gerne die ordentlichen und gewöhnlichen Oeffnun- gen desselben zur bestimmten Zeit haben möchte, ich mir etwas schweres zu dencken, und zu sor- gen, wo das pro und contra statt hat, vor mich nehme, da ich denn gar bald meinen Endzweck erhalte. Du möchtest sagen: Weil du so sehr auf deinen Leib in allem Achtung giebest, so solte es ja was leichtes seyn, hinter das zu kommen, und das zu entdecken, was an solchen öfftern Durchfällen Ursache ist. Allein ich antworte, daß, wenn man sich auch der genauesten Diaet befleißiget, und auf alles, was schädlich oder gesund ist, auf alle nocentia und juvantia, die sonst der Medicorum Consilia heissen, genau Achtung giebet, man doch den Leib nicht aus- studire, noch auslerne; indem vielfältigmahl, was zu einer Zeit dem Menschen nützlich, zu ei- ner andern Zeit schädlich ist, und gantz eine wi- drige Würckung hat; so daß kein Mensch sein eigener vollkommener Medicus seyn kan, sondern dem, der ein Artzt ist aller Aertzte, gleichwie er ein König ist aller Könige, Kranckheit und Ge- sundheit, Leben und Tod in seine Hände stellen muß, und mit Gebet und Gelassenheit mehr, als mit allen Artzney-Mitteln ausrichten kan. Ein einzig kaltes Lüfftgen, was etwan in der Nacht bey unvermutheter Entblößung mich an- gehet, und ein ieder kalter Trunck, der nicht das
Maaß
und amStudiren undMeditiren
gerne die ordentlichen und gewoͤhnlichen Oeffnun- gen deſſelben zur beſtimmten Zeit haben moͤchte, ich mir etwas ſchweres zu dencken, und zu ſor- gen, wo das pro und contra ſtatt hat, vor mich nehme, da ich denn gar bald meinen Endzweck erhalte. Du moͤchteſt ſagen: Weil du ſo ſehr auf deinen Leib in allem Achtung giebeſt, ſo ſolte es ja was leichtes ſeyn, hinter das zu kommen, und das zu entdecken, was an ſolchen oͤfftern Durchfaͤllen Urſache iſt. Allein ich antworte, daß, wenn man ſich auch der genaueſten Diæt befleißiget, und auf alles, was ſchaͤdlich oder geſund iſt, auf alle nocentia und juvantia, die ſonſt der Medicorum Conſilia heiſſen, genau Achtung giebet, man doch den Leib nicht aus- ſtudire, noch auslerne; indem vielfaͤltigmahl, was zu einer Zeit dem Menſchen nuͤtzlich, zu ei- ner andern Zeit ſchaͤdlich iſt, und gantz eine wi- drige Wuͤrckung hat; ſo daß kein Menſch ſein eigener vollkommener Medicus ſeyn kan, ſondern dem, der ein Artzt iſt aller Aertzte, gleichwie er ein Koͤnig iſt aller Koͤnige, Kranckheit und Ge- ſundheit, Leben und Tod in ſeine Haͤnde ſtellen muß, und mit Gebet und Gelaſſenheit mehr, als mit allen Artzney-Mitteln ausrichten kan. Ein einzig kaltes Luͤfftgen, was etwan in der Nacht bey unvermutheter Entbloͤßung mich an- gehet, und ein ieder kalter Trunck, der nicht das
Maaß
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[573/0619]
und am Studiren und Meditiren
gerne die ordentlichen und gewoͤhnlichen Oeffnun-
gen deſſelben zur beſtimmten Zeit haben moͤchte,
ich mir etwas ſchweres zu dencken, und zu ſor-
gen, wo das pro und contra ſtatt hat, vor mich
nehme, da ich denn gar bald meinen Endzweck
erhalte. Du moͤchteſt ſagen: Weil du ſo ſehr
auf deinen Leib in allem Achtung giebeſt, ſo ſolte
es ja was leichtes ſeyn, hinter das zu kommen,
und das zu entdecken, was an ſolchen oͤfftern
Durchfaͤllen Urſache iſt. Allein ich antworte,
daß, wenn man ſich auch der genaueſten Diæt
befleißiget, und auf alles, was ſchaͤdlich oder
geſund iſt, auf alle nocentia und juvantia, die
ſonſt der Medicorum Conſilia heiſſen, genau
Achtung giebet, man doch den Leib nicht aus-
ſtudire, noch auslerne; indem vielfaͤltigmahl,
was zu einer Zeit dem Menſchen nuͤtzlich, zu ei-
ner andern Zeit ſchaͤdlich iſt, und gantz eine wi-
drige Wuͤrckung hat; ſo daß kein Menſch ſein
eigener vollkommener Medicus ſeyn kan, ſondern
dem, der ein Artzt iſt aller Aertzte, gleichwie er
ein Koͤnig iſt aller Koͤnige, Kranckheit und Ge-
ſundheit, Leben und Tod in ſeine Haͤnde ſtellen
muß, und mit Gebet und Gelaſſenheit mehr,
als mit allen Artzney-Mitteln ausrichten kan.
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/619>, abgerufen am 05.12.2024.
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