Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

vor Gerichte gestellet,
wurde ich vor Gerichte gefordert, und ich weiß
bis diese Stunde nicht, was es gewesen, was
mir damahls verwiesen, und ausgesetzet worden,
so viel Aufsehen auch diese Vorforderung bey mei-
nen Zuhörern machte. Der selige Herr
Appellation-Rath Burg war damahls Vice-Prae-
ses
im Judicio, der zwar eines und das andere mir
vorhielt, den ich aber, weil er Alters wegen
nicht mehr vernemlich redete, nicht verstehen kunte.
Herr Olearius, als Assessor, erinnerte, ich
hätte die Noten und Anmerckungen überall mit
und gleich unter den Text des Autoris setzen sollen,
welches mir aber eine Sache von keiner großen
Wichtigkeit zu seyn schiene.

Anno 1722.

Anno 1722. erklärte ich zur Vesper das 7.
Capitel der Sprüchwörter Salomonis; und
auch in dieser Predigt hatte man eines und das
andere auszusetzen gefunden, so daß man es vor
nöthig erachtet, mich deshalben darüber zu ver-
nehmen, und mir eine Erinnerung zu geben.
Die Ehebrecherin in obgedachtem Capitel hatte
ich zu einer Kauffmanns Frau gemacht, welches
auch kein Ausleger leicht leugnen wird. Jch
predigte auf die bösen unbarmhertzigen Haus-
Väter, und Haus-Mütter, und insonderheit auf
diejenigen Frauen, die auf eine unchristliche

Weise

vor Gerichte geſtellet,
wurde ich vor Gerichte gefordert, und ich weiß
bis dieſe Stunde nicht, was es geweſen, was
mir damahls verwieſen, und ausgeſetzet worden,
ſo viel Aufſehen auch dieſe Vorforderung bey mei-
nen Zuhoͤrern machte. Der ſelige Herr
Appellation-Rath Burg war damahls Vice-Præ-
ſes
im Judicio, der zwar eines und das andere mir
vorhielt, den ich aber, weil er Alters wegen
nicht mehr vernemlich redete, nicht verſtehen kunte.
Herr Olearius, als Aſſeſſor, erinnerte, ich
haͤtte die Noten und Anmerckungen uͤberall mit
und gleich unter den Text des Autoris ſetzen ſollen,
welches mir aber eine Sache von keiner großen
Wichtigkeit zu ſeyn ſchiene.

Anno 1722.

Anno 1722. erklaͤrte ich zur Veſper das 7.
Capitel der Spruͤchwoͤrter Salomonis; und
auch in dieſer Predigt hatte man eines und das
andere auszuſetzen gefunden, ſo daß man es vor
noͤthig erachtet, mich deshalben daruͤber zu ver-
nehmen, und mir eine Erinnerung zu geben.
Die Ehebrecherin in obgedachtem Capitel hatte
ich zu einer Kauffmanns Frau gemacht, welches
auch kein Ausleger leicht leugnen wird. Jch
predigte auf die boͤſen unbarmhertzigen Haus-
Vaͤter, und Haus-Muͤtter, und inſonderheit auf
diejenigen Frauen, die auf eine unchriſtliche

Weiſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0596" n="550"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vor Gerichte ge&#x017F;tellet,</hi></fw><lb/>
wurde ich vor Gerichte gefordert, und ich weiß<lb/>
bis die&#x017F;e Stunde nicht, was es gewe&#x017F;en, was<lb/>
mir damahls verwie&#x017F;en, und ausge&#x017F;etzet worden,<lb/>
&#x017F;o viel Auf&#x017F;ehen auch die&#x017F;e Vorforderung bey mei-<lb/>
nen Zuho&#x0364;rern machte. Der &#x017F;elige Herr<lb/><hi rendition="#aq">Appellation-</hi>Rath Burg war damahls <hi rendition="#aq">Vice-Præ-<lb/>
&#x017F;es</hi> im <hi rendition="#aq">Judicio,</hi> der zwar eines und das andere mir<lb/>
vorhielt, den ich aber, weil er Alters wegen<lb/>
nicht mehr vernemlich redete, nicht ver&#x017F;tehen kunte.<lb/>
Herr <hi rendition="#aq">Olearius,</hi> als <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;or,</hi> erinnerte, ich<lb/>
ha&#x0364;tte die Noten und Anmerckungen u&#x0364;berall mit<lb/>
und gleich unter den Text des <hi rendition="#aq">Autoris</hi> &#x017F;etzen &#x017F;ollen,<lb/>
welches mir aber eine Sache von keiner großen<lb/>
Wichtigkeit zu &#x017F;eyn &#x017F;chiene.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1722.</hi> </hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1722. erkla&#x0364;rte ich zur <hi rendition="#aq">Ve&#x017F;per</hi> das 7.<lb/>
Capitel der Spru&#x0364;chwo&#x0364;rter <hi rendition="#aq">Salomonis;</hi> und<lb/>
auch in die&#x017F;er Predigt hatte man eines und das<lb/>
andere auszu&#x017F;etzen gefunden, &#x017F;o daß man es vor<lb/>
no&#x0364;thig erachtet, mich deshalben daru&#x0364;ber zu ver-<lb/>
nehmen, und mir eine Erinnerung zu geben.<lb/>
Die Ehebrecherin in obgedachtem Capitel hatte<lb/>
ich zu einer Kauffmanns Frau gemacht, welches<lb/>
auch kein Ausleger leicht leugnen wird. Jch<lb/>
predigte auf die bo&#x0364;&#x017F;en unbarmhertzigen Haus-<lb/>
Va&#x0364;ter, und Haus-Mu&#x0364;tter, und in&#x017F;onderheit auf<lb/>
diejenigen Frauen, die auf eine unchri&#x017F;tliche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wei&#x017F;e</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[550/0596] vor Gerichte geſtellet, wurde ich vor Gerichte gefordert, und ich weiß bis dieſe Stunde nicht, was es geweſen, was mir damahls verwieſen, und ausgeſetzet worden, ſo viel Aufſehen auch dieſe Vorforderung bey mei- nen Zuhoͤrern machte. Der ſelige Herr Appellation-Rath Burg war damahls Vice-Præ- ſes im Judicio, der zwar eines und das andere mir vorhielt, den ich aber, weil er Alters wegen nicht mehr vernemlich redete, nicht verſtehen kunte. Herr Olearius, als Aſſeſſor, erinnerte, ich haͤtte die Noten und Anmerckungen uͤberall mit und gleich unter den Text des Autoris ſetzen ſollen, welches mir aber eine Sache von keiner großen Wichtigkeit zu ſeyn ſchiene. Anno 1722. Anno 1722. erklaͤrte ich zur Veſper das 7. Capitel der Spruͤchwoͤrter Salomonis; und auch in dieſer Predigt hatte man eines und das andere auszuſetzen gefunden, ſo daß man es vor noͤthig erachtet, mich deshalben daruͤber zu ver- nehmen, und mir eine Erinnerung zu geben. Die Ehebrecherin in obgedachtem Capitel hatte ich zu einer Kauffmanns Frau gemacht, welches auch kein Ausleger leicht leugnen wird. Jch predigte auf die boͤſen unbarmhertzigen Haus- Vaͤter, und Haus-Muͤtter, und inſonderheit auf diejenigen Frauen, die auf eine unchriſtliche Weiſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/596
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/596>, abgerufen am 22.12.2024.