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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Wird in seinem 6. Jahre
umbringen wolten, und andere entsetzliche Larven
und Bilder mehr, mit denen ich fast die gantze
Nacht gequählet wurde, dessen ich mich noch auf
eine dunckele Weise, und nur wie im Traume er-
innere, wie es dann auch nur ein Traum war.
Jn dieser Noth und Angst fieng ich an zu beten,
und indem ich betete, kam es mir vor, als ob ie-
mand die bekannten Worte aus dem Buß-Liede
mit beweglicher Stimme sänge: GOtt hat in
seiner Hute alle, die er hat erweckt, erkaufft
durch CHristi Blute, am Creutze hoch aus-
gestreckt:
welches mich damals in meiner Seele
auf die kräfftigste Weise gestärcket und erquicket.
Es sind diese Worte damals so tieff in den inner-
sten Grund meines Hertzens gedrungen, daß sie
noch bis auf diese Stunde ihre erste, und Seelen-
stärckende Krafft behalten. Und wenn in mei-
nem Leben zuweilen die Anfechtungen die höchste
Staffel erreichet haben, und in solcher Noth
GOttes Tröstungen eben so groß, als zuvor die
Angst gewesen, und GOtt die Freude des Heili-
gen Geistes Strohm-weise in mein Hertze aus-
gegossen, so habe ich um ein leichtes unter andern
Worten, die ich, oder GOttes Geist durch mich
meiner Seelen zugeredet, auch voll lebendiger Zu-
versicht und Hoffnung der Seligkeit ausgeruffen:
GOtt hat in seiner Hute alle, die er hat er-
weckt etc.

Eben

Wird in ſeinem 6. Jahre
umbringen wolten, und andere entſetzliche Larven
und Bilder mehr, mit denen ich faſt die gantze
Nacht gequaͤhlet wurde, deſſen ich mich noch auf
eine dunckele Weiſe, und nur wie im Traume er-
innere, wie es dann auch nur ein Traum war.
Jn dieſer Noth und Angſt fieng ich an zu beten,
und indem ich betete, kam es mir vor, als ob ie-
mand die bekannten Worte aus dem Buß-Liede
mit beweglicher Stimme ſaͤnge: GOtt hat in
ſeiner Hute alle, die er hat erweckt, erkaufft
durch CHriſti Blute, am Creutze hoch aus-
geſtreckt:
welches mich damals in meiner Seele
auf die kraͤfftigſte Weiſe geſtaͤrcket und erquicket.
Es ſind dieſe Worte damals ſo tieff in den inner-
ſten Grund meines Hertzens gedrungen, daß ſie
noch bis auf dieſe Stunde ihre erſte, und Seelen-
ſtaͤrckende Krafft behalten. Und wenn in mei-
nem Leben zuweilen die Anfechtungen die hoͤchſte
Staffel erreichet haben, und in ſolcher Noth
GOttes Troͤſtungen eben ſo groß, als zuvor die
Angſt geweſen, und GOtt die Freude des Heili-
gen Geiſtes Strohm-weiſe in mein Hertze aus-
gegoſſen, ſo habe ich um ein leichtes unter andern
Worten, die ich, oder GOttes Geiſt durch mich
meiner Seelen zugeredet, auch voll lebendiger Zu-
verſicht und Hoffnung der Seligkeit ausgeruffen:
GOtt hat in ſeiner Hute alle, die er hat er-
weckt ꝛc.

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[20/0066] Wird in ſeinem 6. Jahre umbringen wolten, und andere entſetzliche Larven und Bilder mehr, mit denen ich faſt die gantze Nacht gequaͤhlet wurde, deſſen ich mich noch auf eine dunckele Weiſe, und nur wie im Traume er- innere, wie es dann auch nur ein Traum war. Jn dieſer Noth und Angſt fieng ich an zu beten, und indem ich betete, kam es mir vor, als ob ie- mand die bekannten Worte aus dem Buß-Liede mit beweglicher Stimme ſaͤnge: GOtt hat in ſeiner Hute alle, die er hat erweckt, erkaufft durch CHriſti Blute, am Creutze hoch aus- geſtreckt: welches mich damals in meiner Seele auf die kraͤfftigſte Weiſe geſtaͤrcket und erquicket. Es ſind dieſe Worte damals ſo tieff in den inner- ſten Grund meines Hertzens gedrungen, daß ſie noch bis auf dieſe Stunde ihre erſte, und Seelen- ſtaͤrckende Krafft behalten. Und wenn in mei- nem Leben zuweilen die Anfechtungen die hoͤchſte Staffel erreichet haben, und in ſolcher Noth GOttes Troͤſtungen eben ſo groß, als zuvor die Angſt geweſen, und GOtt die Freude des Heili- gen Geiſtes Strohm-weiſe in mein Hertze aus- gegoſſen, ſo habe ich um ein leichtes unter andern Worten, die ich, oder GOttes Geiſt durch mich meiner Seelen zugeredet, auch voll lebendiger Zu- verſicht und Hoffnung der Seligkeit ausgeruffen: GOtt hat in ſeiner Hute alle, die er hat er- weckt ꝛc. Eben

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/66>, abgerufen am 21.11.2024.