Time ein Narr, und verrückt im Kopffe, ja dabey ein böser Vogel, Schalck, und Betrü- ger sey. Nachdem sie im Wirths-Hause ei- nige Tage gezecht, und der Wirth auf die Be- zahlung dringet, ist weder Gold, noch Lapis bey diesem Goldmacher vorhanden; und muß mein Famulus meinen schönen blauen Mantel mit Golde bordiret, den ich ihm mit auf die Reise gegeben hatte, zum Pfande, und im Stiche laßen. Da giengen ihm nun freylich die Augen auf, so daß er sahe und erfuhr, was Time vor ein Kerl wäre. Ja sein Glaube, daß Time ein scheinheiliger Filou sey, wurde noch mehr bestärcket. Da sie einst in Halle aus Curiosität zu einem von den Inspirirten giengen, welche dazumahl Halle in Unruhe setz- ten, der gleich dazumahl Aussprache hatte, und von seinem Geiste getrieben redete. Jch habe dich verwirret, fieng der Inspirirte an, alß er Timen kommen sahe, und ich will dich noch mehr verwirren.Time hatte sonsten viel von den Inspirirten gehalten, nun aber gab er sie vor Leute aus, so vom Teufel besessen; ohne Zweiffel, weil sie ihm so schön die Wahrheit gesaget hatten. Wer war nun wol froher, als ich, daß ich aus einer so großen Noth und Anfechtung war befreyet worden? Doch so deutlich nun auch mein Famulus Timens
Schalck-
doch offt durch GOttes Huͤlffe
Time ein Narr, und verruͤckt im Kopffe, ja dabey ein boͤſer Vogel, Schalck, und Betruͤ- ger ſey. Nachdem ſie im Wirths-Hauſe ei- nige Tage gezecht, und der Wirth auf die Be- zahlung dringet, iſt weder Gold, noch Lapis bey dieſem Goldmacher vorhanden; und muß mein Famulus meinen ſchoͤnen blauen Mantel mit Golde bordiret, den ich ihm mit auf die Reiſe gegeben hatte, zum Pfande, und im Stiche laßen. Da giengen ihm nun freylich die Augen auf, ſo daß er ſahe und erfuhr, was Time vor ein Kerl waͤre. Ja ſein Glaube, daß Time ein ſcheinheiliger Filou ſey, wurde noch mehr beſtaͤrcket. Da ſie einſt in Halle aus Curioſitaͤt zu einem von den Inſpirirten giengen, welche dazumahl Halle in Unruhe ſetz- ten, der gleich dazumahl Ausſprache hatte, und von ſeinem Geiſte getrieben redete. Jch habe dich verwirret, fieng der Inſpirirte an, alß er Timen kommen ſahe, und ich will dich noch mehr verwirren.Time hatte ſonſten viel von den Inſpirirten gehalten, nun aber gab er ſie vor Leute aus, ſo vom Teufel beſeſſen; ohne Zweiffel, weil ſie ihm ſo ſchoͤn die Wahrheit geſaget hatten. Wer war nun wol froher, als ich, daß ich aus einer ſo großen Noth und Anfechtung war befreyet worden? Doch ſo deutlich nun auch mein Famulus Timens
Schalck-
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doch offt durch GOttes Huͤlffe
Time ein Narr, und verruͤckt im Kopffe, ja
dabey ein boͤſer Vogel, Schalck, und Betruͤ-
ger ſey. Nachdem ſie im Wirths-Hauſe ei-
nige Tage gezecht, und der Wirth auf die Be-
zahlung dringet, iſt weder Gold, noch Lapis
bey dieſem Goldmacher vorhanden; und muß
mein Famulus meinen ſchoͤnen blauen Mantel
mit Golde bordiret, den ich ihm mit auf die
Reiſe gegeben hatte, zum Pfande, und im
Stiche laßen. Da giengen ihm nun freylich
die Augen auf, ſo daß er ſahe und erfuhr, was
Time vor ein Kerl waͤre. Ja ſein Glaube,
daß Time ein ſcheinheiliger Filou ſey, wurde
noch mehr beſtaͤrcket. Da ſie einſt in Halle
aus Curioſitaͤt zu einem von den Inſpirirten
giengen, welche dazumahl Halle in Unruhe ſetz-
ten, der gleich dazumahl Ausſprache hatte, und
von ſeinem Geiſte getrieben redete. Jch habe
dich verwirret, fieng der Inſpirirte an, alß er
Timen kommen ſahe, und ich will dich noch
mehr verwirren. Time hatte ſonſten viel
von den Inſpirirten gehalten, nun aber gab er
ſie vor Leute aus, ſo vom Teufel beſeſſen; ohne
Zweiffel, weil ſie ihm ſo ſchoͤn die Wahrheit
geſaget hatten. Wer war nun wol froher,
als ich, daß ich aus einer ſo großen Noth und
Anfechtung war befreyet worden? Doch ſo
deutlich nun auch mein Famulus Timens
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/637>, abgerufen am 27.11.2024.
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