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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Bewegungen, und Spasmis
die Cantzel in solchem Zustande steigen, und mit
zittern und beben predigen, und mich unterm pre-
digen setzen müssen, welches die Zuhörer zu allem
Glücke vor eine Schwäche der andern Theile des
Leibes ansahen? Jch glaube, wenn mancher
Prediger sich continuirlich mit solchen, und an-
dern Ubeln in seinem Amte plagen und schleppen
müste, er würde noch eher das thun, was ich ge-
than habe, und sein Amt aufgeben. Einst-
mahls, da ich kaum wuste, wie ich auf die Can-
tzel kommen solte, kam noch das Malheur dazu,
daß, da ich zur Sacristey-Thüre hinaus gehen
wolte, um das Wasser abzuschlagen, welches
ich bey dem andern Vers des Glaubens, den
man singet, zu thun gewohnet war, der abscheu-
liche große Hund des Herrn Gouverneurs, den
ich noch niemahls gesehen, vor der Sacristey-
Thüre stand; worüber ich dermaßen erschrack,
daß ich zitterte und bebete, und mit solchem be-
ben auf die Cantzel gehen, und die gantze Predigt
durch gleichsam mit Tod und Leben ringen muste;
so als wie, wenn einem, um ein Gleichniß zu
geben, die gantze Predigt hindurch übel und
speyerlich wäre, so daß er immer dächte: Nun-
mehr wirst du dich brechen und übergeben müs-
sen. Weil in Buß-Tagen offt dergleichen Fälle
sich ereignen, daß, wegen der Menge des Vol-
ckes, sonderlich zur Sommers-Zeit, einige von

die-
O o 2

Bewegungen, und Spaſmis
die Cantzel in ſolchem Zuſtande ſteigen, und mit
zittern und beben predigen, und mich unterm pre-
digen ſetzen muͤſſen, welches die Zuhoͤrer zu allem
Gluͤcke vor eine Schwaͤche der andern Theile des
Leibes anſahen? Jch glaube, wenn mancher
Prediger ſich continuirlich mit ſolchen, und an-
dern Ubeln in ſeinem Amte plagen und ſchleppen
muͤſte, er wuͤrde noch eher das thun, was ich ge-
than habe, und ſein Amt aufgeben. Einſt-
mahls, da ich kaum wuſte, wie ich auf die Can-
tzel kommen ſolte, kam noch das Malheur dazu,
daß, da ich zur Sacriſtey-Thuͤre hinaus gehen
wolte, um das Waſſer abzuſchlagen, welches
ich bey dem andern Vers des Glaubens, den
man ſinget, zu thun gewohnet war, der abſcheu-
liche große Hund des Herrn Gouverneurs, den
ich noch niemahls geſehen, vor der Sacriſtey-
Thuͤre ſtand; woruͤber ich dermaßen erſchrack,
daß ich zitterte und bebete, und mit ſolchem be-
ben auf die Cantzel gehen, und die gantze Predigt
durch gleichſam mit Tod und Leben ringen muſte;
ſo als wie, wenn einem, um ein Gleichniß zu
geben, die gantze Predigt hindurch uͤbel und
ſpeyerlich waͤre, ſo daß er immer daͤchte: Nun-
mehr wirſt du dich brechen und uͤbergeben muͤſ-
ſen. Weil in Buß-Tagen offt dergleichen Faͤlle
ſich ereignen, daß, wegen der Menge des Vol-
ckes, ſonderlich zur Sommers-Zeit, einige von

die-
O o 2
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[579/0625] Bewegungen, und Spaſmis die Cantzel in ſolchem Zuſtande ſteigen, und mit zittern und beben predigen, und mich unterm pre- digen ſetzen muͤſſen, welches die Zuhoͤrer zu allem Gluͤcke vor eine Schwaͤche der andern Theile des Leibes anſahen? Jch glaube, wenn mancher Prediger ſich continuirlich mit ſolchen, und an- dern Ubeln in ſeinem Amte plagen und ſchleppen muͤſte, er wuͤrde noch eher das thun, was ich ge- than habe, und ſein Amt aufgeben. Einſt- mahls, da ich kaum wuſte, wie ich auf die Can- tzel kommen ſolte, kam noch das Malheur dazu, daß, da ich zur Sacriſtey-Thuͤre hinaus gehen wolte, um das Waſſer abzuſchlagen, welches ich bey dem andern Vers des Glaubens, den man ſinget, zu thun gewohnet war, der abſcheu- liche große Hund des Herrn Gouverneurs, den ich noch niemahls geſehen, vor der Sacriſtey- Thuͤre ſtand; woruͤber ich dermaßen erſchrack, daß ich zitterte und bebete, und mit ſolchem be- ben auf die Cantzel gehen, und die gantze Predigt durch gleichſam mit Tod und Leben ringen muſte; ſo als wie, wenn einem, um ein Gleichniß zu geben, die gantze Predigt hindurch uͤbel und ſpeyerlich waͤre, ſo daß er immer daͤchte: Nun- mehr wirſt du dich brechen und uͤbergeben muͤſ- ſen. Weil in Buß-Tagen offt dergleichen Faͤlle ſich ereignen, daß, wegen der Menge des Vol- ckes, ſonderlich zur Sommers-Zeit, einige von die- O o 2

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/625>, abgerufen am 28.11.2024.