tet, geringe hält, vor welchen ihm eckelt, und den er im Hertzen hasset. Und doch sind die Sünder so blind, und wollen, wenn sie gleich in Sünden, und Liebe der Welt verharren, sich aufs abbitten legen, und sich trösten, GOTT werde ihnen ihre Sünden vergeben, und sie nicht in die Hölle werffen; da es denn eben so heraus kommt, als wenn einer muthwilliger weise ins Feuer sprünge, und sich wolte trösten, GOtt werde ihn nicht gleich verbrennen laßen; oder wenn er muthwillig Gifft söffe, und wolte das Vertrauen haben, GOtt werde machen, daß ihn solches nicht tödten, noch des Lebens berauben werde. Das hieße, GOtte zumu- then, er solle Wunder thun, welches er doch nicht verheißen, so daß also das Vertrauen ein thörichtes Vertrauen ist. Ja GOtt würde nicht nur ein Wunder, sondern eine Contra- diction in adjecto thun müssen, welches doch zu thun auch einer Göttlichen Allmacht unmög- lich: Nemlich einen, der ihn hasset, und ver- abscheuet, zu gleicher Zeit, und so lange er ihn hasset, Liebe in ihm würcken, und Krafft derselben ihn die gröste Freude und Wol- lust schmecken laßen. Es impliciret in Ter- minis: GOtt müste erst den Haß ändern, ihn von der Blindheit des Verstandes befreyen, seinen Verstand erleuchten, daß er GOtt vor
das
vorgetragen werden, gehabt,
tet, geringe haͤlt, vor welchen ihm eckelt, und den er im Hertzen haſſet. Und doch ſind die Suͤnder ſo blind, und wollen, wenn ſie gleich in Suͤnden, und Liebe der Welt verharren, ſich aufs abbitten legen, und ſich troͤſten, GOTT werde ihnen ihre Suͤnden vergeben, und ſie nicht in die Hoͤlle werffen; da es denn eben ſo heraus kommt, als wenn einer muthwilliger weiſe ins Feuer ſpruͤnge, und ſich wolte troͤſten, GOtt werde ihn nicht gleich verbrennen laßen; oder wenn er muthwillig Gifft ſoͤffe, und wolte das Vertrauen haben, GOtt werde machen, daß ihn ſolches nicht toͤdten, noch des Lebens berauben werde. Das hieße, GOtte zumu- then, er ſolle Wunder thun, welches er doch nicht verheißen, ſo daß alſo das Vertrauen ein thoͤrichtes Vertrauen iſt. Ja GOtt wuͤrde nicht nur ein Wunder, ſondern eine Contra- diction in adjecto thun muͤſſen, welches doch zu thun auch einer Goͤttlichen Allmacht unmoͤg- lich: Nemlich einen, der ihn haſſet, und ver- abſcheuet, zu gleicher Zeit, und ſo lange er ihn haſſet, Liebe in ihm wuͤrcken, und Krafft derſelben ihn die groͤſte Freude und Wol- luſt ſchmecken laßen. Es impliciret in Ter- minis: GOtt muͤſte erſt den Haß aͤndern, ihn von der Blindheit des Verſtandes befreyen, ſeinen Verſtand erleuchten, daß er GOtt vor
das
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0571"n="525"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">vorgetragen werden, gehabt,</hi></fw><lb/>
tet, geringe haͤlt, vor welchen ihm eckelt, und<lb/>
den er im Hertzen haſſet. Und doch ſind die<lb/>
Suͤnder ſo blind, und wollen, wenn ſie gleich<lb/>
in Suͤnden, und Liebe der Welt verharren, ſich<lb/>
aufs abbitten legen, und ſich troͤſten, <hirendition="#g">GOTT</hi><lb/>
werde ihnen ihre Suͤnden vergeben, und ſie<lb/>
nicht in die Hoͤlle werffen; da es denn eben ſo<lb/>
heraus kommt, als wenn einer muthwilliger<lb/>
weiſe ins Feuer ſpruͤnge, und ſich wolte troͤſten,<lb/>
GOtt werde ihn nicht gleich verbrennen laßen;<lb/>
oder wenn er muthwillig Gifft ſoͤffe, und wolte<lb/>
das Vertrauen haben, GOtt werde machen,<lb/>
daß ihn ſolches nicht toͤdten, noch des Lebens<lb/>
berauben werde. Das hieße, GOtte zumu-<lb/>
then, er ſolle Wunder thun, welches er doch<lb/>
nicht verheißen, ſo daß alſo das Vertrauen ein<lb/>
thoͤrichtes Vertrauen iſt. Ja GOtt wuͤrde<lb/>
nicht nur ein Wunder, ſondern eine <hirendition="#aq">Contra-<lb/>
diction in adjecto</hi> thun muͤſſen, welches doch<lb/>
zu thun auch einer Goͤttlichen Allmacht unmoͤg-<lb/>
lich: Nemlich einen, der ihn haſſet, und ver-<lb/>
abſcheuet, zu gleicher Zeit, und ſo lange er<lb/>
ihn haſſet, Liebe in ihm wuͤrcken, und Krafft<lb/>
derſelben ihn die groͤſte Freude und Wol-<lb/>
luſt ſchmecken laßen. Es <hirendition="#aq">implici</hi>ret in <hirendition="#aq">Ter-<lb/>
minis:</hi> GOtt muͤſte erſt den Haß aͤndern,<lb/>
ihn von der Blindheit des Verſtandes befreyen,<lb/>ſeinen Verſtand erleuchten, daß er GOtt vor<lb/><fwplace="bottom"type="catch">das</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[525/0571]
vorgetragen werden, gehabt,
tet, geringe haͤlt, vor welchen ihm eckelt, und
den er im Hertzen haſſet. Und doch ſind die
Suͤnder ſo blind, und wollen, wenn ſie gleich
in Suͤnden, und Liebe der Welt verharren, ſich
aufs abbitten legen, und ſich troͤſten, GOTT
werde ihnen ihre Suͤnden vergeben, und ſie
nicht in die Hoͤlle werffen; da es denn eben ſo
heraus kommt, als wenn einer muthwilliger
weiſe ins Feuer ſpruͤnge, und ſich wolte troͤſten,
GOtt werde ihn nicht gleich verbrennen laßen;
oder wenn er muthwillig Gifft ſoͤffe, und wolte
das Vertrauen haben, GOtt werde machen,
daß ihn ſolches nicht toͤdten, noch des Lebens
berauben werde. Das hieße, GOtte zumu-
then, er ſolle Wunder thun, welches er doch
nicht verheißen, ſo daß alſo das Vertrauen ein
thoͤrichtes Vertrauen iſt. Ja GOtt wuͤrde
nicht nur ein Wunder, ſondern eine Contra-
diction in adjecto thun muͤſſen, welches doch
zu thun auch einer Goͤttlichen Allmacht unmoͤg-
lich: Nemlich einen, der ihn haſſet, und ver-
abſcheuet, zu gleicher Zeit, und ſo lange er
ihn haſſet, Liebe in ihm wuͤrcken, und Krafft
derſelben ihn die groͤſte Freude und Wol-
luſt ſchmecken laßen. Es impliciret in Ter-
minis: GOtt muͤſte erſt den Haß aͤndern,
ihn von der Blindheit des Verſtandes befreyen,
ſeinen Verſtand erleuchten, daß er GOtt vor
das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/571>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.