Predigt wegzugeben, und auszusetzen bin ge- zwungen worden. Daß man aber im Stu- diren und Concipiren dadurch gehindert werde, ist leicht zu erachten. Denn so offt man beym Me- ditiren und Concipiren die Lebens-Geister im Kopffe anstrenget, und also die Krafft der Lebens- Geister im Unterleibe schwächet, die zur Erhal- tung, und Stärckung des Toni nöthig; so kommt es einen, weil die Nerven dadurch schlap wer- den, wieder an, und sucht die Natur ihren fer- nern Auswurff, gesetzt, daß der Alvus auch schon ein wenig wieder wäre constringiret worden.
Wer das noch nicht begreiffen kan, nemlich, daß meditiren, dencken, insonderheit wenn es mit einigem Kummer, Sorge, oder wohl gar mit dem Affecte einiger Furcht verknüpfft ist, den Menschen zuweilen nöthige das opus naturae, oder das Werck der Natur zu verrichten, der dencke doch nur an Kayser Carolum V; der, wenn er mit dem Feinde schlagen solte, ehe die Schlacht angieng, erst bey Seite gehen, und seinen Leib erleichtern muste. Jch, der ich mein Lebtage auch auf alle Minima meines Leibes Achtung zu geben mich gewöhnet, und unzehlige Dinge entdecket, kan dir mit Grund der Wahrheit sagen, es mag dir nun die Sache lächerlich vorkommen, oder nicht, daß, wenn mein Leib scheint, als wenn er mit mähligem wolle verstopfft werden, und ich
gerne
nicht wenigincommodirt,
Predigt wegzugeben, und auszuſetzen bin ge- zwungen worden. Daß man aber im Stu- diren und Concipiren dadurch gehindert werde, iſt leicht zu erachten. Denn ſo offt man beym Me- ditiren und Concipiren die Lebens-Geiſter im Kopffe anſtrenget, und alſo die Krafft der Lebens- Geiſter im Unterleibe ſchwaͤchet, die zur Erhal- tung, und Staͤrckung des Toni noͤthig; ſo kommt es einen, weil die Nerven dadurch ſchlap wer- den, wieder an, und ſucht die Natur ihren fer- nern Auswurff, geſetzt, daß der Alvus auch ſchon ein wenig wieder waͤre conſtringiret worden.
Wer das noch nicht begreiffen kan, nemlich, daß meditiren, dencken, inſonderheit wenn es mit einigem Kummer, Sorge, oder wohl gar mit dem Affecte einiger Furcht verknuͤpfft iſt, den Menſchen zuweilen noͤthige das opus naturæ, oder das Werck der Natur zu verrichten, der dencke doch nur an Kayſer Carolum V; der, wenn er mit dem Feinde ſchlagen ſolte, ehe die Schlacht angieng, erſt bey Seite gehen, und ſeinen Leib erleichtern muſte. Jch, der ich mein Lebtage auch auf alle Minima meines Leibes Achtung zu geben mich gewoͤhnet, und unzehlige Dinge entdecket, kan dir mit Grund der Wahrheit ſagen, es mag dir nun die Sache laͤcherlich vorkommen, oder nicht, daß, wenn mein Leib ſcheint, als wenn er mit maͤhligem wolle verſtopfft werden, und ich
gerne
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nicht wenig incommodirt,
Predigt wegzugeben, und auszuſetzen bin ge-
zwungen worden. Daß man aber im Stu-
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leicht zu erachten. Denn ſo offt man beym Me-
ditiren und Concipiren die Lebens-Geiſter im
Kopffe anſtrenget, und alſo die Krafft der Lebens-
Geiſter im Unterleibe ſchwaͤchet, die zur Erhal-
tung, und Staͤrckung des Toni noͤthig; ſo kommt
es einen, weil die Nerven dadurch ſchlap wer-
den, wieder an, und ſucht die Natur ihren fer-
nern Auswurff, geſetzt, daß der Alvus auch ſchon
ein wenig wieder waͤre conſtringiret worden.
Wer das noch nicht begreiffen kan, nemlich,
daß meditiren, dencken, inſonderheit wenn es
mit einigem Kummer, Sorge, oder wohl gar
mit dem Affecte einiger Furcht verknuͤpfft iſt,
den Menſchen zuweilen noͤthige das opus naturæ,
oder das Werck der Natur zu verrichten, der
dencke doch nur an Kayſer Carolum V; der, wenn er
mit dem Feinde ſchlagen ſolte, ehe die Schlacht
angieng, erſt bey Seite gehen, und ſeinen Leib
erleichtern muſte. Jch, der ich mein Lebtage auch
auf alle Minima meines Leibes Achtung zu geben
mich gewoͤhnet, und unzehlige Dinge entdecket,
kan dir mit Grund der Wahrheit ſagen, es mag
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/618>, abgerufen am 04.12.2024.
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