Name, wie iedweder bald sahe, so wolte einst ein Käuffer, so ein Studiosus, bey dem Buch- händler, der den Tractat verleget hatte, omini- ren, rathen, und aus dem Stylo urtheilen, als ob M. Bernd der Autor wäre, ohne Zweiffel bey dem Buchhändler durch solch Rathen, und Fragen hinter den rechten Autorem zu kom- men. Der Buchhändler, dem mein Ansehen dazumahl wohl bekannt war, nach der List, wel- che bey solchen Fällen den Buchhändlern nicht ungewöhnlich ist, machte Mine, als ob der Käuffer den Autorem errathen, und getroffen hätte, und läst ihn mit solchen Gedancken, und mit dergleichen Muthmaßung von sich. Der Buchhändler hatte dadurch seinen Endzweck er- reichet, und dem Buche Cours gemachet; denn in einem Augenblicke breitete sich das Ge- richte in der Stadt aus, als ob ich der Autor des Tractats wäre, so daß die Exemplaria häuf- fig gekaufft wurden. Da kamen nun bald schändliche Schrifften unter allerhand erdichte- ten Namen wider mich heraus, in welchen ich als ein Verräther der Wahrheit unsers Glau- bens tractiret, und von meinen Widersachern, die etwan 3. Jahre älter waren, im 47. Jahre meines Alters vor einen jungen Magistellum ausgeschrien, und sonst zur Ungebühr gehan- delt wurde. Da aber in kurtzem das gantze
Geheim-
ſo er doch nicht geſchrieben.
Name, wie iedweder bald ſahe, ſo wolte einſt ein Kaͤuffer, ſo ein Studioſus, bey dem Buch- haͤndler, der den Tractat verleget hatte, omini- ren, rathen, und aus dem Stylo urtheilen, als ob M. Bernd der Autor waͤre, ohne Zweiffel bey dem Buchhaͤndler durch ſolch Rathen, und Fragen hinter den rechten Autorem zu kom- men. Der Buchhaͤndler, dem mein Anſehen dazumahl wohl bekannt war, nach der Liſt, wel- che bey ſolchen Faͤllen den Buchhaͤndlern nicht ungewoͤhnlich iſt, machte Mine, als ob der Kaͤuffer den Autorem errathen, und getroffen haͤtte, und laͤſt ihn mit ſolchen Gedancken, und mit dergleichen Muthmaßung von ſich. Der Buchhaͤndler hatte dadurch ſeinen Endzweck er- reichet, und dem Buche Cours gemachet; denn in einem Augenblicke breitete ſich das Ge- richte in der Stadt aus, als ob ich der Autor des Tractats waͤre, ſo daß die Exemplaria haͤuf- fig gekaufft wurden. Da kamen nun bald ſchaͤndliche Schrifften unter allerhand erdichte- ten Namen wider mich heraus, in welchen ich als ein Verraͤther der Wahrheit unſers Glau- bens tractiret, und von meinen Widerſachern, die etwan 3. Jahre aͤlter waren, im 47. Jahre meines Alters vor einen jungen Magiſtellum ausgeſchrien, und ſonſt zur Ungebuͤhr gehan- delt wurde. Da aber in kurtzem das gantze
Geheim-
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ſo er doch nicht geſchrieben.
Name, wie iedweder bald ſahe, ſo wolte einſt
ein Kaͤuffer, ſo ein Studioſus, bey dem Buch-
haͤndler, der den Tractat verleget hatte, omini-
ren, rathen, und aus dem Stylo urtheilen, als
ob M. Bernd der Autor waͤre, ohne Zweiffel
bey dem Buchhaͤndler durch ſolch Rathen, und
Fragen hinter den rechten Autorem zu kom-
men. Der Buchhaͤndler, dem mein Anſehen
dazumahl wohl bekannt war, nach der Liſt, wel-
che bey ſolchen Faͤllen den Buchhaͤndlern nicht
ungewoͤhnlich iſt, machte Mine, als ob der
Kaͤuffer den Autorem errathen, und getroffen
haͤtte, und laͤſt ihn mit ſolchen Gedancken, und
mit dergleichen Muthmaßung von ſich. Der
Buchhaͤndler hatte dadurch ſeinen Endzweck er-
reichet, und dem Buche Cours gemachet;
denn in einem Augenblicke breitete ſich das Ge-
richte in der Stadt aus, als ob ich der Autor
des Tractats waͤre, ſo daß die Exemplaria haͤuf-
fig gekaufft wurden. Da kamen nun bald
ſchaͤndliche Schrifften unter allerhand erdichte-
ten Namen wider mich heraus, in welchen ich
als ein Verraͤther der Wahrheit unſers Glau-
bens tractiret, und von meinen Widerſachern,
die etwan 3. Jahre aͤlter waren, im 47. Jahre
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/612>, abgerufen am 22.12.2024.
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