Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

Menschen um sich gehabt,
sum, der bey vielen Jahren her mein guter
Freund gewesen, und bey dem ich mich zu der-
selben Zeit eben auch befand. Nachdem er mit
dem Patienten fertig war, und ihm die Artzney,
so er brauchen solte, vorgeschrieben; so dachte
ich bey dieser guten Gelegenheit ihm ein wenig
auch mein Anliegen, und meine Zufälle zu be-
schreiben, um zu hören, was er dazu sagen, und
was er etwan vor ein Haus-Mittel darzu vor-
schlagen würde. Jch machte ihm eine Er-
zehlung beynahe auf die Weise, wie das vorige
Weib, so daß ich mich unmöglich deutlich, so-
wol was die innerlichen Convulsionen, als den
seltsamen Lauff der Lebens-Geister im Haupte
anbetraff, expliciren, und ihm eine lebendige
Vorstellung davon machen konte. Er hatte
aber aus den wenigen Worten, so ich machte,
kaum gemercket, was mir fehlte; so fieng er
an seltsam sich zu gebehrden, zitterte, und stockte
gleichfalls in der Rede, und da er kaum etliche
abgebrochene, und unförmliche Worte statt einer
Antwort mir gegeben hatte, so nahm er schnell
und in dem Augenblick Abschied, und eilte so
geschwind davon, daß wir uns alle über ihn ver-
wundern musten. Jch schloß gleich, daß er
mit eben diesem Ubel behafftet seyn müsse; wie
er denn auch hernach in einem von diesen zweyen
Ubeln, so viel ich weiß, gestorben.

Anno

Menſchen um ſich gehabt,
ſum, der bey vielen Jahren her mein guter
Freund geweſen, und bey dem ich mich zu der-
ſelben Zeit eben auch befand. Nachdem er mit
dem Patienten fertig war, und ihm die Artzney,
ſo er brauchen ſolte, vorgeſchrieben; ſo dachte
ich bey dieſer guten Gelegenheit ihm ein wenig
auch mein Anliegen, und meine Zufaͤlle zu be-
ſchreiben, um zu hoͤren, was er dazu ſagen, und
was er etwan vor ein Haus-Mittel darzu vor-
ſchlagen wuͤrde. Jch machte ihm eine Er-
zehlung beynahe auf die Weiſe, wie das vorige
Weib, ſo daß ich mich unmoͤglich deutlich, ſo-
wol was die innerlichen Convulſionen, als den
ſeltſamen Lauff der Lebens-Geiſter im Haupte
anbetraff, expliciren, und ihm eine lebendige
Vorſtellung davon machen konte. Er hatte
aber aus den wenigen Worten, ſo ich machte,
kaum gemercket, was mir fehlte; ſo fieng er
an ſeltſam ſich zu gebehrden, zitterte, und ſtockte
gleichfalls in der Rede, und da er kaum etliche
abgebrochene, und unfoͤrmliche Worte ſtatt einer
Antwort mir gegeben hatte, ſo nahm er ſchnell
und in dem Augenblick Abſchied, und eilte ſo
geſchwind davon, daß wir uns alle uͤber ihn ver-
wundern muſten. Jch ſchloß gleich, daß er
mit eben dieſem Ubel behafftet ſeyn muͤſſe; wie
er denn auch hernach in einem von dieſen zweyen
Ubeln, ſo viel ich weiß, geſtorben.

Anno
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0632" n="586"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Men&#x017F;chen um &#x017F;ich gehabt,</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;um,</hi> der bey vielen Jahren her mein guter<lb/>
Freund gewe&#x017F;en, und bey dem ich mich zu der-<lb/>
&#x017F;elben Zeit eben auch befand. Nachdem er mit<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Patient</hi>en fertig war, und ihm die Artzney,<lb/>
&#x017F;o er brauchen &#x017F;olte, vorge&#x017F;chrieben; &#x017F;o dachte<lb/>
ich bey die&#x017F;er guten Gelegenheit ihm ein wenig<lb/>
auch mein Anliegen, und meine Zufa&#x0364;lle zu be-<lb/>
&#x017F;chreiben, um zu ho&#x0364;ren, was er dazu &#x017F;agen, und<lb/>
was er etwan vor ein Haus-Mittel darzu vor-<lb/>
&#x017F;chlagen wu&#x0364;rde. Jch machte ihm eine Er-<lb/>
zehlung beynahe auf die Wei&#x017F;e, wie das vorige<lb/>
Weib, &#x017F;o daß ich mich unmo&#x0364;glich deutlich, &#x017F;o-<lb/>
wol was die innerlichen <hi rendition="#aq">Convul&#x017F;io</hi>nen, als den<lb/>
&#x017F;elt&#x017F;amen Lauff der Lebens-Gei&#x017F;ter im Haupte<lb/>
anbetraff, <hi rendition="#aq">explici</hi>ren, und ihm eine lebendige<lb/>
Vor&#x017F;tellung davon machen konte. Er hatte<lb/>
aber aus den wenigen Worten, &#x017F;o ich machte,<lb/>
kaum gemercket, was mir fehlte; &#x017F;o fieng er<lb/>
an &#x017F;elt&#x017F;am &#x017F;ich zu gebehrden, zitterte, und &#x017F;tockte<lb/>
gleichfalls in der Rede, und da er kaum etliche<lb/>
abgebrochene, und unfo&#x0364;rmliche Worte &#x017F;tatt einer<lb/>
Antwort mir gegeben hatte, &#x017F;o nahm er &#x017F;chnell<lb/>
und in dem Augenblick Ab&#x017F;chied, und eilte &#x017F;o<lb/>
ge&#x017F;chwind davon, daß wir uns alle u&#x0364;ber ihn ver-<lb/>
wundern mu&#x017F;ten. Jch &#x017F;chloß gleich, daß er<lb/>
mit eben die&#x017F;em Ubel behafftet &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e; wie<lb/>
er denn auch hernach in einem von die&#x017F;en zweyen<lb/>
Ubeln, &#x017F;o viel ich weiß, ge&#x017F;torben.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Anno</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[586/0632] Menſchen um ſich gehabt, ſum, der bey vielen Jahren her mein guter Freund geweſen, und bey dem ich mich zu der- ſelben Zeit eben auch befand. Nachdem er mit dem Patienten fertig war, und ihm die Artzney, ſo er brauchen ſolte, vorgeſchrieben; ſo dachte ich bey dieſer guten Gelegenheit ihm ein wenig auch mein Anliegen, und meine Zufaͤlle zu be- ſchreiben, um zu hoͤren, was er dazu ſagen, und was er etwan vor ein Haus-Mittel darzu vor- ſchlagen wuͤrde. Jch machte ihm eine Er- zehlung beynahe auf die Weiſe, wie das vorige Weib, ſo daß ich mich unmoͤglich deutlich, ſo- wol was die innerlichen Convulſionen, als den ſeltſamen Lauff der Lebens-Geiſter im Haupte anbetraff, expliciren, und ihm eine lebendige Vorſtellung davon machen konte. Er hatte aber aus den wenigen Worten, ſo ich machte, kaum gemercket, was mir fehlte; ſo fieng er an ſeltſam ſich zu gebehrden, zitterte, und ſtockte gleichfalls in der Rede, und da er kaum etliche abgebrochene, und unfoͤrmliche Worte ſtatt einer Antwort mir gegeben hatte, ſo nahm er ſchnell und in dem Augenblick Abſchied, und eilte ſo geſchwind davon, daß wir uns alle uͤber ihn ver- wundern muſten. Jch ſchloß gleich, daß er mit eben dieſem Ubel behafftet ſeyn muͤſſe; wie er denn auch hernach in einem von dieſen zweyen Ubeln, ſo viel ich weiß, geſtorben. Anno

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/632
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/632>, abgerufen am 24.11.2024.