vergleichen, doch dem Wesen und der Beschaf- fenheit nach mit dem vergleichen kan, was ich Anno 1704. 1728, und 1736. erlitten. Der Grund darzu ist wol abermals anfangs in mei- nem Leibe, und dessen kräncklicher Disposition, wie auch in der unordentlichen Diaet zu suchen, wodurch ich mir solche zugezogen. Jch hatte drey Jahr schon das Aderlaßen und Purgiren übergangen. Das Blut war dicke, der Kopff hitzig, die Galle schwartz, der Miltz, Mesen- terium, und andere Gefäße waren dadurch ver- stopfft worden. Des Morgens tranck ich alle Tage Caffee, der noch diese Stunde, wie ich aus der Erfahrung weiß, fähig wäre, eben solche Zufälle zu verursachen, daferne ich mich desselben beständig, und ohne denselben biswei- len auszusetzen insonderheit des Morgens bedie- nen wolte. Um Vesper-Zeit tranck ich nichts, und aß doch des Abends wieder Fleisch und harte Speisen, da der Magen noch nicht den Schleim verzehret, der vom Mittags- Essen noch übrig war, so daß nothwendig im Magen alles, wo nicht zu verfaulen, doch zu verderben anfangen muste. Dadurch entstan- den Spasmi, Contractiones nervorum, mit denselben Furcht, und mit der Furcht flüchtige Gedancken, ängstliche, traurige, und schreckliche Gedancken, wo immer einer den andern heckte
und
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Wegen uͤbler Diæt,
vergleichen, doch dem Weſen und der Beſchaf- fenheit nach mit dem vergleichen kan, was ich Anno 1704. 1728, und 1736. erlitten. Der Grund darzu iſt wol abermals anfangs in mei- nem Leibe, und deſſen kraͤncklicher Diſpoſition, wie auch in der unordentlichen Diæt zu ſuchen, wodurch ich mir ſolche zugezogen. Jch hatte drey Jahr ſchon das Aderlaßen und Purgiren uͤbergangen. Das Blut war dicke, der Kopff hitzig, die Galle ſchwartz, der Miltz, Meſen- terium, und andere Gefaͤße waren dadurch ver- ſtopfft worden. Des Morgens tranck ich alle Tage Caffée, der noch dieſe Stunde, wie ich aus der Erfahrung weiß, faͤhig waͤre, eben ſolche Zufaͤlle zu verurſachen, daferne ich mich deſſelben beſtaͤndig, und ohne denſelben biswei- len auszuſetzen inſonderheit des Morgens bedie- nen wolte. Um Veſper-Zeit tranck ich nichts, und aß doch des Abends wieder Fleiſch und harte Speiſen, da der Magen noch nicht den Schleim verzehret, der vom Mittags- Eſſen noch uͤbrig war, ſo daß nothwendig im Magen alles, wo nicht zu verfaulen, doch zu verderben anfangen muſte. Dadurch entſtan- den Spaſmi, Contractiones nervorum, mit denſelben Furcht, und mit der Furcht fluͤchtige Gedancken, aͤngſtliche, traurige, und ſchreckliche Gedancken, wo immer einer den andern heckte
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Wegen uͤbler Diæt,
vergleichen, doch dem Weſen und der Beſchaf-
fenheit nach mit dem vergleichen kan, was ich
Anno 1704. 1728, und 1736. erlitten. Der
Grund darzu iſt wol abermals anfangs in mei-
nem Leibe, und deſſen kraͤncklicher Diſpoſition,
wie auch in der unordentlichen Diæt zu ſuchen,
wodurch ich mir ſolche zugezogen. Jch hatte
drey Jahr ſchon das Aderlaßen und Purgiren
uͤbergangen. Das Blut war dicke, der Kopff
hitzig, die Galle ſchwartz, der Miltz, Meſen-
terium, und andere Gefaͤße waren dadurch ver-
ſtopfft worden. Des Morgens tranck ich alle
Tage Caffée, der noch dieſe Stunde, wie ich
aus der Erfahrung weiß, faͤhig waͤre, eben
ſolche Zufaͤlle zu verurſachen, daferne ich mich
deſſelben beſtaͤndig, und ohne denſelben biswei-
len auszuſetzen inſonderheit des Morgens bedie-
nen wolte. Um Veſper-Zeit tranck ich
nichts, und aß doch des Abends wieder Fleiſch
und harte Speiſen, da der Magen noch nicht
den Schleim verzehret, der vom Mittags-
Eſſen noch uͤbrig war, ſo daß nothwendig im
Magen alles, wo nicht zu verfaulen, doch zu
verderben anfangen muſte. Dadurch entſtan-
den Spaſmi, Contractiones nervorum, mit
denſelben Furcht, und mit der Furcht fluͤchtige
Gedancken, aͤngſtliche, traurige, und ſchreckliche
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/639>, abgerufen am 31.01.2025.
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