Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

bey niemanden eher,
auf heben, oder verhüten, daß kein einiges von
seinem Haus-Gesinde zu den Leuten geschickt
würde, oder hinkäme, mit welchen er Conver-
sation,
oder Umgang hat. Man ließ mich
sehr frühe, um 6. Uhr damahls vorstehen, mit
ausdrücklicher Versicherung der guten Mey-
nung, daß diß geschehen, damit solche Verhö-
rung nicht allzu sehr eclatirte, und kund würde.
Aber auch darinnen war ich gantz anderer Mey-
nung. Jch dachte, und wenn ihr mich um
Mitternacht vorgefordert, so würde eben die
ungewöhnliche Zeit noch einen größern Spock
und Argwohn unter den Leuten gemacht haben,
die doch zeitlich genug von den Beysitzern, und
von den vielen Bedienten derselben davon Nach-
richt würden bekommen haben. Ja was noch
mehr, man verbot mir so gar das Haus,
allwo der Casus sich zugetragen. (Denn das
gemeine Volck weiß in solchen Fällen zwischen
einem Rathe, und einem Verbothe keinen Un-
terscheid zu machen, insonderheit wenn einer
nicht Freyheit behält, einem wohlmeynenden
Rathe zu folgen, oder nicht zu folgen, sondern
wegen verschmähetem Rathe aufs neue zur Ver-
antwortung gezogen wird.) Jch zeigte da-
mahls demjenigen Theologo, der deßhalben mit
mir reden muste, wie dieses Verbot vollends
mich um allen Credit und Renommee brächte,

und

bey niemanden eher,
auf heben, oder verhuͤten, daß kein einiges von
ſeinem Haus-Geſinde zu den Leuten geſchickt
wuͤrde, oder hinkaͤme, mit welchen er Conver-
ſation,
oder Umgang hat. Man ließ mich
ſehr fruͤhe, um 6. Uhr damahls vorſtehen, mit
ausdruͤcklicher Verſicherung der guten Mey-
nung, daß diß geſchehen, damit ſolche Verhoͤ-
rung nicht allzu ſehr eclatirte, und kund wuͤrde.
Aber auch darinnen war ich gantz anderer Mey-
nung. Jch dachte, und wenn ihr mich um
Mitternacht vorgefordert, ſo wuͤrde eben die
ungewoͤhnliche Zeit noch einen groͤßern Spock
und Argwohn unter den Leuten gemacht haben,
die doch zeitlich genug von den Beyſitzern, und
von den vielen Bedienten derſelben davon Nach-
richt wuͤrden bekommen haben. Ja was noch
mehr, man verbot mir ſo gar das Haus,
allwo der Caſus ſich zugetragen. (Denn das
gemeine Volck weiß in ſolchen Faͤllen zwiſchen
einem Rathe, und einem Verbothe keinen Un-
terſcheid zu machen, inſonderheit wenn einer
nicht Freyheit behaͤlt, einem wohlmeynenden
Rathe zu folgen, oder nicht zu folgen, ſondern
wegen verſchmaͤhetem Rathe aufs neue zur Ver-
antwortung gezogen wird.) Jch zeigte da-
mahls demjenigen Theologo, der deßhalben mit
mir reden muſte, wie dieſes Verbot vollends
mich um allen Credit und Renommée braͤchte,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0603" n="557"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bey niemanden eher,</hi></fw><lb/>
auf heben, oder verhu&#x0364;ten, daß kein einiges von<lb/>
&#x017F;einem Haus-Ge&#x017F;inde zu den Leuten ge&#x017F;chickt<lb/>
wu&#x0364;rde, oder hinka&#x0364;me, mit welchen er <hi rendition="#aq">Conver-<lb/>
&#x017F;ation,</hi> oder Umgang hat. Man ließ mich<lb/>
&#x017F;ehr fru&#x0364;he, um 6. Uhr damahls vor&#x017F;tehen, mit<lb/>
ausdru&#x0364;cklicher Ver&#x017F;icherung der guten Mey-<lb/>
nung, daß diß ge&#x017F;chehen, damit &#x017F;olche Verho&#x0364;-<lb/>
rung nicht allzu &#x017F;ehr <hi rendition="#aq">eclati</hi>rte, und kund wu&#x0364;rde.<lb/>
Aber auch darinnen war ich gantz anderer Mey-<lb/>
nung. Jch dachte, und wenn ihr mich um<lb/>
Mitternacht vorgefordert, &#x017F;o wu&#x0364;rde eben die<lb/>
ungewo&#x0364;hnliche Zeit noch einen gro&#x0364;ßern Spock<lb/>
und Argwohn unter den Leuten gemacht haben,<lb/>
die doch zeitlich genug von den Bey&#x017F;itzern, und<lb/>
von den vielen Bedienten der&#x017F;elben davon Nach-<lb/>
richt wu&#x0364;rden bekommen haben. Ja was noch<lb/>
mehr, man verbot mir &#x017F;o gar das Haus,<lb/>
allwo der <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;us</hi> &#x017F;ich zugetragen. (Denn das<lb/>
gemeine Volck weiß in &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen zwi&#x017F;chen<lb/>
einem Rathe, und einem Verbothe keinen Un-<lb/>
ter&#x017F;cheid zu machen, in&#x017F;onderheit wenn einer<lb/>
nicht Freyheit beha&#x0364;lt, einem wohlmeynenden<lb/>
Rathe zu folgen, oder nicht zu folgen, &#x017F;ondern<lb/>
wegen ver&#x017F;chma&#x0364;hetem Rathe aufs neue zur Ver-<lb/>
antwortung gezogen wird.) Jch zeigte da-<lb/>
mahls demjenigen <hi rendition="#aq">Theologo,</hi> der deßhalben mit<lb/>
mir reden mu&#x017F;te, wie die&#x017F;es Verbot vollends<lb/>
mich um allen <hi rendition="#aq">Credit</hi> und <hi rendition="#aq">Renommée</hi> bra&#x0364;chte,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[557/0603] bey niemanden eher, auf heben, oder verhuͤten, daß kein einiges von ſeinem Haus-Geſinde zu den Leuten geſchickt wuͤrde, oder hinkaͤme, mit welchen er Conver- ſation, oder Umgang hat. Man ließ mich ſehr fruͤhe, um 6. Uhr damahls vorſtehen, mit ausdruͤcklicher Verſicherung der guten Mey- nung, daß diß geſchehen, damit ſolche Verhoͤ- rung nicht allzu ſehr eclatirte, und kund wuͤrde. Aber auch darinnen war ich gantz anderer Mey- nung. Jch dachte, und wenn ihr mich um Mitternacht vorgefordert, ſo wuͤrde eben die ungewoͤhnliche Zeit noch einen groͤßern Spock und Argwohn unter den Leuten gemacht haben, die doch zeitlich genug von den Beyſitzern, und von den vielen Bedienten derſelben davon Nach- richt wuͤrden bekommen haben. Ja was noch mehr, man verbot mir ſo gar das Haus, allwo der Caſus ſich zugetragen. (Denn das gemeine Volck weiß in ſolchen Faͤllen zwiſchen einem Rathe, und einem Verbothe keinen Un- terſcheid zu machen, inſonderheit wenn einer nicht Freyheit behaͤlt, einem wohlmeynenden Rathe zu folgen, oder nicht zu folgen, ſondern wegen verſchmaͤhetem Rathe aufs neue zur Ver- antwortung gezogen wird.) Jch zeigte da- mahls demjenigen Theologo, der deßhalben mit mir reden muſte, wie dieſes Verbot vollends mich um allen Credit und Renommée braͤchte, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/603
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/603>, abgerufen am 23.11.2024.