz auf dieſes Jahr, ſo ich auszuſtehen hatte: der andere war noch haͤrter, und kam zu Anfange der Faſten-Zeit uͤber mich. Jn der Faſten-Zeit, und vor- nemlich in der Marter-Woche, in welcher ich gebohren worden, habe ich allemahl in meinem Leben die groͤſten Anfechtungen ausgeſtanden. Gleich nach Invocavit wurde ich zu einer Maͤu- rerin, ſo bey dem Eingange in die Sand-Gaſſe vor dem Peters-Thor wohnte, geholet, wel- che ſchwanger war, und vom Teufel uͤbel ge- plaget, und angefochten wurde. Wie ich ſchon oben bey anderer Gelegenheit das Exempel die- ſes Weibes angefuͤhret, und ihren Zuſtand be- ſchrieben, ſo war ihre Furcht und Angſt ſo groß, daß ſie, wie ſie ſelbſt vorgab, den Teufel in ab- ſcheulicher Geſtalt in der Nacht ſahe, durch deſſen Anblick ſie auf ſolche verzweiffelte Gedan- cken gebracht wurde, daß ſie meynete, ſie waͤre von GOTT verſtoßen, und wuͤrde ein Ende mit Schrecken nehmen. Man muſte bey ihr wachen, denn ſie wolte davon lauffen, und ſelbſt Q q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/663
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/663>, abgerufen am 22.11.2024.