sum, der bey vielen Jahren her mein guter Freund gewesen, und bey dem ich mich zu der- selben Zeit eben auch befand. Nachdem er mit dem Patienten fertig war, und ihm die Artzney, so er brauchen solte, vorgeschrieben; so dachte ich bey dieser guten Gelegenheit ihm ein wenig auch mein Anliegen, und meine Zufälle zu be- schreiben, um zu hören, was er dazu sagen, und was er etwan vor ein Haus-Mittel darzu vor- schlagen würde. Jch machte ihm eine Er- zehlung beynahe auf die Weise, wie das vorige Weib, so daß ich mich unmöglich deutlich, so- wol was die innerlichen Convulsionen, als den seltsamen Lauff der Lebens-Geister im Haupte anbetraff, expliciren, und ihm eine lebendige Vorstellung davon machen konte. Er hatte aber aus den wenigen Worten, so ich machte, kaum gemercket, was mir fehlte; so fieng er an seltsam sich zu gebehrden, zitterte, und stockte gleichfalls in der Rede, und da er kaum etliche abgebrochene, und unförmliche Worte statt einer Antwort mir gegeben hatte, so nahm er schnell und in dem Augenblick Abschied, und eilte so geschwind davon, daß wir uns alle über ihn ver- wundern musten. Jch schloß gleich, daß er mit eben diesem Ubel behafftet seyn müsse; wie er denn auch hernach in einem von diesen zweyen Ubeln, so viel ich weiß, gestorben.
Anno
Menſchen um ſich gehabt,
ſum, der bey vielen Jahren her mein guter Freund geweſen, und bey dem ich mich zu der- ſelben Zeit eben auch befand. Nachdem er mit dem Patienten fertig war, und ihm die Artzney, ſo er brauchen ſolte, vorgeſchrieben; ſo dachte ich bey dieſer guten Gelegenheit ihm ein wenig auch mein Anliegen, und meine Zufaͤlle zu be- ſchreiben, um zu hoͤren, was er dazu ſagen, und was er etwan vor ein Haus-Mittel darzu vor- ſchlagen wuͤrde. Jch machte ihm eine Er- zehlung beynahe auf die Weiſe, wie das vorige Weib, ſo daß ich mich unmoͤglich deutlich, ſo- wol was die innerlichen Convulſionen, als den ſeltſamen Lauff der Lebens-Geiſter im Haupte anbetraff, expliciren, und ihm eine lebendige Vorſtellung davon machen konte. Er hatte aber aus den wenigen Worten, ſo ich machte, kaum gemercket, was mir fehlte; ſo fieng er an ſeltſam ſich zu gebehrden, zitterte, und ſtockte gleichfalls in der Rede, und da er kaum etliche abgebrochene, und unfoͤrmliche Worte ſtatt einer Antwort mir gegeben hatte, ſo nahm er ſchnell und in dem Augenblick Abſchied, und eilte ſo geſchwind davon, daß wir uns alle uͤber ihn ver- wundern muſten. Jch ſchloß gleich, daß er mit eben dieſem Ubel behafftet ſeyn muͤſſe; wie er denn auch hernach in einem von dieſen zweyen Ubeln, ſo viel ich weiß, geſtorben.
Anno
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Menſchen um ſich gehabt,
ſum, der bey vielen Jahren her mein guter
Freund geweſen, und bey dem ich mich zu der-
ſelben Zeit eben auch befand. Nachdem er mit
dem Patienten fertig war, und ihm die Artzney,
ſo er brauchen ſolte, vorgeſchrieben; ſo dachte
ich bey dieſer guten Gelegenheit ihm ein wenig
auch mein Anliegen, und meine Zufaͤlle zu be-
ſchreiben, um zu hoͤren, was er dazu ſagen, und
was er etwan vor ein Haus-Mittel darzu vor-
ſchlagen wuͤrde. Jch machte ihm eine Er-
zehlung beynahe auf die Weiſe, wie das vorige
Weib, ſo daß ich mich unmoͤglich deutlich, ſo-
wol was die innerlichen Convulſionen, als den
ſeltſamen Lauff der Lebens-Geiſter im Haupte
anbetraff, expliciren, und ihm eine lebendige
Vorſtellung davon machen konte. Er hatte
aber aus den wenigen Worten, ſo ich machte,
kaum gemercket, was mir fehlte; ſo fieng er
an ſeltſam ſich zu gebehrden, zitterte, und ſtockte
gleichfalls in der Rede, und da er kaum etliche
abgebrochene, und unfoͤrmliche Worte ſtatt einer
Antwort mir gegeben hatte, ſo nahm er ſchnell
und in dem Augenblick Abſchied, und eilte ſo
geſchwind davon, daß wir uns alle uͤber ihn ver-
wundern muſten. Jch ſchloß gleich, daß er
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er denn auch hernach in einem von dieſen zweyen
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/632>, abgerufen am 24.11.2024.
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