mit David gesuchet, er werde solche auch gefun- den haben.
Anno 1676. §. 4.
Der andere Tag meines Lebens war der Tag meiner Wiedergeburt, in welchem ich getaufft worden; und zwar in einer Catholischen Kirche. Denn das Theil der Vorstadt, wo meine Eltern wohnten, gehörte auf den Dom; und, weil sol- ches disseits der Oder, und von dem Dom weit abgelegen war; so waren wir in die nächste Kirche vor dem Niclas-Thore eingepfarret, in welcher die Lutheraner getauffet, getrauet, und wohin sie auch begraben werden. Ob nun schon der Ertz- Priester in dieser Kirche, und unsere Obrigkeit auf dem Dom niemanden mit Gewalt zu ihrer Reli- gion zwang, noch auch sich sonderlich Mühe gab, uns zu bereden, ihren Glauben anzunehmen; so musten doch aus unserer Gemeinde alle Sonn- tage 4. Personen in ihre Kirche vor dem Niclas- Thore gehen, und die Predigt mit anhören. Sie hatten zuweilen sehr schlechte Prediger, so sie auf die Cantzel stelleten: und bekam der Capellan offters mehr Beyfall und Approbation bey dem Volcke, als der Ertz-Priester. Einst kam unter der Predigt ein Hund mit einem Stücke Fleisch in die Kirche gelauffen, dem die andern Hunde
das
Wird in einer
mit David geſuchet, er werde ſolche auch gefun- den haben.
Anno 1676. §. 4.
Der andere Tag meines Lebens war der Tag meiner Wiedergeburt, in welchem ich getaufft worden; und zwar in einer Catholiſchen Kirche. Denn das Theil der Vorſtadt, wo meine Eltern wohnten, gehoͤrte auf den Dom; und, weil ſol- ches diſſeits der Oder, und von dem Dom weit abgelegen war; ſo waren wir in die naͤchſte Kirche vor dem Niclas-Thore eingepfarret, in welcher die Lutheraner getauffet, getrauet, und wohin ſie auch begraben werden. Ob nun ſchon der Ertz- Prieſter in dieſer Kirche, und unſere Obrigkeit auf dem Dom niemanden mit Gewalt zu ihrer Reli- gion zwang, noch auch ſich ſonderlich Muͤhe gab, uns zu bereden, ihren Glauben anzunehmen; ſo muſten doch aus unſerer Gemeinde alle Sonn- tage 4. Perſonen in ihre Kirche vor dem Niclas- Thore gehen, und die Predigt mit anhoͤren. Sie hatten zuweilen ſehr ſchlechte Prediger, ſo ſie auf die Cantzel ſtelleten: und bekam der Capellan offters mehr Beyfall und Approbation bey dem Volcke, als der Ertz-Prieſter. Einſt kam unter der Predigt ein Hund mit einem Stuͤcke Fleiſch in die Kirche gelauffen, dem die andern Hunde
das
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Wird in einer
mit David geſuchet, er werde ſolche auch gefun-
den haben.
Anno 1676.
§. 4.
Der andere Tag meines Lebens war der Tag
meiner Wiedergeburt, in welchem ich getaufft
worden; und zwar in einer Catholiſchen Kirche.
Denn das Theil der Vorſtadt, wo meine Eltern
wohnten, gehoͤrte auf den Dom; und, weil ſol-
ches diſſeits der Oder, und von dem Dom weit
abgelegen war; ſo waren wir in die naͤchſte Kirche
vor dem Niclas-Thore eingepfarret, in welcher
die Lutheraner getauffet, getrauet, und wohin ſie
auch begraben werden. Ob nun ſchon der Ertz-
Prieſter in dieſer Kirche, und unſere Obrigkeit auf
dem Dom niemanden mit Gewalt zu ihrer Reli-
gion zwang, noch auch ſich ſonderlich Muͤhe gab,
uns zu bereden, ihren Glauben anzunehmen; ſo
muſten doch aus unſerer Gemeinde alle Sonn-
tage 4. Perſonen in ihre Kirche vor dem Niclas-
Thore gehen, und die Predigt mit anhoͤren.
Sie hatten zuweilen ſehr ſchlechte Prediger, ſo ſie
auf die Cantzel ſtelleten: und bekam der Capellan
offters mehr Beyfall und Approbation bey dem
Volcke, als der Ertz-Prieſter. Einſt kam unter
der Predigt ein Hund mit einem Stuͤcke Fleiſch
in die Kirche gelauffen, dem die andern Hunde
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/57>, abgerufen am 21.11.2024.
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